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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Aufwartung machen und Müttern und Kindern kleine Geschenke mitbringen. Außerdem wollte sie dafür sorgen, dass die dringend benötigte medizinische Hilfe noch mehr Arbeitern zuteilwurde.
    Während Lady Elisabeth immer noch an Lenas weißem Seidentraum herumzupfte, war Lord William hinzugetreten. Edwards Vater hatte sich selbstverständlich bereit erklärt, seine zukünftige Schwiegertochter in die Kirche zu führen.
    Inzwischen hatten sich die Gäste hinter der Braut und Lord William zu einem zweireihigen Spalier aufgestellt. Die Militärmusiker erhoben ihre Instrumente und spielten mit konzentrierter Miene zum Hochzeitsmarsch auf.
    Captain Peacemaker, ein hochgewachsener Blondschopf, der eine mit zahlreichen Orden geschmückte, graugrüne Uniform trug, hatte mit seinen Scharfschützen vor dem Eingang der Kirche Aufstellung bezogen. Beim Einmarsch würden seine Männer mit feierlicher Miene ihre Gewehre präsentieren und in einer Zweierreihe einen Durchgang für die Braut und ihr Gefolge bilden.
    Plötzlich öffnete sich das Kirchenportal, und Pastor Langley trat zwischen den beiden Flügeltüren heraus. Erst vor wenigen Tagen hatte Lena mit dem asketisch aussehenden Mann die Zeremonie durchgesprochen. Der anglikanische Geistliche, dessen Nickelbrille viel zu weit vorn auf der Nase saß, war gleichzeitig Militärpastor des örtlichen Schutzkommandos und gehörte so gut wie zur Familie.
    Milde lächelnd breitete er seine dürren Arme wie eine hölzerne Christusfigur aus, um sie in Empfang zu nehmen.
    In ungeahnter Anspannung umklammerte Lena den angewinkelten Unterarm ihres zukünftigen Schwiegervaters und trat durch das Spalier der Soldaten.
    Das kleine Gotteshaus verfügte über sechs mannshohe Glasfenster, und drei der Gärtner, die sich üblicherweise um die Parkanlagen von Redfield Hall kümmerten, hatten bereits am Tage zuvor einen üppigen Blumenschmuck aus bunten, einheimischen Blüten im Innern der Kapelle aufgestellt.
    Aus dem Innern des Gotteshauses erhob sich nun laute Orgelmusik, die gleiche Melodie von Felix Mendelssohn Bartholdy, die sich mit den Bläsern des Militärkorps für einen Moment auf unschöne Weise vermischte. Es dauerte eine Weile, bis beide Seiten zu einer einvernehmlichen Harmonie fanden. Edward hatte die Noten dazu in London erstanden, und Nelson Willowbie, ein Organist aus Port Maria, hatte die Melodie tagelang einstudieren müssen, weil nach seinem eigenen Bekunden Hochzeitsmelodien im Moment nicht sehr gefragt waren.
    Lena war mulmig zumute. Edward zuliebe hatte sie sogar ihren Glauben gewechselt. Mit dem Tag ihrer Vermählung trat sie zur anglikanischen Kirche über. Doch nicht nur das beängstigte sie. Ihre Knie wurden weich bei dem Gedanken, dass sie heute Abend endgültig die Frau eines Mannes sein würde, den sie noch immer nicht richtig einschätzen konnte. Ob der Preis für ihr Glück vielleicht doch zu hoch ausfiel? Würden ihre Gefühle füreinander ausreichen, um ein ganzes Leben miteinander bestreiten zu können?
    Beinahe erleichtert registrierte Lena, dass Lord William mit festem Griff ihren rechten Ellbogen erfasste und sie Richtung Altar dirigierte. Maggie und Lady Elisabeth folgten ihnen und sorgten dafür, dass sich die drei Meter lange Schleppe nicht irgendwo im seitlichen Gestühl verhedderte.
    Vor ihnen hatte sich ein Dutzend niedlich anzusehender Blumenmädchen aufgereiht, die einer benachbarten, deutschen Lutheranersiedlung entstammten. Sie steckten in himmelblauen Seidenkleidchen und trugen mit Blattgold verzierte Weidenkörbchen, aus denen sie Hyazinthen-, Hibiskus- und Jasminblüten auf den Weg zum Altar streuten. Lady Elisabeth hatte wirklich nichts dem Zufall überlassen.
    Mit gewichtigen Schritten führte Lord William Lena zum Altar, wo Edward mit seinem Trauzeugen, Trevor Hanson, bereits auf sie wartete. Lena überraschte der Anblick des gekämmten und gewaschenen Aufsehers, der in einem für ihn unpassend vornehmen Anzug steckte. Aber seine ungewohnte Erscheinung war nichts gegen Edward, der in ihren Augen aussah wie ein griechischer Gott. Augenblicklich wusste sie wieder, warum sie sich auf das Abenteuer mit ihm eingelassen hatte.
    Er trug einen französischen Anzug mit heller Hose und nussbraunem Jackett, dazu einen steifen, cremefarbenen Kragen, der farblich perfekt zu ihrem Kleid passte und seine vornehme Haltung betonte. Das markante Gesicht war glatt rasiert, die kurzen, dunklen Haare mit Pomade zurückgekämmt. Seine dunkelblauen Augen schimmerten

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