Flammen der Begierde - Cole, K: Flammen der Begierde - Pleasure of a Dark Prince
schlitzförmigen Augen vorbei über ihren Kopf zog.
Anakonda.
Panik erfasste sie. MacRieve war einem dieser Dinger ausgeliefert. Es hatte die Arme des Lykae zu beiden Seiten seines Körpers fest umschlungen und quetschte das Leben aus ihm heraus. Jedes Mal wenn er ausatmete …
Lucia würde es unter keinen Umständen schaffen, den Felsenhaufen und den Damm so schnell zu erklimmen, dass sie rechtzeitig bei ihm war. Jedenfalls nicht, ehe die Anakonda begann … zu fressen .
Ohne nachzudenken, packte sie Bogen und Köcher. Sie legte zwei Pfeile auf, zielte – eine Meile weit weg, dazu eine leichte Brise, die mir entgegenweht, ich muss ihre Augen durchbohren, sonst werde ich bei einem derart gewaltigen Geschöpf keinen großen Schaden anrichten.
Wenn sie danebenschoss, könnte sie MacRieve treffen, ihn außer Gefecht setzen und damit jede Chance auf Gegenwehr zunichtemachen, die er vielleicht noch haben mochte.
Sie schluckte, spannte die Sehne und versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen. Konzentrier dich … Aber das ist MacRieve! Sie blinzelte die Tränen weg.
Ich liebe ihn so sehr.
Sein Kopf fiel nach vorn. Bei den Göttern, er hatte das Bewusstsein verloren. Lass die Sehne los, lass sie los!
Als die Schlange ihre Kiefer aufriss, um ihre Beute in einem Stück zu verschlingen, entspannten sich ihre Finger, und die Bogensehne sang. Sie atmete tief aus, schwankte vor lauter Angst.
Die Schlange bäumte sich auf, aus jeder Augenhöhle ragte ein Pfeil. Dann stürzte der Kopf schwer zu Boden.
Lucia hatte … ins Schwarze getroffen.
Ungläubigkeit. Doch es blieb keine Zeit, sich ihrem Schock zu ergeben. Mit einem Schrei rannte sie los, sprintete über das ansteigende Gelände hinauf zu MacRieve. Während sie lief, wiederholte sie innerlich immer nur: Wie, wie, wie? Wie hab ich das gemacht?
Als sie ihn erreichte, sah sie sofort, dass das tote Tier ihn immer noch fest im Griff hatte. Ihr Herz raste vor Angst um den Lykae. Sie ließ sogleich den Bogen fallen und versuchte, die Schlange von ihm wegzuziehen, aber sie war nicht imstande, sie zu bewegen. Ein Traktoranhänger zusammen mit Regin waren eine Sache, aber das Gewicht einer toten Riesenschlange ganz allein zu bewegen, war eine völlig andere.
»MacRieve, wach auf!«, schrie sie. Nichts. Sie schüttelte ihren Rucksack ab, rannte zu einem jungen Baum und trat dagegen, sodass er umfiel. Dann kehrte sie zu der Schlange zurück und rammte den Stamm in den spiralförmig gewundenen Körper, um ihn als Hebel einzusetzen.
Sie hängte sich mit ihrem ganzen Körpergewicht an den Baum. Vor Anstrengung biss sie die Zähne zusammen. Wieder und wieder setzte sie neu an und stemmte. Endlich gelang es ihr, die letzte Körperschleife mit einem dumpfen Aufschlag von ihm herunterzuhebeln.
Nachdem sie MacRieve ein ganzes Stück von dem Ungeheuer weggezogen hatte, sank sie neben ihm zu Boden und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Er war bewusstlos, sein Atem rasselte, und bei jedem Ausatmen sprühte ein feiner blutiger Nebel aus seinem Mund.
»Bitte, wach doch auf!« Sein ganzer Oberkörper war mit Blutergüssen übersät. Innere Verletzungen. Sie hob ein Augenlid an. Sämtliche Adern in seinem Inneren schienen geplatzt zu sein, denn der Augapfel war so rot wie der eines Vampirs.
Aber ihr Schotte war unsterblich. Er würde dies überleben, er musste sich nur regenerieren. Behutsam legte sie seinen Kopf ab und machte ein Kissen aus Blättern für ihn.
Sobald er es bequem hatte, entzündete sie ein Feuer, um andere Tiere fernzuhalten, und sah sich argwöhnisch um. Sie war extrem nervös. Ja, sie hatte ihren Bogen, um sie beide zu beschützen, aber durfte sie wirklich auf ihre Fähigkeiten vertrauen? Vielleicht nahmen sie ja nach und nach ab?
»Ich muss es wissen«, murmelte sie und holte das Satellitentelefon aus ihrem Rucksack. Überrascht, dass es immer noch funktionierte, wählte sie Nïx’ Nummer.
Die Hellseherin meldete sich umgehend. »Lucia! Wie ist dein Urlaub?«
»Ereignisreich. Nïx, du weißt doch noch, dass du mir gesagt hast, ich müsse mich zurückhalten? Also, das … hab ich nicht. MacRieve und ich … «
»Du hast ihn mit deinem Zeichen versehen? Du hast seine Zähne mit deinem Hals markiert?«
»Äh, ja. Aber die Sache ist, ich kann immer noch schießen.«
»Selbstverständlich kannst du das«, sagte Nïx. »Willst du unbedingt ein Kompliment hören? Fein.« Sie fuhr fort, so als ob sie ein besonders langweiliges Gedicht aufsagen müsste: »Lucia die
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