Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
gefasst hätte, wenn nicht Dinos Krankheit dazwischengekommen wäre, die
ihn in den letzten zwanzig Jahren ans Bett gefesselt hatte. Aber dann
schüttelte sie entschieden den Kopf. »Nein! Und dann ausgerechnet Geraldine
Bertrand!«
    Â»Wenn Sie mich fragen, ist sie nicht die Erste«, sagte Frau
Kemmertöns geheimnisvoll und lobte die Tortelloni, ehe sie fortfuhr: »Ich habe
da so meine Vermutungen: Aber man soll ja nichts sagen, was man nicht beweisen
kann.«
    Dieser Ansicht war Mamma Carlotta nicht unbedingt, doch als
Schwiegermutter eines Kriminalhauptkommissars fühlte sie sich verpflichtet,
Frau Kemmertöns zuzustimmen. Erik hätte auch niemals etwas laut werden lassen,
was nicht bewiesen war, und keine Behauptung akzeptiert, die nicht mindestens
durch schwerwiegende Indizien gestützt wurde. Aber vielleicht würde die
Nachbarin, wenn man nur lange genug bei diesem interessanten Thema blieb, ja
doch der eine oder andere Verdacht entschlüpfen? Also ließ sich Mamma Carlotta
noch einmal genau erzählen, wie das damals gewesen war, als Yvonne Perrette
Urlaub auf Sylt machte und Jannes Pedersen kennenlernte.
    Â»Wilko Tadsens bester Freund! Ich glaube, Wilko hätte auch gern was
mit Yvonne angefangen, aber die ist keine, die sich auf einen verheirateten
Mann einlässt.«
    Mamma Carlotta stimmte unumwunden zu. Zwar hatte sie keine Ahnung,
wie es um Yvonne Perrettes Einstellung zu Liebe, Ehe und Moral aussah, aber da
sie ihr gefiel, wollte sie nichts anderes zulassen als Yvonnes untadeligen Ruf.
    Â»Obwohl …«, ergänzte Frau Kemmertöns nachdenklich, »genau genommen
ist Jannes ja auch noch verheiratet.«
    Mamma Carlotta sah sie erstaunt an. »Ich dachte, er wäre
geschieden!«
    Frau Kemmertöns verzog das Gesicht. »Seine Frau ist einfach auf und
davon. Wenn ich richtig informiert bin, weiß Jannes nicht mal, wo sie heute
lebt. Wie also sollte er sich von ihr scheiden lassen? Elske hat damals einfach
ihre Sachen gepackt, hat ihm einen Brief hinterlassen und ist gegangen. Jannes
hat nie wieder was von ihr gehört.«
    Â»Incredibile! Einfach unglaublich! Aber wenn ein Mann so … wie sagt
man … jähzornig ist wie dieser Jannes Pedersen, da ist es wohl besser, einfach
zu verschwinden.«
    Frau Kemmertöns nickte. »Ich bin sicher, dass Elske es auf keine
Auseinandersetzung ankommen lassen wollte.« Sie beugte sich vertraulich vor.
»Vor Gewalt hat der nämlich nicht zurückgeschreckt. Das wissen hier alle. Und
bei Yvonne Perrette habe ich auch schon Blutergüsse an den Armen und einmal
sogar ein blaues Auge gesehen.«
    Mamma Carlotta griff sich ans Herz. »Das ist ja entsetzlich! Warum
lässt sie sich das gefallen?«
    Frau Kemmertöns zuckte mit den Schultern. »Wenn sie sich von ihm
trennt, muss sie ihr Modeatelier aufgeben. Schließlich gehört Jannes das
Geschäftshaus, in dem es untergebracht ist, und er verlangt keine Miete von
ihr.«
    Â»Sie ist noch jung! Noch keine vierzig! Sie könnte irgendwo neu
anfangen!«
    Diese Ansicht teilte Frau Kemmertöns nicht. »Sie hat auf Sylt ihre
Kundschaft.«
    Â»Dann soll sie in einen anderen Teil der Insel gehen. Nach Kampen
oder Keitum!«
    Aber Frau Kemmertöns schüttelte den Kopf. »Jannes würde dafür
sorgen, dass sie auf Sylt nicht mehr glücklich wird.«
    Â»Dann eben zurück nach Frankreich. Immer noch besser, als mit einem
gewalttätigen Kerl unglücklich zu sein!«
    Frau Kemmertöns schob ihren Teller zur Seite. »Yvonne Perrette fühlt
sich verantwortlich für ihre Schwester.«
    Â»Davvero?« Mamma Carlotta sah Frau Kemmertöns ungläubig an. »Die
beiden Schwestern lieben sich aber nicht. Wenn ich beobachte, wie Geraldine
Bertrand ihre Schwester ansieht …« Mamma Carlotta schüttelte sich und schlang
die Arme um ihren Oberkörper, als fröre sie. »Da bekomme ich … wie sagt man?«
    Â»Gänsehaut«, half Frau Kemmertöns aus. »Ja, ich habe auch schon
gehört, dass es mit der Liebe vorbei sein soll. Aber Yvonne Perrette kann ihre
Schwester nicht einfach vor die Tür setzen. Zwar ist sie die Besitzerin des
Ladens und Geraldine nur ihre Angestellte, aber … sie ist ihr damals von
Avignon nach Sylt gefolgt. Sie hatte sich gerade scheiden lassen und suchte
nach einer neuen Stelle. Die beiden Schwestern hatten immer davon geträumt,
eine eigene

Weitere Kostenlose Bücher