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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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wirklich reingehen. Meine Eltern warten sicher schon mit dem Mittagessen.«
    »Ich muss auch wieder zur Arbeit in die Wäscherei«, gab Rajael zurück. »Mach’s gut, Carya.«
    »Ja, du auch.«
    »Ah, Carya, schön, dass du da bist«, begrüßte ihre Mutter sie, als sie zur Tür der kleinen Wohnung hereinkam. »Das Essen ist schon fertig. Zieh dich rasch um, wasch dir die Hände und komm dann.«
    »Ich beeile mich«, versprach Carya und lief den Flur hinunter zu ihrem Zimmer. Im Vorbeigehen steckte sie den Kopf ins Wohnzimmer, das auch als Esszimmer diente und in dem bereits ihr Vater und sein Bruder Giacomo, den alle nur Giac nannten, am Tisch saßen.
    »Hallo Papa, hallo Onkel Giac«, begrüßte sie die beiden Männer.
    »Cara Carya!«, rief Giac gut gelaunt. »Wie groß du geworden bist. Und irre ich mich, oder wirst du auch immer schöner?«
    Carya verdrehte die Augen. »Als hätten wir uns nicht vor einer Woche das letzte Mal gesehen.«
    »Ist es erst so kurze Zeit her?« Giac riss in gespieltem Erstaunen die Augen auf. »Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich muss in einer Zeitschleife gefangen gewesen sein.«
    »Ja, das klingt nach einer wahrscheinlichen Erklärung«, sagte Carya lächelnd.
    Giac, der an der Universität Physik unterrichtete, machte immer solche Scherze. Ihr Vater, ein ernster Bürokrat in den Diensten des Tribunalpalasts, konnte darüber nur selten lachen. Carya hingegen mochte Giac, ganz gleich, wie plump und anzüglich er sich manchmal gab. Denn hinter seinen großspurigen Gesten, das hatte sie bereits erkannt, steckte ein ungewöhnlich nachdenklicher und freier Geist, der am Mittagstisch auch gerne mal Themen ansprach, über die Caryas Vater lieber keine Worte verlor. Trotzdem wurde Onkel Giac immer wieder eingeladen. Er gehörte schließlich zur Familie.
    In ihrem Zimmer wechselte Carya rasch die Schuluniform gegen eine Bluse und einen braunen Rock ein. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, ihr hochgestecktes Haar zu einem losen Zopf zu flechten. So kam es besser zur Geltung, ohne dass sie es ganz offen trug, was im Alltag eher unpraktisch war – ganz zu schweigen von freizügig und deshalb verpönt. Aber sie entschied sich dagegen. Ihre Eltern würden es merken, wenn sie vor dem Mittagessen ihre Frisur änderte. Und womöglich würde Giac sich sogar zu irgendwelchen Spötteleien hinreißen lassen, die zwar harmlos gemeint waren, aber für gewöhnlich viel zu treffsicher daherkamen.
    Also ließ sie ihre Haare so, wie sie waren, als sie sich zurück zum Wohnzimmer begab. Ihre Mutter hatte einen Fleischtopf gemacht, extra für Onkel Giac. Normalerweise gab es einfacheres Essen, Suppe oder Pasta oder irgendein Gemüse, das gerade auf dem Markt angeboten wurde. Der Lux Dei bemühte sich zwar, ausreichend Nahrungsmittel für alle Bewohner Arcadions herstellen zu lassen, aber in Zeiten, in denen die meisten Nachbarn auf dem Kontinent verfeindet waren und noch immer weite Teile als unbewohnbar galten, gab es keinen so verschwenderischen Zugang zu Waren, wie dies den Geschichten zufolge vor dem Sternenfall üblich gewesen war.
    »Prächtig, Andetta«, lobte Giac mit vollem Mund. »Einfach wundervoll. Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen.«
    »Ach, sag doch so etwas nicht«, gab Caryas bescheidene Mutter zurück, aber Carya sah ihr an, dass sie sich über das Lob freute. »Ich habe einfach nur ein paar Sachen in den Topf geworfen, die wir noch da hatten.«
    Das bezweifelte Carya, aber sie hütete sich, etwas zu sagen. Manchmal ließ man eine Lüge am besten einfach im Raum stehen, auch wenn alle wussten, dass es eine war.
    »Hm«, brummte Giac. »Also, jedenfalls bin ich froh, heute bei euch essen zu dürfen. Die Mahlzeiten an der Universität sind dagegen der reinste Hundefraß.«
    »Wie läuft es denn so an der Uni, Giac?«, fragte Caryas Vater. »Abgesehen vom schlechten Essen.«
    Giac blickte seinen Bruder an, als frage er sich, ob der das wirklich wissen wolle. Dann seufzte er und legte sein Besteck hin. »Um ehrlich zu sein, bin ich nicht ganz glücklich. Wir haben einen neuen Vorsitzenden in der Moralkommission, der seine Arbeit etwas zu ernst nimmt. Ich habe langsam das Gefühl, dass in jeder meiner Vorlesungen und in jedem Seminar einer seiner Lakaien sitzt. Herrgott, ich unterrichte Physik und nicht Politik! In den Naturwissenschaften existieren schlichtweg einige Wahrheiten, die sich nicht beschönigen lassen. Die Erde ist keine Scheibe und auch nicht das Zentrum

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