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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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„Teufel noch eins! Mit so einem Schlitten durch die
Landschaft zu preschen — dafür, also wirklich, hat sich die ganze Anstrengung
gelohnt.“
     
    *
     
    Türkische
Eltern, die um ihre Kinder gebangt hatten, warteten im Polizeipräsidium und
schlossen die Geretteten in die Arme. Locke und Tom erhielten so viele
Einladungen, daß sie den Überblick verloren. Oberkommissar Brömmel verteilte
geistige Streicheleinheiten — jedes Mal, wenn er den Mund aufmachte. Und der
Polizeipräsident sprach von jugendlichen Helden, von beispielhafter Initiative
( Entschlußkraft ) und der engen Verbundenheit zwischen Türken —
Gastarbeitern überhaupt — und Deutschen.
    Den
Busfahrer Paracin hatte man inzwischen gefunden und ins Krankenhaus
eingeliefert.
    Das Pärchen
mußte sich der Presse stellen. Grinsend knipste Kunert die beiden in allen
Posen. Gunter hatte angerufen und sowohl Tochter als auch künftigen Stiefsohn
beglückwünscht, aber ihren Wagemut getadelt.
    „Wenn die Festredner
weggucken, türmen wir“, flüsterte Tom seiner Freundin zu. „Okay?“
    „Gut. Ruhm
ist wirklich lästig. Das sollte man allen sagen, die danach trachten.
Allerdings“, sie lächelte, „wir genießen nur den Ruhm einer Eintagsfliege.“
    „Jetzt
geht’s. Komm!“
    Sie drückten
sich, eilten die Treppe hinunter, wurden bereits vermißt, flitzten aber durchs
Portal und stiegen gleich auf Toms Roller, der neben dem Schulbus parkte.
    Viel Zeit
war vergangen. Der Abend brach an. Zunächst fuhren sie dorthin, wo Locke ihr
Mofa zurückgelassen hatte: in der Einfahrt zu einer Tiefgarage.
    Es war nicht
mehr da. Locke erschrak mächtig. Aber dann klingelten sie beim Hausmeister. Der
hatte das ,Fremdfahrzeug’, wie er es nannte, entdeckt und beiseite gestellt,
nämlich auf den Hinterhof.
    Der Mann,
ein Wichtigtuer, schimpfte, so ginge es nun wirklich nicht, wurde aber ganz
handsam ( brauchbar ), als sie ihm mitteilten, bei welcher Gelegenheit sie
den Mofaroller abgestellt hatten: nämlich bei der Verfolgung des Kidnappers,
der die Türkenkinder entführt hatte.
    „Donnerwetter!“
staunte er. „Eben habe ich’s im Radio gehört. Ihr seid das gewesen. Ihr habt
diesen Schwerverbrecher in erbittertem Kampf überwunden. Hut ab! Wenn ihr
wollt, könnt ihr das Mofa noch stehenlassen.“
    Aber das
wollten sie nicht.
    „Manchmal
hat der Ruhm auch Vorteile“, bemerkte Tom, als sie weiterfuhren. „Man darf sich
nur nicht zu denen stellen, die selber ins Scheinwerferlicht drängen. Die
eitlen Pinscher sind’s, die einem den Nerv töten.“
    Ohne sich
abzusprechen, fuhren sie in dieselbe Richtung wie vor Stunden, nämlich ins
Türkenviertel.
    „Jetzt
treffen wir Mustafa an“, meinte Locke. „Jetzt hat er Feierabend.“
    Vorher
freilich meldete sich quälender Appetit. Die Drei-Mohren-Mahlzeit lag schon zu
lange zurück.
    Tom
behauptete, der ‚erbitterte Kampf mit Bossert’ hätte doch sehr an seinen
Kräften gezehrt und ewig halte eine Wildsau nicht vor.
    Locke hatte
kein Geld bei sich. Tom zerrte sein Portemonnaie aus der engen Jeans und machte
Kassensturz. Leider reichte es nicht zu gemütlicher Einkehr, selbst wenn sie
sich in einem bescheidenen Restaurant mit dem preiswertesten Imbiß begnügt
hätten.
    Also kauften
sie in einem Tante-Emma-Laden eine Tüte Milch, zwei Bananen, eine Semmel und
ein Stück Käse. An der Kasse kam dann eine Summe heraus, die Toms Kapital um 30
Pfennig überschritt.
    „Ich stunde
es euch, wenn ihr wiederkommt“, sagte die freundliche Verkäuferin, die
gleichzeitig Inhaberin war.
    Aber Locke
blieb bei der Wahrheit. „Das kann sonstwann sein oder nie. Wir sind nicht aus
dieser Gegend.“
    Sie wollte
eine Banane zurücklegen.
    Doch die
Frau winkte ab.
    „Dann
erlasse ich euch die drei Groschen. Das macht mich auch nicht ärmer als ich
ohnehin schon bin.“
    Sie
bedankten sich, und in einer zugigen Toreinfahrt nahm dann das gefeierte
Pärchen sein Abendessen ein.

14. Die Sache mit
Üsküd
     
    Die Straße
zwischen den schmucklosen Häuserzeilen war dunkel und leer. Kalter Wind
blätterte ein paar türkische Zeitungen auf, die im Rinnstein lagen.
    Locke und
Tom hielten vor dem gelben Fachwerkhaus, in dem Mustafa wohnte — und sahen ihn
auch schon, als er wie von allen Teufeln gejagt durch den Eingang ins Freie
stürmte. Er hielt einen Stock in der Hand, wollte nach links und offenbar sein
Tempo erhöhen. Dann erkannte er die beiden.
    „Hallo,
Mustafa“, rief Locke. „So eilig? Wir wollen zu dir.“
    Er

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