Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
leerer
Ärmel.
    Dann wurde
dem Kerl übel. Er sank auf die Knie und spuckte auf den stoppligen Boden.
Plötzlich kippte er zur Seite und blieb liegen. Seine Augen waren verdreht.
    Ein Trick?
    Tom warf den
Knüppel weg. Ohne Pistole hätte der Kerl keine Chance gegen ihn gehabt, nicht
mal mit zwei gesunden Armen. Wenn der noch ein paar Beulen haben wollte —
bitte! Aber die Ohnmacht war echt. Der Schmerz hatte den Ganoven überwältigt,
denn der Arm war — wie sich später herausstellte — gebrochen.
    Tom
schleppte ihn in den Bus. Die Kinder wichen in die hintere Hälfte zurück.
    „Als ich die
Pistole sah“, sagte Locke, „ist mir fast das Herz stehengeblieben.“
    „Um ehrlich
zu sein — mir auch. Dem traue ich nämlich zu, daß er auf uns geschossen hätte.“
    Mit einem
Kälberstrick, der in der Scheune herumlag, fesselten sie Bosserts gesunden Arm
an einen der Sitze. Daß der Kerl Bossert hieß, stellten sie fest mit einem
Blick in seine Brieftasche.
    „Jetzt
fahren wir zurück“, sagte Tom und bekam glänzende Augen. „Ich chauffiere den
Bus.“
    „Bist du
übergeschnappt? Du hast keinen Führerschein!“
    „Na, und? Du
weißt doch: Ich bin oft schwarz gefahren. Würde das abfärben, wäre ich ein Neger.
Sicherlich — immer nur auf einsamen Parkplätzen oder auf Privatgrund. Aber bei
meinem technischen Verständnis! Geistig habe ich doch den Führerschein längst.
Und das hier ist ein Notfall. Unmöglich können wir den Bus mit den Kindern
zurücklassen, den Bossert auch nicht. Allein lasse ich dich nicht zur Stadt
laufen — in der Nebelbrühe. Und wenn ich gehe, und ihr hier ausharrt — nein!
Ich fahre! Nur bis zum Stadtrand. Bis zur ersten Telefonzelle.“
    Locke
faltete die Hände. „Bis hierher war die Sache ein Kinderspiel. Aber jetzt
wird’s gefährlich.“
    Sie nahmen
auch die Pistole und den Roller an Bord. Bossert war aufgewacht und wimmerte
nervtötend. Tom schnauzte ihn an, er solle sich wie ein Mann benehmen, ob er
denn noch nichts von Ganovenehre gehört hätte. Aber das ließ den Kerl nicht
verstummen.
    Rückwärts
setzte Tom aus der Scheune. Dabei ging der zweite Außenspiegel verloren. Er
wendete auf morastigem Boden, und für einen Moment drehten die Räder durch.
Aber dann hoppelte der Kleinbus über den Feldweg.
    Locke fand,
Tom stelle sich gar nicht so dumm an.
    „Wenn ich
durchs Abitur fliege“, meinte er, „werde ich Busfahrer.“
    Sein Gesicht
glühte vor Begeisterung. Er hatte die Scheinwerfer eingeschaltet, und seine
Augen — das grüne wie das blaue — starrten verantwortungsbewußt in den Nebel.
    Mit Tempo 30
näherten sie sich der Stadt.
    Im Nebel
tauchten die ersten Häuser auf. Und plötzlich waren sie umzingelt. Ein
Streifenwagen schoß aus der Nebenstraße hervor und blockierte die Fahrbahn. Ein
anderer schob sich von hinten an den Bus. Signalpfeifen schrillten.
Uniformierte tauchten auf, wie aus dem Erdboden gewachsen. Maschinenpistolen
zielten auf Tom.
    Offensichtlich
— man hatte den Bus bemerkt, als er sich näherte, und die Falle vorbereitet.
    Locke, die
hinter Tom saß, erinnerte sich, das Gebrumm eines Hubschraubers gehört zu
haben.
    „Um Himmels
willen! Halt endlich an!“ sagte sie.
    Denn der Bus
rollte noch, obschon im Schneckentempo. Tom machte irgendwas falsch und würgte
den Motor ab. Immerhin — der Bus stand.
    Die Tür
wurde aufgerissen, eine Maschinenpistole hereingehalten.

    „Heben Sie
die Hände über den Kopf und kommen Sie raus!“
    „Aber ja
doch“, nickte Tom. „Für Sie tue ich alles.“
    „Ich gehöre
dazu“, rief Locke fröhlich. „Wie hoch muß ich die Hände heben?“
    „Du, Erwin“,
sagte eine Polizistenstimme. „Das ist doch die Tochter von dem Tagblatt-Rehm.“
    „Bin ich“,
rief Locke. „Und das hier ist der Sohn von Dr. Helga Conradi. Außerdem haben
wir — abgesehen von den niedlichen Zwergen — noch einen Fahrgast in unserer
Mitte. Hören Sie, wie er wimmert? Nein, jetzt hat er aufgehört. Aber er zerrt
an seiner Fessel und fletscht die Zähne wie ein Monster für Horrorfilme.“
    Zwei
Polizisten, die MP im Arm, kamen herein. Sie schauten so dümmlich, daß Locke zu
kichern begann.
    „Dort ist
der Kidnapper“, japste sie. „Mein Freund Tom hat ihn überwältigt. Wir vermuten, es ist einer von
Koracs Leuten — wohl der letzte, wie?“
    Die
Polizisten sahen sich an.
    Tom
beachtete sie nicht. Seine Hände glitten über das Lenkrad. Er klopfte aufs Armaturenbrett.
    Im
Selbstgespräch murmelte er:

Weitere Kostenlose Bücher