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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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frei.“
    Brömmel
schluckte.
    „Die Zeit
ist viel zu knapp“, sagte er heiser. „Sowas läßt sich nicht übers Knie brechen
und...“
    „Die Zeit
reicht“, unterbrach Bossert. „Und ich warne Sie. Wenn meine Forderung nicht
erfüllt wird, sind Sie verantwortlich für alles weitere. Sie wollen wissen, was
dann mit den Kindern geschieht? Ich werde den Schulbus auf einen unbeschrankten
Bahnübergang stellen. Irgendwo, irgendwann. Ich kann mir Zeit lassen, denn ich
bin in einem sicheren Versteck. Ich werde den Bus erst dann auf die Schienen
stellen, wenn der Zug schon heranrast, wenn das Unglück unvermeidlich ist.
Hernach können Sie ein Massengrab anlegen. Ende!“
    Er legte
auf.

13. Tom, der Busfahrer
     
    Sie hatten
im Wäldchen gehalten, beobachtet, wie der Schulbus über den Feldweg schaukelte
und in der Senke verschwand.
    Das Dach der
Scheune konnten sie sehen.
    Der
Raubfischtyp war zu Fuß zurückgekehrt und in Richtung Epsendorf marschiert.
    Jetzt
stoppte Tom seinen Roller vor der Feldscheune, und Locke dachte: Au Backe! Tut
mir der Po weh! Das war ja ein schrecklicher Weg.
    Tom schob
das Tor auf. Zwielicht füllte die Scheune.
    Kindergesichter
sahen ihnen durch die Heckscheibe des Busses entgegen.
    „Wir haben
uns nicht getäuscht“, sagte Locke beklommen. „Das ist eine Entführung. Und hier
hat er die Kleinen versteckt, dieser Raubfisch. Aber warum bleiben die so brav
auf den Sitzen?“
    „Wahrscheinlich
hat er ihnen gedroht.“
    Sie traten
in die Scheune.
    Aufgeregt
begannen die Kinder zu gestikulieren ( Bewegungen wie Zeichensprache). Immer wieder deuteten sie zu einem offenen Verschlag an der Seite.
    „Der Wolf...
der Wolf... ein hungriger Wolf...“
    Sie hörten
die Kinderstimmen durch die geschlossenen Fenster.
    „Aha!“
meinte Tom. „Hier geht’s wohl zu wie im Märchen.“
    Er warf
einen Blick in den Verschlag, wo die fauligen Rüben moderten. Dann öffneten sie
die Bustür und stiegen ein.
    „Hallo,
Kinder!“ rief Locke. „Ihr habt ja noch eure Schulmappen bei euch. Ihr kommt
wohl direkt aus der Schule?“
    Stimmen
schwirrten durcheinander. Die Aufregung war groß. Immerhin begriffen die
Kleinen sofort, daß von Locke und Tom nichts zu befürchten war.
    Nach und
nach erfuhren die beiden, was sich abgespielt hatte.
    Locke
beruhigte die Kinder.
    „In dem
Verschlag dort ist gar kein Wolf. Der Mann hat euch belogen.“
    Tom ging
hinaus, schob seinen ,Hirsch’, den Motorroller, hinter die Scheune, kam zurück
und schloß das Tor.
    Der Kerl
sollte nicht mißtrauisch werden bei seiner Rückkehr.
    Den Kindern
impfte er ein, sich auf ihre Plätze zu setzen und ruhig zu bleiben. Locke blieb
bei ihnen.
    Tom fand
einen handlichen Knüppel. Damit bewaffnete er sich. Durch einen Spalt in der
Bretterwand beobachtete er den Feldweg.
    Nebel zog
sich zusammen. Von der Stadt hörte man nichts. Er sah eine streunende Katze,
die nach Feldmäusen jagte. Eine Weile verging. Dann tauchte der Raubfischtyp
auf.
    Er schritt
schnell, schlenkerte die Arme und hielt den Kopf gesenkt. Jetzt blickte er auf,
peilte zur Scheune her, war aber beruhigt. Denn hier, so schien es, war alles
unverändert.
    Tom hörte
seinen Atem, als der Kerl vor dem Tor anlangte.
    Er blieb
stehen, griff in die Tasche, zog ein Zigarettenpäckchen hervor und suchte nach
Streichhölzern.
    Tom hatte
Locke und den Kindern mit Gesten bedeutet, daß es soweit sei.
    Aber die
absolute Stille war offenbar ein Regiefehler. Jedenfalls hob der Kerl plötzlich
den Kopf, und Mißtrauen verhärtete seine Züge. Daß eine Busladung Kinder sich
so ruhig verhielt, schien ihm wohl verdächtig — trotz seiner Drohung, der Wolf
lauere im Verschlag.
    Seine Hand
griff unter die Jacke. Dann schimmerte der brünierte Stahl einer Pistole im
fahlen Herbstlicht.
    Tom
schluckte und preßte sich neben dem Tor an die Wand.
    Knarrend
bewegten sich die Rollen, auf denen es lief. Ein Spalt tat sich auf. Er
vergrößerte sich. Der Lauf der Pistole schob sich herein, jetzt die Hand, jetzt
der halbe Unterarm.
    Das kam wie
bestellt.
    Der Knüppel
sauste durch die Luft und traf den Arm wie ein Fallbeil. Markerschütterndes
Geheul hallte über die Felder. Die Pistole war zu Boden gepoltert, der Arm
verschwunden. Tom setzte nach.
    Der
Verbrecher taumelte zurück. Das Raubfischgesicht erinnerte jetzt mehr an einen
Weißfisch, jedenfalls zog sich die Blässe bis über die Stirnglatze hinauf. Die
linke Hand umklammerte den rechten Unterarm, der so schlaff hing wie ein

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