Flammenbrut
ziemlich kurzfristig.»
«Ich weiß, aber wir sind schon eine ganze Ewigkeit nicht mehr zusammen ausgegangen! Ich sag dir was, warum kommst du nicht
rüber? Bring ein paar Flaschen Wein mit, und mit etwas Glück sind wir schon herrlich besoffen, bevor Jack nach Hause kommt.»
Kates Laune hob sich sofort. «Wirklich?»
«Natürlich. Solange es dir nichts ausmacht, wieder mal die gute Tante zu spielen, wenn ich die Kinder nicht ins Bett kriege.»
Bei dem Gedanken an Lucys Kinder lächelte Kate. «Ich |26| freu mich drauf.» Sie sagte Lucy, dass sie in einer Stunde bei ihr sein würde, und legte auf; ihre Melancholie war wie weggeblasen.
Sie hatte wieder etwas zu tun, hatte ein Ziel und einen Plan. Sie würde mit Emily und Angus lachen und spielen, sich mit Lucy
ein wenig betrinken und ihr Selbstmitleid und ihre Depressionen zum Teufel jagen. Während Tom das Letzte aus seiner Stimme
herausholte, tanzte sie mit schwingenden Hüften durchs Zimmer.
Dann rief sie sich per Telefon ein Taxi und schenkte sich ein Glas Wein aus dem Kühlschrank ein.
«Cheers», prostete sie sich zu. Sie nahm das Glas mit ins Badezimmer und stellte es, während sie sich auszog, auf den Rand
der Badewanne. Während sie darauf wartete, dass das Wasser heiß wurde, warf sie einen kurzen Blick auf ihr Spiegelbild und
wünschte sich wie gewöhnlich, sie wäre groß und elegant statt klein und dünn. Aber jetzt in ihrer Hochstimmung konnte sie
auch das nicht kratzen.
Sie duschte schnell und summte vor sich hin, während das prickelnde Wasser die Ereignisse des Tages wegspülte. Sie hatte sich
abgetrocknet und wollte sich gerade anziehen, als es an der Tür klingelte. Das Taxi kam zu früh.
Verdammt.
Kate zögerte und überlegte, ob sie noch ein paar Kleider überwerfen sollte, bevor sie die Tür öffnete. Ein zweites, längeres
Klingeln gab den Ausschlag. Sie zog sich einen Bademantel über und lief die Treppe hinunter.
Durch die bunten Rhomben der Glasvertäfelung war die verschwommene Silhouette eines Mannes zu sehen. Kate schloss die Tür
auf und öffnete sie einen Spalt weit.
«Entschuldigung, Sie sind zu …», begann sie und brach ab.
Paul stand auf der Veranda. Er grinste sie an. «Zu was?»
|27| Sein Anblick ließ sie erstarren. Sie versuchte, sich mit einem Ruck aus ihrem Schockzustand herauszureißen.
«Was willst du hier?»
«Ich bin hergekommen, um dir zu gratulieren.»
Er hob die Champagnerflasche, die er am Hals gefasst hatte. Kate konnte das Bier in seinem Atem riechen, säuerlich und mit
einem Hauch Zigarette durchmischt. Etwas an seinem Lächeln gefiel ihr nicht. Sie hielt die Tür fest, versperrte ihm den Weg.
«Ich will ausgehen.»
Sein Grinsen wurde breiter, und er ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. Sie widerstand dem Impuls, den Bademantel
enger um sich zu ziehen. «Das Taxi muss jeden Augenblick hier sein. Ich muss mich noch anziehen.»
Er wandte den Blick von ihren Brüsten ab. «Kümmer dich nicht um mich. Gibt schließlich nichts, was ich nicht schon mal gesehen
hätte, oder?»
Trotz ihrer Proteste trat er vor, und sie wich instinktiv zurück. Das war alles, was er brauchte, um seine Schulter in die
Tür zu zwängen und sie gegen ihren Widerstand aufzuhebeln. Er zwang sie einen weiteren Schritt zurück, dann stand er in der
Wohnung.
«Paul …!», begann sie, aber er schob sich an ihr vorbei.
«Na komm schon, Kate, ich dachte, du hättest es eilig?» Er stolperte schwerfällig die Treppe hinauf und prallte einmal von
der Wand ab, als er dagegentaumelte. Während seine Schritte schon durchs Wohnzimmer dröhnten, stand Kate noch immer in dem
kleinen Flur.
Geh nicht rauf, halt dich von ihm fern, geh nicht rauf!,
schrillte eine dünne Stimme. Aber Kate wusste nicht, was sie sonst hätte tun können. Also schloss sie zwar die Haustür, aber
nicht die Wohnungstür am Fuß der Treppe, und lief hinter ihm her.
|28| Paul saß lässig auf dem Sofa, beide Arme über die Rückenlehne gelegt. Sein Gesicht war gerötet. Er hatte sich, seit sie ihn
das letzte Mal gesehen hatte, nicht sehr verändert. Sein dunkelblondes Haar war ein wenig länger, und sie bemerkte, dass das
Hemd über dem Bauch ein wenig spannte. Aber die herablassende Arroganz, mit der er die Welt betrachtete, war unverändert.
Er feixte. «Hübsch hast du es hier.»
«Wie hast du rausgefunden, wo ich wohne?»
«Wenn du das geheim halten willst, solltest du dich nicht im Telefonbuch eintragen
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