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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Trainingsschuhen knochendürr und mitleiderregend aus, als
     sie ihn hinter sich herzog. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen, zog sich den Mantel über Mund und Nase und holte hastig
     ein paarmal tief Luft. Sie wollte gerade wieder nach seinen Füßen greifen, als die Dosen mit dem Flüssiganzünder explodierten.
    Es folgte ein lautloser Blitz, und ein Hitzeschwall schlug sie zur Seite. Der Flur verwandelte sich augenblicklich in einen
     Ofen. Sie spürte, wie die Haut ihres Gesichts abblätterte, und wusste, dass ihr Haar in Flammen stand. Sie holte Atem, um
     zu schreien, erstickte den Schrei jedoch, als die überheiße Luft ihre Kehle und ihre Lungen verbrannte. |397| Blind und nun selbst in Flammen stehend, taumelte sie weiter, bis sie plötzlich gegen einen festen Gegenstand stieß.
    Als der Läufer die Flammen erstickte, wurde sie von Dunkelheit umfangen. Sie spürte, wie Jack sie auf die Haustür zuzog, riss
     sich aber von ihm los und kam unter dem Läufer zum Vorschein, um abermals nach einem von Ellis’ Knöcheln zu greifen.
    Sie sah, wie Jacks Lippen Flüche formten, aber ihr Kopf war erfüllt vom Widerhall der Explosion, und sie konnte nichts hören.
     Sie schüttelte trotzdem den Kopf und zog heftiger, und einen Augenblick später warf er den Läufer über sie beide und umfasste
     Ellis’ anderen Knöchel.
    Gemeinsam schleppten sie ihn zur Haustür und taumelten rückwärts über die qualmende Decke, so schnell sie nur konnten. Kate
     wäre beinahe die Treppe hinuntergefallen, und dann holperte Ellis über die Stufen auf den Weg. Eine dumpfe Erinnerung regte
     sich in Kate, aber sie war verflogen, bevor sie sich ihrer richtig bewusst werden konnte.
    Sie zogen ihn noch bis zum Tor, bevor sie stehenblieben und den schwelenden Läufer abstreiften. Die kalte Luft war wie Balsam
     auf Kates Haut. Sie saugte sie tief in ihre Lungen und zuckte bei dem Schmerz, den ihr das bereitete, zusammen. Mit tränenden
     Augen konnte sie sehen, dass Lucy schluchzte, während sie mit immer noch gefesselten Händen versuchte, Jack zu umarmen.
    Kate drehte sich wieder zu Ellis um. Er lag halb auf der Seite. Kate hatte es bisher vermieden, ihm ins Gesicht zu sehen,
     aber jetzt tat sie es. Sein Haar war weggebrannt und die Haut aufgesprungen wie zu lange gegartes Fleisch. Der Geruch ließ
     sie beinahe würgen. Sie war sich ziemlich sicher, dass er tot war. Sie wusste selbst nicht, warum sie noch einmal zu ihm zurückgekehrt
     war. Dann zuckten seine Augen. |398| Der größte Teil seiner Augenlider war weggebrannt, und Kate wusste, dass er blind sein musste. Aber seine Augen bewegten sich,
     als suche er nach etwas. Seine Hände waren nicht allzu schlimm verbrannt, und Kate ergriff eine.
    Ihre Kehle fühlte sich an, als hätte sie zerbrochenes Glas darin, als sie versuchte zu sprechen. Sie versuchte es noch einmal.
    «Ich bin hier.»
    Die krächzende Stimme war nicht ihre. Sie hallte hohl und fern durch das Klingeln in ihren Ohren. Sein Blick heftete sich
     auf den Klang ihrer Stimme. Sie konnte das Beben spüren, das ihn durchlief. Sein Mund öffnete sich leicht, und mit sicherer
     Intuition wusste Kate, was er wollte.
    «Ich habe das Baby noch», krächzte sie flüsternd.
    Er starrte weiter in ihre Richtung; seine blicklosen Augen sahen an ihr vorbei. Aber er rührte sich nicht wieder. Nach einer
     Weile wusste sie, dass er tot war.
    Sie legte seine Hand nieder und stand auf. Die Flammen, die das Haus verzehrten, loderten mittlerweile wild gen Himmel. Qualm
     quoll durch die Tür und die Fenster. Sie spürte, dass der Schmerz ihrer Brandwunden stärker wurde. Sie ging dahin, wo Lucy
     und Jack mit den Kindern standen.
    Lucy hatte kein Klebeband mehr an Mund und Händen. Sie weinte immer noch, und sie und Kate sahen einander an und fielen sich
     dann taumelnd in die Arme. Kate spürte, wie ihr eigenes Schluchzen sie zu schütteln begann, und die beiden Freundinnen klammerten
     sich aneinander fest und weinten, während das Haus brannte und in der Ferne Sirenen laut wurden.

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    |399| Epilog
    Das Krankenhaus riecht nach warmen Heizkörpern und Antiseptika. Sie schreit laut auf, als der Schmerz immer wieder auf sie
     eindrischt. Es fühlt sich an, als würde es nie mehr aufhören. Aber endlich spürt sie ihn nicht mehr. Erschöpft lässt sie sich
     zurücksinken.
    Ihr kurzes Haar, das immer noch nachwächst, klebt ihr am Kopf. Unter einem Ärmel des weißen Baumwollnachthemds sieht man die
     pinkfarbene

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