Flammenbucht
Zerstörung von Thax vor Augen geführt haben.« Sie musterte die Fürsten abwechselnd. »Ich habe mehrmals den Goldei befragt, den wir in Praa gefangennahmen - Quazzusdon, einen der Anführer der Echsen. Es war ausgesprochen mühsam, dieser Kreatur Aussagen über den goldeischen Feldzug zu entlocken, doch sie bestätigte meine Vermutung, daß die Echsen die Eroberung sämtlicher magischen Quellen planen. Von den Zauberern der Calindor weiß ich, daß sich die Sphäre mit dem Erscheinen der Goldei verändert hat. Dies wird schreckliche Auswirkungen auf das Leben in Gharax haben. Schon jetzt wird aus den besetzten Ländern Candacar und Gyr berichtet, daß die Freisetzung der Quellen die Naturgewalten entfesselt hat. In den gyranischen Wäldern streifen Tiere umher, die seit Jahrhunderten als ausgerottet galten; Äcker, die einst den Mooren abgetrotzt wurden, verwandeln sich in tückische Sümpfe zurück; Gebirgsdörfer werden durch Erdbeben verschüttet, Küstenstädte von Flutwellen überschwemmt. Die Welt droht wieder zu jenem Ort des Schreckens zu werden, von dem die Legenden der Alten Zeit berichten.«
Baniter hatte der Königin aufmerksam zugehört. »Ich teile Eure Sorgen, Königin. Doch sollten wir die Untersuchung dieser Veränderungen nicht den Zauberern überlassen? Sie wurden von Durta Slargin in die Geheimnisse der Sphäre eingeweiht.«
Inthara verzog die Mundwinkel. »Auf die Zauberer können wir nicht zählen. Die Calindor hat versagt; in Harsas unterlag sie dem Feind und verlor die Schale der Träumer, die wichtigste Quelle Arphats, an die Goldei. Deshalb sollten wir die Erforschung der Sphäre in umsichtigere Hände legen.«
Nun meldete sich Sai'Kanee zu Wort, die bleiche Priesterin des Kubeth. »Die Zeit der Logen ist um. Sie haben ihre Aufgabe lange Zeit erfüllt; nun müssen sie anderen Mächten weichen - Mächten, von denen ihr nichts ahnt!« Sie sprach mit einer dunklen, getragenen Stimme. Baniter schien es, als richtete sie ihre Worte direkt an ihn. »Der Dom zu Vara birgt eine der mächtigsten Quellen, die Eurem Reich geblieben sind. Sie wird uns Antwort auf unsere Fragen geben.«
Scorutar Suant räusperte sich verlegen. »Wir werden unser möglichstes tun, um Euren Wunsch zu erfüllen, Königin, doch die Spannungen innerhalb der Tathril-Kirche stellen ein Hindernis dar. Noch gebietet ein Anhänger Nhordukaels, der Kurator Alplaudo Carxives, über den Dom. Ich kann Euch nicht versprechen, ob…« Inthara schnitt ihm das Wort ab. »Wenn der Silberne Kreis nicht auf meine Forderungen eingeht, werde ich nach Arphat zurückkehren. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich meinem Land den Krieg gegen die Goldei ersparen soll. Noch ist es nicht zu spät, mich ihnen zu ergeben. Dann wird Sithar das letzte Land sein, das ihnen Widerstand bietet.«
Baniter musterte sie anerkennend.
Sie tritt noch entschlossener auf in Arphat. Was verheimlicht Inthara uns? Und was erhofft sie sich vom Zutritt zum Erhabenen Dom?
Er warf Scorutar einen fragenden Blick zu. Der Fürst von Swaaing antwortete mit einem zögerlichen Nicken, und so hob Baniter die Stimme. »Die Kirche des Tathril wird hocherfreut sein, Euch und die Priesterin Sai'Kanee als Gäste im Dom begrüßen zu dürfen. Warum auch sollte sie der künftigen Kaiserin einen solchen Besuch verwehren?«
Aber nimm dich in acht, Inthara… die Kirche wird eine Herausforderung ihrer Macht nicht ungestraft hinnehmen.
Inthara lächelte zufrieden. »Dann sehe ich kein Problem darin, an den heutigen Feierlichkeiten teilzunehmen. Setzt Eurem unreifen Bengel ruhig die silberne Krone auf; ich werde das Spiel mitspielen - und ihm eine gute Gemahlin sein, eine liebende Frau. Je rascher diese Ehe geschlossen wird, desto besser.«
Ihr Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an. Wie ein Kind strich sie sich mit beiden Händen über die Wangen, ihre Augen schweiften zum Zeltdach empor, und sie summte vor sich hin, während sie die Fürsten mit einer beiläufigen Geste entließ.
Scorutar und Baniter verneigten sich und wandten sich zum Gehen. Scorutar schlug das Tuch beiseite, das den Ausgang des Zeltes abschirmte, und schritt nach draußen. Baniter wollte ihm folgen, doch eine sanfte Berührung an seinem Handgelenk hielt ihn zurück.
»Wartet einen Augenblick, Baniter.« Inthara war ihm gefolgt. Sie stand dicht hinter ihm; der Duft exotischer Blüten umgab sie. Langsam wandte sich Baniter ihr zu. Ihm kam der Moment in den Sinn, als er zum ersten Mal in ihre Augen
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