Flammender Diamant
sagte Cole. »In denen ist auch Wasser.«
»Wie sollte ich das vergessen ? Meine ist schwerer als meine Kameratasche.«
»Das bezweifle ich. Du mußt doch mindestens fünf Pfund Filme mit dir rumschleppen.«
»Und die habe ich schon bis auf drei Rollen verschossen«, sagte sie und seufzte. »Ich würde ja zum Rover zurückgehen und neue holen, aber ich habe keine Lust, so weit zu laufen.«
»Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?«
Erin lächelte schief und schüttelte den Kopf, während sie sich wieder Luft zufächelte. »Danke, aber das ist nicht nötig. Die Sonne steht schon zu hoch. Das macht die Schatten zu flach. Und wenn das Licht wieder schräger einfällt, werden schon die
Wolken über uns sein. Vielleicht gibt es zum Sonnenuntergang noch einmal schönes Licht. Wenn nicht, dann morgen wieder.«
Erin fächelte sich wieder mit dem Hemd Luft zu und dachte sehnsüchtig daran, wie bequem es wäre, wenn sie die Feldflasche abnehmen könnte. Cole hatte ihr jedoch gesagt, sie solle die Feldflasche jedesmal tragen, wenn sie zum Fotografieren aus dem Rover ausstieg. Er machte es sich selbst auch nicht leichter. Er trug nicht nur eine noch größere Feldflasche, sondern auch einen großen Rucksack mit Schürfausrüstung.
Sie hatte erstaunt festgestellt, daß eine Flinte und eine Schachtel Patronen ebenso zu seiner Ausrüstung gehörten wie Kompaß, Fernglas, Schaufel, Probetüten, Etiketten, Klappmesser, Überlebensdecke und große Flächen Plastikfolie, deren Zweck sie nicht kannte.
»Trink«, sagte Cole. »Wasser wiegt im Magen weniger, als wenn es dir an der Hüfte hängt.«
Folgsam schraubte Erin den Deckel der Feldflasche auf und trank. Das Wasser war abgestanden und wärmer als ihr Mund. Sie seufzte und dachte an einen Gletscher, von dem große Stücke ins Meer stürzen.
»Willst du noch mehr fotografieren?« fragte Cole.
»Was denkst du?«
Er sah sie von der Seite an und lächelte. »Dumme Frage, was ?«
Der Kontrast zwischen Coles amüsiertem Lächeln und seinem kraftvollen, fast nackten Körper machte Erin atemlos. Eine Welle von Verlangen erfüllte sie, so daß sie beinah schmerzlich ihren eigenen Körper spürte. Erinnerungen durchströmten sie, die heißer und lebhafter waren als die Sonne; Bilder von einer sinnlichen Zeit, bevor sie die vollendete Chen Lai in Coles Armen gesehen hatte.
»Geh einfach weiter das Bachbett entlang aufwärts, dann verirrst du dich nicht, in Ordnung?« schlug Cole vor.
Erin nickte. »Und wo gehst du hin?«
»Immer hinter dir her. Unterwegs siebe ich den Sand im Flußbett.«
Erin hörte eine Veränderung in Coles Stimme. »Hast du vorher etwa irgendwas gefunden?«
»Hier oben muß es irgendwo Sedimentlagerstätten geben, entweder ein alter Strand oder ein altes Flußbett«, sagte er und deutete mit seinem Daumen auf die beiden flachen Hügel rechts und links des trockenen Bachbettes. »Ich finde hier Material, das viel abgerundeter ist und aus anderem Fels besteht als das, was ich bisher gesehen habe.«
»Diamanten?« fragte sie eifrig.
»Nein. Aber die Erhebung da drüben ist aus Kalkstein. Also halte Aussicht nach Stellen, wo der Regenzeitbach sich in den Felsen gegraben hat. Es könnte Höhlen geben.«
»Wirklich?«
»Wo immer es Kalkstein und Wasser gibt, kann es auch Höhlen geben«, sagte Cole trocken. »Keine Sicherheit, nur eine Möglichkeit. Die meisten Höhlen werden entdeckt, wo ein Fluß sich durch den Felsen gräbt wie ein Messer durch Schweizer Käse, so daß man alle Löcher im Innern sieht.«
Erins Augen leuchteten heller. Sie wollte etwas sagen, scheuchte dann aber erst ungeduldig die Fliegen weg.
»Zeit für den Insektenschutz«, sagte Cole und griff in seinen großen Rucksack. »Die lieben dich wirklich, Erin.«
Erin verzog das Gesicht, drückte etwas von der weißen Lotion in ihre Handfläche und begann sich einzureiben.
»Paß auf Schlangen auf«, sagte Cole und griff wieder nach seinem Werkzeug. »Sie sitzen im Schatten und in den Spalten. Wenn du Vögel oder Fledermäuse siehst, sag es mir. Dann ist vielleicht Wasser in der Nähe.«
»Brauchen wir welches?« fragte sie.
»Das, was wir im Rover haben, reicht noch für ein paar Tage,
aber wenn wir eine Wasserstelle finden, die nicht auf den Karten eingezeichnet ist, können wir Street die Arbeit etwas schwerer machen.«
Erin schraubte die Flasche mit der Lotion zu und gab sie Cole zurück. »Vielleicht ist Street genau das, was er sein soll - ein Mann, der die Sleeping
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