Flammender Diamant
erleichtert, den Wagen zu sehen, sein stickiges Inneres war immer noch besser als das gnadenlose Brennen der Sonne.
Cole begriff als erster die dunklen Flecken unter dem Rover. Er hatte zwar einen Sabotageakt erwartet, aber die Tatsache schockierte ihn doch.
»Cole?«
» Es ist genau das, wonach es aussieht - Kühlwasser«, sagte er rauh.
Schweigend sah Erin zu, während Cole unter die Motorhaube und die anderen wichtigen Teile des Rovers sah.
»Der Mistkerl war gründlich«, sagte Cole und schlug die Tür des Rovers zu. »Kein Stück Schlauch übrig und kein Wasser.«
»Er hat unser Wasser mitgenommen?«
»Nein. Die Nahrungsmittel. Das Wasser hat er einfach auf den Boden gegossen.«
Erin holte kurz Luft. »Das Funkgerät?«
»Weg. Die Karten auch.«
Sie atmete ächzend aus und wandte sich ab, damit Cole nicht sah, wieviel Angst sie hatte. »Und was jetzt?«
Er sah zum flimmernden Himmel auf und dann Erin an, deren Haut unter der erhitzten Rötung bleich war.
»Trink ordentlich aus der Feldflasche, Erin.«
»Sollte ich das Wasser nicht lieber aufbewahren?«
»Du wirst nicht glauben, daß viele Leute, die tot aufgefunden wurden, noch Wasser in ihrer Flasche hatten. Dehydration ist wie Unterkühlung. Bevor sie einen umbringt, nimmt sie einem das Urteilsvermögen. Trink, solange du es noch kannst. Der Durst wird schon noch kommen.«
31 . Kapitel
Erin betrachtete den Inhalt des Rucksacks, den Cole auf der dünnen Überlebensdecke ausgebreitet hatte. Er nahm den Hammer vom Gürtel und legte ihn neben die Pfanne, die Probentüten und Gesteinsproben, die er schon gesammelt hatte. Die Kühltasche, in der Erin ihre Filme transportierte, lag daneben, ebenso der Kompaß und die verbliebene Feldflasche. Erin erblickte Streichhölzer, die Schaufel, drei Schachteln Munition, die Flinte, das Messer und mehrere große Stücke Plastikfolie. Sie sah zu, wie er weiter Sachen aus dem Rucksack packte und sie danach sortierte, ob sie zum Überleben nützlich waren oder nicht.
»Wieviel Eis ist noch in der Kühltasche?« fragt er, ohne aufzusehen.
»Keins. Es war schon alles geschmolzen, bevor der Mistkerl den Deckel aufgerissen hat. Er muß hineingeschaut und nur die Filme gesehen haben.«
Cole knurrte. »Ist der Film in Ordnung?«
»Müßte er eigentlich sein. Die Schachteln sind dicht.«
Schnell sortierte Erin belichtete und nicht belichtete Rollen. Als sie fertig war, begann sie die belichteten in eine Militär-Gürteltasche zu stopfen, ein Gürtel, an dem verschiedene Beutel aus tarnfarbigem Stoff hingen.
»Laß den Gürtel«, sagte Cole. »Er ist bloß überflüssiges Gewicht. Wir können nicht ein Gramm mehr als absolut nötig mitführen.«
»Wie lange werden wir brauchen, bis wir wieder hierherkommen?« fragte sie und sah den Haufen belichteter Filme an.
»Vielleicht kommen wir gar nicht zurück«, sagte Cole ruhig. »Es sind hundertzwanzig Kilometer bis zur Gibb Road. Luftlinie. Zu Fuß wird es weiter sein.«
»Und wie weit ist es bis zur Windsor-Station?«
»Die Straße entlang etwa siebzig Kilometer, querfeldein weniger. Aber zwischen hier und der Station gibt es nur zwei Kalksteinhügelketten und ansonsten zerrissene Lehmflächen ohne einen Tropfen Wasser bis zur Regenzeit.« Er fing an, den Rucksack zu packen. »Selbst wenn wir es zur Station schaffen würden, würde der Hund mit dem Hubschrauber irgendwo auf uns warten. Wir hätten keine Chance gegen ihn. Die Wahrscheinlichkeit, daß wir zwischen hier und der Gibb Road Wasser finden, ist größer, und wenn wir erst dort sind, finden wir auch viel eher Hilfe.«
Was Cole nicht aussprach, war, daß ihre Überlebenschance überhaupt nur winzig war. Keine Nahrung, wenig Wasser und vor ihnen Kilometer um Kilometer verlassener Landschaft, die ihnen alles abverlangte, aber nichts zurückgeben würde.
Erin betrachtete Coles verschlossenes Gesicht. Wortlos drehte sie den Filmen den Rücken zu, die ihre ersten, unersetzlichen Eindrücke der fremdartigen Landschaft des Kimberley-Plateaus darstellten.
»Ist noch Wasser in der Kühltasche?« fragte Cole.
»Ja.«
»Gieß es in die leere Feldflasche, die unter dem Vordersitz liegt. Wenn es zu schwierig ist, ohne etwas zu verschütten, dann helfe ich dir.«
Noch bevor Erin das ganze Wasser in die Feldflasche gefüllt hatte, kam Cole mit dem schweren Rucksack in der einen und der Flinte in der anderen Hand zum Rover herüber. Er zog ein khakifarbenes Buschhemd an und stopfte ein zweites in den Rucksack. Dann sah
Weitere Kostenlose Bücher