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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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über den Bullenfänger geflogen kam. Der zweite Baum streifte auf Erins Seite mit lautem Geräusch den Wagen. Der dritte war kräftiger. Der Rover traf ihn und wurde gegen einen Stein an der Seite gedrückt. Erin riß noch einmal das Steuer des beschädigten Fahrzeugs herum und lenkte es schlingernd gegen zwei weitere Eukalyptusbüsche. Jetzt war sie schon langsam genug geworden, um in den ersten Gang zu schalten. Der Wagen verlor noch mehr an Geschwindigkeit.
    Der letzte Eukalyptusbusch, den sie trafen, hielt. Staub, Zweige und Blätter stoben auf, und der Motor des Rovers erstarb. Erin legte mit Kraft den Rückwärtsgang ein.
    Es wurde ganz still. Während der Staub noch durch das Innere des Wagens wirbelte, sah Erin zu Cole hinüber.
    »Was, keine Sprüche über Frauen am Steuer?« fragte sie mit unsicherer Stimme.
    »Du kannst mich jederzeit fahren, egal wohin«, sagte er. »Willst du selbst nach unten fahren oder soll ich das tun?«
    »Ich lasse dir den Vortritt.«
    Bis sie die Plätze getauscht, den Rover in den ersten Gang gebracht und langsam bis unten auf den Grund der Schlucht gefahren waren, hatte das Adrenalin in Erins Blut etwas nachgelassen. Als Cole eine ebene Fläche gefunden und angehalten hatte, seufzte sie erleichtert. Er stieg aus, kramte in dem zerbeulten Werkzeugkasten des Rovers und verschwand unter dem Wagen mit einer kleinen Taschenlampe, einem Schraubenschlüssel, einem Schraubenzieher und einem längeren Stück dünnen, schwarzen Schlauchs.
    »Verschwinde bloß nicht irgendwo zum Fotografieren«, sagte Cole.
    Schuldbewußt steckte Erin die Kamera in die Tasche zurück. Kurz darauf griff sie nach dem Fernglas, stellte sich auf die vordere Stoßstange des Rovers und kletterte von da aus auf die Gepäckfläche auf dem Dach. Zwischen einem der Ersatzreifen und einem Stapel Treibstoffkanister fand sie einen einigermaßen bequemen Sitzplatz. Wesentlich bequemer jedenfalls als der Boden unter Cole, wenn seine Wortwahl ein brauchbarer Maßstab dafür war. Sie rückte den Hut auf ihrem Kopf zurecht und fing an, die Umgebung zu betrachten.
    Nichts außer dem vom Boden aufsteigenden Hitzeflimmern bewegte sich. Die heiße Brise war genauso dumpf wie die Farbe des Himmels. Die Schlucht und das Gelände auf der anderen Seite waren leer. Kein Vieh, keine Känguruhs, keine Vögel. Nichts außer Felsen und Bäumen, deren Form sie kaum geglaubt hätte, wenn sie sie nicht vor sich gesehen hätte.
    Als Erin das Fernglas senkte, fiel ihr Auge auf eine leise Bewegung in der Nähe. Sie richtete das Fernglas auf einen Punkt in etwa dreißig Meter Entfernung.
    »Cole?«
    Sie hörte ein Grunzen als einzige Antwort.
    »Wie sehen Australiens Giftschlangen eigentlich aus?«
    Coles Kopf erschien unter dem Rand des Rovers, gefolgt von seinem schmutzigen, staubigen Oberkörper. Seine kurze Hose hatte dieselbe Farbe wie die rostrote Erde. Auch die Rückseite seiner Oberschenkel. Ein kleines Stück Schlauch baumelte in seiner rechten Hand. Er sah zu Erin hinauf, die mit gekreuzten
    Beinen auf dem Ersatzreifen saß und durch das Fernglas schaute. Er folgte der Richtung ihres ausgestreckten Fingers und entdeckte eine Schlange, die sich durch den Staub wand. Sie war hellbraun mit einer Spur von leuchtendem Blau am Bauch. Das Tier glänzte, als wäre seine gesamte Länge von einem Meter und fünfzig erst kürzlich poliert worden. Es bewegte sich mit der trägen, muskulösen Leichtigkeit eines seiner Umgebung hervorragend angepaßten Lebewesens.
    »Manche von ihnen sehen genauso aus«, sagte Cole.
    »Ist sie gefährlich?«
    »Höllisch.«
    »Verdammt. Ich würde gern so nah an sie rankommen, daß ich sie fotografieren kann.«
    »Warum?«
    »Wegen des Kontrastes zwischen dem glänzenden Körper und der Erde, den perfekten Bewegungen neben dem kantigen Untergrund, wegen ihrer Lebendigkeit, wo es eigentlich nichts gibt außer Felsen und Staub...« Sie zuckte mit den Schultern. »Sie ist einfach schön.«
    »Das ist eine Königsmulga, eine der tödlichsten Schlangen der Erde. Halte dich möglichst fern von ihr«, sagte er knapp. »>Schön.< Menschenskinder. Aber ich schätze, damit hätte ich rechnen müssen. Jeder, der an Märchenfeen glaubt, muß wohl auch sonst noch etwas seltsam sein.«
    Erin betrachtete das Stück Schlauch in Coles Hand. »Das da ist aber häßlich. Ohne jeden Zweifel.«
    »Hätte ebenfalls tödlich sein können«, sagte Cole und streckte sich. »Wir hatten ein kleines Leck in der Leitung, seit wir hinter

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