Flammender Diamant
gerade?«
Cole nickte. »Und er ist nicht irgendein mutiger schwarzer Junge, der einfach durch die Landschaft läuft. Er ist uns gefolgt, seit wir den Rover verlassen haben. Ich habe schon mal, während du schliefst, versucht ihn zu fangen, aber er ist zu geschickt.«
Sie schüttelte den Kopf und versuchte, zu verstehen. »Warum folgt er uns? Will er uns umbringen?«
»Nein. Er ist ein Kimberley-Geier, der wartet, bis wir sterben. Er wird den Hubschrauber rufen, und man wird unsere Leichen >finden<, genau wie die von Abe«, sagte Cole knapp. »Wie bedauerlich, eine traurige Angelegenheit, die zwei Amis sind draußen im Outback gestorben, als ihr Rover 'nen Abgang gemacht hat. Keine Kugeln. Keine Zeichen von Gewaltanwendung an den Leichen. Nichts als Flüssigkeitsmangel, Hunger, Folgen der Hitze und Tod. Keine unangenehmen Fragen, keine internationalen Schwierigkeiten, keine häßlichen kleinen Nachforschungen durch deinen Vater und den CIA.«
»Es wird doch niemand glauben, daß wir einfach losgelaufen und gestorben sind. Dieser Rover wurde doch durch Sabotage unbrauchbar!«
Coles Lächeln spiegelte sich nicht in seinen Augen. »Ja wirklich? Oder hatten wir nur kein Trinkwasser mehr, haben das aus dem Kühler gefiltert und uns zu Fuß auf den Weg gemacht?« Er nickte, als er sah, daß Erin verstand.
»Sie werden die Schläuche ersetzen, das Funkgerät mit ein paar losen Kabeln wieder einbauen, um unser Schweigen zu erklären, und dann werden sie für die Presse eine Schau abziehen«, fuhr Cole fort. »Alles läuft, wie sie es wollten, bis auf eine Kleinigkeit. Sie wußten nicht, daß ich in trockenen Ländern immer Material für Destillierblasen in meinem Rucksack habe. Wir leben schon doppelt so lange, wie sie erwartet haben. Der schleichende kleine Aborigine, den sie uns hinterhergeschickt haben, hat jetzt auch kein Wasser mehr. Der Hund muß es sich genauso suchen wie wir. Und genau das tut er gerade: Er sucht nach Wasser.«
»Und was tun wir jetzt?«
»Beten, daß er welches findet.«
33. Kapitel
Es war nicht möglich, dem Aborigine in der Dunkelheit zu folgen. Nach Sonnenuntergang breitete Cole die Decke auf dem Boden aus. Erin hatte sich trotz der Hitze angewöhnt, sich neben Cole zusammenzurollen. So verfiel sie dann in einen halb schlafenden, halb wachenden Zustand. Die Nacht verging unter Qualen von Durst, der sich durch das aromatische Wasser aus den Destillierblasen kaum hatte stillen lassen.
Anders als in den vergangenen Nächten wurden die Wolken nicht langsam dünner. Riesige Blitze zogen über den Himmel, Donner explodierte.
Von Durst und verzweifelten Hoffnungen auf Regen gequält, schliefen Erin und Cole unruhig. Als das erste Licht sich über Himmel und Erde ergoß, verschwand Cole, um zu sehen, ob ihr Wächter während der Nacht zurückgekommen war. Er fand nichts außer den Fußspuren im Staub, wo der Mann ihr Lager umrundet hatte, bevor er in den Busch aufgebrochen war.
Ein wenig Regen fiel gleich nach Sonnenaufgang. Die Tropfen waren schwer und naß und lockend. Aber sie hielten ihr Versprechen nicht. Die Wirklichkeit bot ihnen nur die unnachgiebige, brüllende Hitze des Sonnenaufgangs.
»Beeil dich«, sagte Cole. »Das Licht, in dem man Spuren lesen kann, dauert in den Tropen nicht lange.«
In den ersten schräg einfallenden Sonnenstrahlen des Tages konnte man Spuren erkennen, als wären sie mit Neonfarbe aufgemalt. Cole deutete darauf.
»Das ist das eine Ende unserer letzten Hoffnung«, sagte er. »Das andere Ende ist da draußen irgendwo an einem Wasserloch.«
Cole folgte den Spuren eilig und zeichnete um jede einen Kreis im Staub. Dann suchte er die nächste Spur. Wenn er in eine Richtung nicht weiterkam, kehrte er zu der letzten Spur im Kreis zurück und suchte in eine andere Richtung. Während Erin Cole beobachtete, konnte sie eine Weile lang den Durst vergessen.
Aber als die Sonne höher hinaufstieg und das Licht wie ein Hammer auf sie herabfiel, spürte Erin, wie ihre Kraft nachließ.
Cole drängte pausenlos weiter und fluchte, daß die Spuren jetzt zusehends schlechter zu erkennen waren.
»Wie weit könnte er denn für Wasser wandern?« fragte Erin schließlich.
»So weit er muß. Aber er kommt gut voran. Er geht nicht zurück oder in Kreisen und klettert auch nicht auf Hügel, um sich umzusehen.«
»Ist das gut?«
»Das bedeutet, daß er weiß, wohin er geht. Wir müssen nur weiter seiner Spur folgen.«
Coles Augen verengten sich, als er eine leichte,
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