Flammender Diamant
trocken.
»Das ist heiliger - Boden«, sagte Cole.
Erin blinzelte und sah sich um. Sie bemerkte erst jetzt, daß sie in der Mitte eines riesigen Aschekreises stand.
Langsam verließen sie die Feuerstelle und wanderten auf die zerstreuten Blöcke Kalkstein zu, die sich am Fuß von Bridget's Hill angesammelt hatten. Das steile Felsgebilde war wirklich eher ein Tafelberg als ein Hügel, ganz wie ein Riff, eine massiv gewordene Verbindung zusammengedrückten, ineinandergeschobenen, wasserlöslichen Gesteins, das Erosion langsam wieder freilegte.
Cole betrachtete die steile, schroffe Felswand und wußte, daß nur eine sehr energische Frau wie Bridget auf die Idee kommen konnte, dort hinaufzuklettern und auch nur ein ähnlich energi-scher Mann ihr folgen würde, um sie zu fotografieren. Der Kalkstein war alt und zu den ungewöhnlichsten Formen ausgewaschen. Die Oberseite des Hügels würde sicher aus einem Netzwerk tiefer Einschnitte und Risse bestehen, mit Strudellöchern und Abflußrinnen, zwischen denen nichts leben konnte außer Eidechsen oder Vögeln. Keiner konnte ahnen, ob Bridget's Hill der letzte Überrest eines einst riesigen Kalksteingebildes war oder nur die Spitze eines steinernen >Eisbergs<, der sich unter ihnen noch weiter fortsetzte.
Aber wie gründlich Cole auch hinsah, er erkannte an der ganzen Felswand keine Stelle, wo das üppige Grün saftiger Blätter auf ein Wasserloch oder eine Quelle hindeutete.
Immer wieder stieß ein Blitz herab und tanzte auf der Oberseite des Hügels. Der folgende Donner erschütterte die Erde. Der Wind seufzte von der schroffen Felswand herab und hob Schleier von Staub aus der Ebene.
»Wasser?« fragte Erin heiser.
Ohne zu antworten ging Cole auf einen Einschnitt an der steilsten Stelle des Hügels zu. Es war der einzige Ort, wo eine Quelle versteckt sein konnte.
Der Weg dorthin war mit Felsbrocken übersät, deren Oberfläche zu Höhlungen und Vertiefungen geformt war. In diesen würde während der Regenzeit das Wasser stehen. Aber das Wasser war schon seit langem verdunstet und hatte unheimliche schwarze Skulpturen zurückgelassen, die von puderfeinem Staub umgeben waren. Eine leere Wasserrinne schlängelte sich zwischen den Steinen hindurch wie eine trockene Zunge mit vielen Gabelungen, die von dem Einschnitt am Fuß des Hügels ausging.
Oben auf dem Hügel tanzte ein Blitz mit tödlicher Grazie entlang, der Donner krachte im selben Augenblick.
Erin folgte Cole zu dem Fuß der schmalen Schlucht, wo wahrscheinlich meistens Schatten herrschte. Jemand war schon vor ihnen hier gewesen. Kleine Erdhügel waren wahllos verteilt, verbunden durch die gleichen breiten Fußspuren, denen Cole über die Ebene gefolgt war. Cole ging von einem der Löcher zum nächsten und fand in jedem dasselbe - etwa einen Meter trockene Erde und darunter gleich trockener Kalkstein.
»Bis jetzt hatte der Typ auch nicht mehr Glück als wir«, meinte Cole finster.
Die Spuren wandten sich dem trockenen Wasserlauf der Felswand zu und verschwanden auf den schwarzen Steinen. Der Aborigine hatte offensichtlich die Gefahr der Blitze nicht gescheut und war die steile Klippe hinaufgeklettert, um nach Löchern zu suchen, in denen sich vielleicht während der ganzen Trockenzeit das Wasser hielt.
Cole wußte, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als hinterherzuklettern. Wortlos legte er den Rucksack ab und begann, nach dem besten Aufstieg durch den steinernen Irrgarten zu suchen.
»Nein«, krächzte Erin. »Die Blitze.«
Im selben Augenblick zerriß wieder ein ungeheurer Blitz den Himmel von Horizont zu Horizont, der Donner folgte mit wilder Gewalt. Ihrer beider Haare richteten sich am ganzen Körper durch die elektrische Ladung der Luft auf und kribbelten.
Von einer Minute zur nächsten verdunkelte sich der Himmel, so als wäre die Sonne vom Himmel gerissen worden. Die Welt verwandelte sich wie in einem Kampf, und aus Luft wurde Wasser. Dann prasselte der Regen so gewaltsam wie die Blitze herunter, so laut wie der Donner, wie ein ausgeschütteter Ozean, der Land und Himmel gleichermaßen überfluten wollte.
Erin und Cole hielten einander in den Armen, lachten und wandten ihre Gesichter nach oben, dem lebensspendenden Wasser entgegen.
34. Kapitel
Eine Stunde nach Sonnenaufgang betrachtete Erin ihrer beider Lagerfeuer, das unter einem diesigen Himmel flackerte. Als der Wolkenbruch schließlich aufgehört hatte, war es schon Nacht geworden. Kurz vor Sonnenaufgang hatte eine nach Regen duftende
Weitere Kostenlose Bücher