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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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regelmäßige Unebenheit in der Erdoberfläche bemerkte. Wenn er auf die Knie ging, verschwand das Muster. Er hockte sich hin und schaute entlang in Richtung der Spur. Eine schwache Vertiefung zeigte sich in der Landschaft vor ihnen. Dahinter erhob sich jener steile Abhang mit der flachen Oberseite, der auch nach Stunden des Weges noch nicht näher gekommen zu sein schien.
    Als Cole wieder aufstand, hatte er zwei Steinchen in der Hand, die er an seiner Hose abwischte. Einen gab er Erin, den anderen steckte er in den Mund.
    »Stell ihn dir als einen Bonbon vor«, meinte er.
    Erins Speicheldrüsen reagierten sofort. Zum ersten Mal seit zwei Tagen wurde ihr Mund wieder feucht.
    »Das funktioniert nur einmal«, sagte er angesichts ihres überraschten Gesichtsausdrucks. »Danach hat dann deine Zunge wenigstens noch etwas zu tun, anstatt sich nur trocken anzufühlen.«
    »Ein Trick, was?«
    »Das ganze Leben ist nichts anderes«, sagte Cole dumpf. »Lauter Tricks, dem Tod zu entgehen.«
    Erin folgte Cole durch den Staub. An Regen glaubte sie inzwischen nicht mehr. Die Spur verschwand immer wieder, so daß Erin stehenbleiben mußte, wo Cole zuletzt etwas entdeckt hatte, während er Kreise drehte, um den weiteren Verlauf der Spur zu finden. Irgendwann begann vor Erins Augen die Welt dunkler zu werden und sich um sich selbst zu drehen. Sie ging in die Knie und ließ den Kopf hängen, bis ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit langsam wieder in die sonnenverbrannte Wüste Westaustraliens zurückkehrte.
    Langsam wurde ihr bewußt, daß Cole über ihr stand und mit seinem Hemd Schatten erzeugte. Als sie versuchte, wieder aufzustehen, legte er ihr die Hand auf die Schulter.
    »Ruh dich aus. Der Schwindel wird vergehen.«
    Diesmal.
    Aber das sprach Cole nicht laut aus. Er hatte schon gestern und vorgestern erwartet, daß Erin an die Grenze ihrer Kräfte gelangen würde. Ihre erstaunliche Ausdauer in dem für sie völlig ungewohnten Klima überraschte ihn und steigerte seine Entschlossenheit, für ihrer beider Überleben zu kämpfen.
    » Besser ? Kannst du wieder aufstehen ?« fragte er mit rauher, aber trotzdem sanfter Stimme schließlich.
    »Ja«, flüsterte sie.
    Mit Coles Hilfe kam sie wieder auf die Beine. Er führte sie unter den schwachen Schatten einer Akazie und ging daran, mit der Decke für richtigen Schatten zu sorgen.
    »Nein«, sagte sie heiser. »Wir müssen weitergehen.«
    »Noch nicht. Du mußt dich erst noch etwas erholen.«
    Cole zog sein Hemd wieder an und betrachtete die Umgebung. Sie war immer noch weitgehend flach, der Boden eines Beckens, das keinen sichtbaren Abfluß hatte. Die einzig bemerkenswerte Erhebung ringsumher war jener abgeflachte Hügel, der sich vor ihnen zurückgezogen zu haben schien wie eine Fata Morgana.
    Aber jetzt wirkte er nicht mehr abgeflacht. Auch nicht mehr wie ein Hügel. Eher wie ein Tafelberg mit rauher Oberfläche.
    Von Wind und Wasser geformte Steinformationen lugten aus der spärlichen Vegetation hervor.
    »Cole?«
    Er wandte sich von den verzerrten Felsformen ab und der Frau zu, deren Überlebenswille ebenso groß wie seiner war.
    »Bist du sicher, daß wir hier nicht schon mal waren?« fragte sie.
    »Ganz sicher.«
    Erin hielt die Hand über die Augen und blinzelte. Dann holte sie plötzlich tief Luft. »Wo sind wir?« fragte sie.
    »Auf dem Kimberley«, sagte Cole sanft.
    »Ja, aber wo? Ist irgendeiner von Abes Claims hier in der Nähe?«
    Cole überlegte einen Augenblick in der Erinnerung an die Karten, mit denen er so viele Stunden verbracht hatte. Er sah auf den Kompaß, dann auf seine Uhr und stellte ein paar grobe Berechnungen an. Dann blickte er Erin wieder an.
    »Wir könnten am Rand eines seiner Claims sein. Warum?«
    Einen Augenblick lang antwortete Erin nicht. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie gerade vom Schlafwandeln erwacht und in einer neuen Welt zu sich gekommen.
    »Bist du je schon mal hiergewesen?« fragte sie.
    »Nein. Das ist ein kleiner Claim. Goldsucher haben ihn vor vierzig Jahren sehr gründlich durchsucht. Sie fanden gerade genug Goldstaub, um jahrelang weiterzusuchen, bis sie schließlich aufgaben. Einfach zu trocken.«
    »Hat Abe diesen Claim je erwähnt?«
    »Nur wenn er betrunken war, aber dann redete er auch von tausend anderen Orten. Er schien ihm nie besondere Bedeutung zuzumessen. Warum?«
    »Ich glaube, das ist Bridget's Hill«, sagte Erin schlicht. »Sicher bin ich nicht. Aber wenn er es ist, wurden die Fotos von einer Stelle weiter links mit

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