Flammender Diamant
schloß die Augen und ließ diese zarte Folter so lange zu, wie er sich noch unter Kontrolle hatte.
»Genug«, sagte er schließlich.
Erin sah etwas in seinen Augen aufblitzen und trat sofort einen Schritt zurück. Er ließ ihre Hand nicht los.
»Entschuldige«, sagte sie schnell. »Ich dachte, du magst das.«
»Das ist ja gerade das Problem. Ich mag es viel zu sehr.« Er sah sie an und versuchte nicht, den elementaren Hunger zu verbergen, den er spürte. »Ich begehre dich schon seit unserer ersten Begegnung. Nichts was seither geschehen ist, hat daran etwas geändert. Aber ich habe noch nie eine Frau geküßt, ohne sie auch zu besitzen, nicht einmal mit vierzehn, und -«
»Vierzehn?« unterbrach ihn Erin. Und dann, als sie richtig verstand, was er gesagt hatte: »Noch nie?«
»Sie war neunzehn, und sie wußte genau, was sie wollte. Und ich auch, als sie mit mir fertig war.« Cole lächelte und legte einen Finger unter Erins Kinn, so daß sich ihre geöffneten Lippen schlossen. »Schau doch nicht so schockiert. Für die Gegend, aus der ich kam, war ich spät dran, aber ich habe wirklich schnell aufgeholt. Ich wollte nicht heiraten, also habe ich nicht nach Mädchen gesucht, die küssen und dann >nein< sagen. Die Mädchen, mit denen ich gegangen bin, kannten das Wort gar nicht. Abendessen, ins Kino, und dann der Rücksitz von einem Auto.«
»Das Kino konnte vermutlich auch ausgelassen werden?«
Cole lächelte schief und drückte noch einmal ihre Hand, wobei er sie, ohne es zu wollen, wieder näher zu sich heranzog. »Das Essen meistens auch«, gestand er.
»Gibst du jetzt an oder beschwerst du dich?«
»Keins von beidem«, sagte er und hob Erins Hand noch einmal zu seinen Lippen. Ganz sanft nahm er ihren Zeigefinger zwischen die Zähne, kostete sie und ließ sie wieder los. »Ich versuche dir zu erklären, daß für mich diese Art von Spiel in mancher Beziehung genauso neu ist wie für dich. Oder hast du als junges Mädchen auch durch beschlagene Autofenster eine Menge schlechte Filme im Autokino gesehen?«
Erin versuchte zu lachen, aber es gelang ihr nicht so recht. »Nein. Ich war dreizehn, bis ich neunzehn wurde. Schlaksig und schüchtern und unauffällig. Phil, mein Bruder, hat dazu noch beigetragen. Einmal war ich schrecklich verliebt in einen drei Jahre älteren Jungen aus der obersten Klasse. Als er mich zum Essen einlud, rief Phil den Jungen an und erklärte ihm, wenn er mich auch nur küßte, könne er sein Testament machen. Der Samstag kam und der Typ erschien nicht. Später fand ich heraus, daß er besonders scharf auf Jungfrauen war. Hat regelmäßig Buch geführt.«
»Komisch, wie unterschiedlich Männer sind. Ich habe mich noch nie für eine Jungfrau interessiert, bis ich dich getroffen habe.«
Erin schloß die Augen. »Eigentlich gar nicht komisch. Ich bin keine Jungfrau.«
»Du hast dich noch nie einem Mann hingegeben«, sagte Cole sachlich. »Dadurch giltst du in meinem Buch als Jungfrau.« Er ließ Erins Hand los. »Bleib hier, ich schaue nach, wie es im Flur aussieht.«
Der Flur war genauso leer wie die Hotelhalle. Ein Page brachte Coles Mietwagen. Cole fuhr abwechselnd mal schnell, mal langsam und prüfte im Rückspiegel immer wieder, ob ihnen jemand folgte. Als sie die Küstenstraße erreicht hatten, fuhr er über mehrere leere Parkplätze, falls sie doch verfolgt wurden, schließlich parkte er am Strand.
Erin griff nach der Autotür und sah dann zu Cole hinüber. Er prüfte genau Rück- und Außenspiegel. Auch wenn sie es kaum erwarten konnte, draußen auf dem Sand zu stehen und nichts mehr vor sich zu haben als siebentausend Meilen Wasser, machte sie doch die Tür nicht auf.
»Du lernst schnell«, sagte Cole anerkennend.
»Schmerz ist ein guter Lehrer.«
»Das tut mir leid. Ich habe versucht, dir nicht weh zu tun.«
»Du hast mir nicht weh getan«, sagte sie schnell. »Deshalb habe ich mich ja auch nicht mehr gewehrt. Ich rechnete damit, daß du mir weh tun würdest, aber du hast es nicht getan. Verdammt schwer bist du.«
Cole lächelte. »Nächstes Mal darfst du oben sein.«
Erin sah ihn erstaunt von der Seite an und lächelte dann in einer so schüchternen Weise, daß er erkannte, wie gut ihr der Gedanke gefiel.
»Es gibt zwei Möglichkeiten, Schätzchen«, sagte er. »Spazierengehen oder ein Einführungskurs in beschlagene Fenster.«
Sie lächelte traurig. »Führ mich nicht in Versuchung.«
»Warum nicht?«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Erin wandte sich
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