Flammender Diamant
durchquerte das Zimmer mit wenigen, schnellen Schritten. Gerade als sie die Tür ein paar Zentimeter weit geöffnet hatte, stemmte er seine Hände über ihren Schultern gegen die Tür, so daß sie nicht weiter aufging. Sie gab ein erschrecktes Geräusch von sich. Seine starken Arme umgaben sie rechts und links, er war überall um sie, umgab sie, hielt sie fest.
Erin erstarrte, erinnerte sich an ein anderes Mal, eine andere Tür, einen anderen großen Mann, der sie festgehalten hatte. Die Erinnerungen stiegen in ihr auf wie eine erstickende, schwarze Flut, drohten, ihre Beherrschung zu durchbrechen.
»Was zum Teufel tun Sie da?« wollte Cole wissen. »Sie können nicht einfach die Tür aufmachen und rausgehen, wie ein -«
Mit einem unbestimmten Schrei drehte Erin sich um und griff ihn an. Ihre Handkante zischte auf seine Kehle zu. Er schaffte es kaum, den Schlag rechtzeitig abzuwehren. Ihr Knie fing er mit dem Oberschenkel auf, während sie den Kopf gegen seinen Unterkiefer rammte. Etwas aus dem Gleichgewicht geraten, und weil er ihr nicht weh tun wollte, ging er sie von unten an, scherte die Füße unter ihr weg und drückte sie nach unten, bis sie flach unter ihm auf dem Teppich lag.
Erin kämpfte schweigend, wild, gebrauchte jeden Trick, den sie in den vergangenen sieben Jahren gelernt hatte. Vergeblich. Cole konterte ihre Schläge mit seiner größeren Kraft und Geschicklichkeit und hinderte sie so daran, ihn oder sich selbst zu verletzen. Sie bemerkte bald, daß sie ihre Kraft verschwendete. Sie verhielt sich völlig bewegungslos und wartete darauf, daß er irrtümlich ihre ruhige Haltung für eine Niederlage hielt.
Cole betrachtete die grünen Augen, die so dicht vor seinen waren, und spürte ein Frösteln am ganzen Körper.
»Erin, hör zu, ich will dir nicht weh tun, aber ich kann dich nicht einfach so in den Flur hinausgehen lassen, wenn ich ihn nicht vorher kontrolliert habe. Ich tu' dir nicht weh, ich bin auf deiner Seite.«
Er sagte diese Worte immer und immer wieder, während Erin ihn mit wildem Blick beobachtete. Langsam drang der Sinn seiner Worte durch ihre Angst bis zu ihrem Bewußtsein vor. »Ich verstehe«, flüsterte sie. »Du kannst mich jetzt loslassen.«
»Nein, noch nicht«, sagte Cole sofort, und seine Stimme klang nicht mehr tröstend. »Nur wenn du mir erzählst, warum du gerade versucht hast, mich umzubringen.«
»Es tut mir leid. Ich... bin in Panik geraten.«
»Das habe ich gemerkt. Warum?«
Erins Stimme erstarb, als ihr klar wurde, daß Cole sie völlig hilflos im Griff hatte, seinen Körper schwer über den ihren gelegt. Sie hätte entsetzt sein müssen, war es aber nicht. Noch mehr als seine tröstenden Worte beruhigte sie seine Zurückhaltung. Sie hatte ihn angegriffen. Er hatte nicht mehr getan, als sich zu verteidigen. Selbst jetzt, obwohl Blut aus einem Riß an seiner Lippe trat und eine Schwellung dort an seinem Kinn entstand, wo sie ihn gerammt hatte, ging er vorsichtig mit ihr um.
»Du hast mir nicht weh getan«, flüsterte sie. »Du tust mir immer noch nicht weh.«
Die Verwunderung in Erins Stimme erstaunte Cole, aber noch bevor er fragen konnte, was sie damit meinte, begann sie zu erklären.
»Als du die Tür festgehalten hast, war alles wieder genau wie bei Hans, wie er zur Tür ging und mich festhielt und mich dann wieder losließ, und ich rannte, und er fing mich ein und dann wieder und wieder...«
»Hans?« fragte Cole weich, aber in seinem Blick war nichts Weiches.
Einen Augenblick lang sagte sie nichts.
»Sprich mit mir, Erin. Wir werden so nah beieinander leben. Ich will nicht noch einmal auf so eine Mine treten.«
Sie schloß die Augen. Cole hatte recht.
»Hans war mein Verlobter vor sieben Jahren. Er war so groß wie du. Und so stark. Oh, Gott, er war so stark.« Erin schauderte und fuhr dann mit seltsam tonloser Stimme fort: »Ich habe ihn ertappt, als er gerade Papiere aus dem Wandtresor meines Vaters fotografierte. Ich wollte weglaufen, aber es war schon zu spät. Er war so schnell. Wie du.«
Cole wartete, seine Pupillen waren fast genauso weit wie ihre.
»Als ich versuchte zu schreien, schlug Hans gegen meine Kehle«, flüsterte Erin. »Dann schlug er mich auf die Schultern. Ich konnte nicht schreien, konnte kaum atmen, meine Arme waren taub, meine Finger funktionierten einfach nicht. Dann ließ er mich wieder zur Tür rennen, aber ich konnte sie nicht aufmachen, konnte die Arme nicht bewegen, konnte meine Finger nicht krümmen. Als er mein
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