Flammender Diamant
Nichts geschah, nur ein zartes, verlockendes Streifen von Wärme an ihren Lippen, als Cole ausatmete. Ein Gefühl schoß wie ein Speer von ihrem Brustbein bis zu den Knien und ließ sie erschaudern.
»Angst?« flüsterte er.
»Ich...«
Er wartete.
»Nach Hans...«, sagte sie und holte dann tief Luft. »Danach haben mir die Psychiater gesagt, daß Jungfrauen, die so vergewaltigt worden sind wie ich, später fast immer Nonnen oder Huren werden. Ich habe sieben Jahre lang keinen Mann an mich herangelassen. Ich weiß nicht einmal, ob ich es jetzt kann. Vielleicht gerate ich wieder in Panik.«
»Ich riskiere es, wenn du es möchtest«, sagte Cole.
»Wirst du... zärtlich sein?«
»Was glaubst du?«
Erin sah in die grauen Augen, die nur wenige Zentimeter vor ihr waren, und fragte sich, wie sie sie je hatte für kalt halten können.
»Ja«, flüsterte sie.
Die Spitze von Coles Zunge folgte langsam dem empfindlichen Rand von Erins Oberlippe. Im ersten Moment gab sie einen kleinen Laut von sich. Die gleitende Berührung war so unerwartet, so exquisit, so anders als alles, was sie je bei einem Mann erfahren hatte. Langsam entspannte sich ihr Körper und wurde weich, hob sich ihm sacht entgegen, verlangte nach mehr von seiner Wärme. Er wiederholte die zärtliche Berührung, folgte der Linie ihres ganzen Mundes, genoß die schüchterne Zärtlichkeit mit einer Intensität, die ihn überraschte.
Als Erin seine Zungenspitze auf ihrer Unterlippe spürte, schauderte sie und schloß instinktiv die Augen. Sie konzentrierte sich nur auf die Gefühle, die sie von seiner Berührung aus durchströmten. Während Cole langsam wieder und immer wieder ihre Lippen kostete, fing alles um sie her an, sich zu verändern, die Angst verschwand, es gab nur noch die warme Zärtlichkeit. Als Erin die straffe Hitze seines Bizeps unter ihren Handflächen spürte, wurde ihr erst bewußt, daß sie die Hände ausgestreckt hatte und sich an ihn klammerte.
»Cole...«
»Ja, genau so«, sagte Cole, und seine Zunge glitt zwischen Erins geöffnete Lippen, berührte ihre Zungenspitze mit der seinen. »Laß mich dich kosten. Nur ein bißchen. Das ist alles. Ich tue dir nicht weh. Das weißt du doch, oder?«
Während Cole sprach, küßte er Erins Mund immer wieder, hielt sie aber nicht fest, zwang sie zu nichts, berührte sie nur mit der Zungenspitze und der Wärme seines Atems.
Und weil Cole sich nur in dieser Weise gestattete, sie zu berühren, konzentrierten sich seine Gefühle ganz darauf, auf die Spitze seiner Zunge. Er spürte die Hitze und die Beschaffenheit ihres Mundes mit einer sinnlichen Intensität, die für ihn ebenso unbekannt war wie für sie. Die Neuheit dieser Empfindung faszinierte ihn. Er erkundete noch einmal ihre Zunge, tauchte in die Hitze und Weichheit darunter, schmeckte sie, wie er in seinem Leben noch nie eine Frau geschmeckt hatte, kostete und liebkoste sie, bis er das Gefühl hatte, als ende jeder Nerv seines Körpers in seiner Zungenspitze.
Schließlich zwang Cole sich aufzuhören. Er wandte sich ab und richtete sich mit einer geschmeidigen Bewegung fast gleichzeitig auf. Er hatte das Gefühl, daß er bald nicht mehr so nah bei Erin sein können würde, ohne sie ganz an seinen hungrigen Körper drücken zu müssen. Er war nicht daran gewöhnt, eine Frau nur zu küssen, ohne sie zu besitzen. Und diese Tatsache war ebenso neu für ihn wie die Entdeckung von der erstaunlichen Empfindlichkeit seiner Zunge.
Erins Augen öffneten sich langsam. Ihre Handflächen fühlten sich kühl an, weil sie Cole nicht mehr berührte. Und auch ihre Lippen, ihr Mund, ihre Zunge.
»Cole?« fragte sie mit rauchiger Stimme.
»Zeit für den Spaziergang, Erin.«
Sie betrachtete die große Hand, die er ihr entgegenstreckte. Als sie sie ergriff, zog er sie hoch und verschränkte seine Finger langsam und fest in den ihren. Seine Handfläche war warm und fest, seine Fingerinnenseiten glatt. Sie spürte, wie ihr Atem kurz stockte angesichts der Gefühle, die ihren Arm hinaufströmten. Als er sie wieder loslassen wollte, wehrte sie sich. »Warte.«
Cole erstarrte.
Erin berührte den Riß in seiner Lippe mit einer leicht zitternden Fingerspitze. Als sie dem Rand seines Mundes folgte, spürte sie ein kleines Kratzen durch seine Bartstoppeln, die die erstaunliche Glätte seiner Lippen noch betonten. Während beide schwiegen, zeichnete sie mit dem Finger seine schwarzen Augenbrauen, seine Wangenknochen, sein Kinn und wieder seine Lippen nach. Er
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