Flammender Diamant
Kimberley gibt es eine Menge davon. Die braunen Kreuze sind Kalkstein. Die gelben Diagonallinien sind Vulkangestein. Die rosa Punkte sind Ablagerungen durch Wasser, die weißen Ablagerungen durch Wind. Das ist ein wichtiger Unterschied für uns, denn gewöhnlich gibt es nur in den Wassersedimenten Diamanten.«
Erin gewöhnte sich daran, gleichzeitig die Folie zu betrachten und auf die Karten darunter hindurchzusehen. Dabei stellte sie fest, daß die Wassersedimente fast immer an Flüssen oder Stränden lagen, oder an anderen tiefliegenden Punkten auf der topographischen Karte. Aber es gab einige rosa Punkte, die keinerlei sonstige Hinweise auf Wasser gaben.
»Ist das hier auch eine Stelle mit Wassersedimenten?« fragte sie. »Wo es doch keinerlei sonstige Anzeichen von Wasser in der Nähe gibt.«
Cole betrachtete ihren schlanken Finger mit dem nicht lackierten Fingernagel. Als er sah, wohin Erin zeigte, gab er ihr in Gedanken eine besonders gute Note für Schnelligkeit.
»Das kennen die Geologen als Paläo-Überschwemmungsgebiet, ein Ort, wo einstige Flüsse über die Ufer getreten sind und Steine und Sedimente hinterlassen haben. Den Fluß gibt es schon ganz lange nicht mehr, aber die charakteristischen Sedimente eines Überschwemmungsgebietes gibt es dort noch.«
»Heißt das, daß es dort auch Diamanten geben könnte?«
»Wenn der Urzeitfluß durch diamantenhaltiges Gestein floß, ja. Aber dieser hier floß durch kein Vulkangestein.«
»Ich wußte gar nicht, daß es auf dem Kimberley-Plateau auch Vulkane gab.«
»Das war auch vor vielen Jahrtausenden. Die Erosion hat sie wieder ganz abgeflacht, manchmal sogar ganz bis hinunter zur Magmakammer. Es ist nichts mehr übrig außer den letzten Rückständen von dem, was einst einmal ein wildes Stück lebendiger Natur war. Wenn du nach Diamanten gräbst, dann ist es, als würdest du ein Grab aufwühlen.«
»Netter Gedanke«, murmelte Erin.
Cole griff nach der nächsten Folie und zog sie über die anderen. Diesmal zuckte Erin nicht zusammen, als seine Arme ihre Brüste berührten.
»Da nichts Vulkanisches an der Oberfläche zu erkennen ist«, fuhr er fort, wobei er seine Arme um sie gelegt ließ, »müssen wir weiter unten nachsehen.«
»Und wie?«
»Auf dieser Karte sind Stationen, Minenclaims und Erzlagerstätten auf dem Kimberley: Stationen grün, aktive und reservierte Claims rot, verfallene Claims blau.«
Erin machte ein erstauntes Geräusch, als sie das Netz sich überlappender Linien sah. »Kein Stück des Kimberley-Plateau ist unerforscht! Überall ist schon einmal jemand gewesen.«
»Viele haben Claims abgesteckt und sie dann wieder verlassen. Das ist ein großer Unterschied.« Der Griff von Coles Armen wurde fester, er bewegte Erin leicht auf seinem Schoß zur Seite und ließ seine Lippen über ihr weiches Haar streichen. »Ich brauche kein unberührtes Land, um etwas Interessantes zu finden, weil die meisten Leute ihre Sache einfach nicht richtig beherrschen.«
Die Wärme von Coles Atem an ihrem Nacken ließ Erin schaudern. Es war eher ein Schauder des Genusses als der Angst, der in kleinen Wellen über ihre Haut lief, so daß sie sich enger an ihn lehnte. Cole lächelte, berührte sie noch einmal zärtlich und sprach mit tiefer, langsamer Stimme weiter, als habe er nichts außer der Karte im Kopf.
»Die meisten von Abes Claims sind in den 20er Jahren von Goldsuchern erforscht worden. Als sie nichts Bemerkenswertes fanden, wurden die Claims verlassen. Seitdem war dort niemand mehr, außer vielleicht einem Beuteltier oder einem durch die Gegend ziehenden Aborigine.«
Erin starrte die übereinanderliegenden Karten an und sah nur Linien, Flächen, Farben, aber keine Antworten.
»Das Problem ist nicht, daß das Plateau zu gut bekannt ist«, sagte Cole, während er eine weitere Folie über die anderen legte und Erin dabei mit jedem Atemzug zärtlich berührte. »Das Problem ist, daß wir einfach nicht genug wissen.«
Erin versuchte etwas zu sagen, aber sie schaffte es nicht. Coles Kraft, seine Hitze, sein Atem umgaben sie.
Und doch konnte sie nur daran denken, wie sie noch näher an ihn herankommen könnte.
»Auf dieser Folie steht, was für Pflanzen wachsen«, sagte er und berührte mit den Lippen zart Erins Haar. »Die Pflanzenarten wechseln je nach Höhe, Regenmenge und Boden. An ihnen kann man erkennen, ob Kalkstein, Sandstein oder Vulkanfelsen den Untergrund bilden.«
Cole legte die nächste Folie auf den Stapel. Er nahm sich viel Zeit,
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