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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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dachte, wie die Zeit über das Angesicht des Landes hinweggegangen war, die Zeit, die alles verwandelte, was sie berührte, die alte Berge abtrug und neue auftürmte.
    »Urzeitflüsse«, sagte er schließlich. »So alt wie die Hügel. Noch älter.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das Kimberley-Plateau hat eineinhalb Milliarden Jahre über dem Meeresspiegel verbracht. Das bedeutet, es ist die älteste Landfläche der Erde. Der Rest des australischen Kontinents - und auch alle anderen Kontinente - sind auf die eine oder andere Art im Laufe der Zeit schon einmal von oben bis unten umgewälzt worden. Das Kimberley nicht.«
    Cole beugte sich einen Augenblick zur Seite und zog die große papierne Karte von Australien unter dem Stapel hervor.
    »Schau mal«, sagte er. »Australien ist der flachste bewohnte Kontinent der Welt. Und der trockenste. Das Kimberley-Plateau ist sozusagen die einzige Erhebung westlich von Ayers Rock, die hoch genug ist, als daß man sie sonstwo auf der Welt als Hügel bezeichnen würde.«
    Erin sah ihn erstaunt an und wandte sich dann wieder der Karte zu.
    »In der Mitte Australiens ist das Land so flach, daß sich der Regen in kreisrunden Pfützen sammelt wie Tau auf einem riesigen Picknicktisch.«
    Sein Zeigefinger umkreiste die leichte Anhöhe des Kimberley-Plateaus. »Diese Gegend war immer etwas erhöht und trocken, aber der Rest von Australien, die flache Mitte und der noch flachere Südwesten, waren längere Zeiten unter als über dem Wasser. Zum Beweis dafür sind sie von riesigen Kalk-Stein- und Sandsteinflächen bedeckt.«
    Als Cole von der Karte aufsah, war Erin mit einer Intensität auf die Karte konzentriert, die schon fast spürbar war.
    »Am Rand des Kimberley fällt das Gelände etwas ab. Die Einheimischen nennen das Berge. Jeder andere würde so etwas Hügel nennen. Sie sind die Überbleibsel eines Kalksteinriffs, das begraben war und von der Erosion wieder an die Oberfläche geholt wurde.«
    »>Eines toten Meeres Knochen<«, zitierte Erin leise, als ihr eine Zeile aus Abes Gedicht wieder einfiel.
    Coles Blick verengte sich. Er schob die Karte des Kontinents zur Seite und zog die Karte des Kimberley-Plateaus wieder hervor. Er zeichnete mit dem Finger den Verlauf der Napier-Kette und der anderen Kalksteinrücken nach, die heute das Kimberley umgaben, wo vor langer Zeit lebendige Riffe im Meer gelegen hatten. Sieben von Crazy Abes Claims lagen auf Kalksteinerhebungen, drei davon in der näheren Umgebung der Station. Keiner lag in der Nähe einer der Dog-Minen.
    »Cole?«
    Anstatt zu antworten, griff er eine weitere Karte, auf der die heutigen Wasserläufe zu erkennen waren. Es gab keine ganzjährigen Flüsse, aber in der Regenzeit kam so viel Wasser vom Himmel, daß es selbst der poröse, ausgedörrte Boden nicht aufnehmen konnte. Infolgedessen gab es eine Reihe von >Teilzeit<-Flüssen, die eigentlich eher ein paar Kilometer lange Abflußrinnen waren.
    Erin sah zu, wie Coles aufmerksamer, fast silberfarbener Blick Entfernungen schätzte und Möglichkeiten bedachte. Die
    Geschwindigkeit und Entschiedenheit seiner Arbeit ließ eine Intelligenz vermuten, die fast ebenso faszinierend war wie sein Körper.
    Während Erin Cole beobachtete, nahm ihre Ruhelosigkeit weiter zu, so daß sie gezwungen war, sich einzugestehen, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte - und jetzt mehr als je zuvor, wo seine Intelligenz und seine Disziplin beinahe spürbar wurden. Sie wußte, daß es gefährlich war, auch nur daran zu denken, seine Geliebte werden zu können, denn sie war kein Mensch, der etwas nur halb tut. Wenn sie sich ihm körperlich hingab, würde es ihr nicht gelingen, ihm auch den Rest zu verwehren. Und es gab keine Garantie, daß Cole mehr als nur ihren Körper begehrte, das wußte sie. Doch jeden Moment, den sie in seiner Gesellschaft verbrachte, wurde die Verlockung größer.
    Ohne Vorwarnung sah Cole auf und begegnete dem leuchtendgrünen Blick, mit dem Erin ihn bewunderte. Als sie sich dessen bewußt wurde, sah sie hastig weg.
    »Nun?« fragte Erin und deutete auf die Karte.
    Er zuckte die Schultern. »Etwa zwei Drittel von Australien können den Anspruch erheben, über eines toten Meeres Knochen zu liegen.«
    »Oh«, sagte sie enttäuscht.
    »Andererseits, wenn es um bestehende Claims geht, werde ich mich zuerst auf die Bereiche konzentrieren, wo es Kalksteinformationen gibt.«
    Ein Lächeln erhellte Erins Gesicht. »Also könnte ich dir helfen?«
    Cole lächelte. »Ich hoffe es.

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