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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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schon lange zu den Versammlungen des DSD kam, hatte van Luik immer Abstand zu ihr gehalten. Er hielt sie eher für eine politische Schachfigur als für einen echten Mitspieler im internationalen Machtspiel.
    Van Luik sank in seinen Sessel am Kopf des Tisches und sah schweigend zu, wie sich die anderen setzten. Alle waren gekommen, um dem Diamantenkartell zu verstehen zu geben, wie die Interessen ihrer Länder aussahen.
    Der Vertreter der Sowjets, Boris Yarakov, wirkte ungewöhnlich düster. Attar Singh, der indische Repräsentant beim Kartell, schien höflich gestimmt. Dazu blieb ihm keine andere Wahl, denn Indien produzierte keine Diamanten mehr und wurde entsprechend weniger beachtet als früher. Indien war aus dem einfachen Grunde bei dieser Versammlung vertreten, weil es ungeheure Kapazitäten an billigen Arbeitskräften anzubieten hatte, die bereit waren, ihre Zeit und ihr Augenlicht mit dem Schleifen von winzigen Diamanten zu verschwenden, die man ansonsten zu einem Viertel des Preises ungeschliffen als Industriediamanten hätte verkaufen müssen.
    Der Diamantenhandel des Kontinents wurde durch Nathaniel Feinberg vertreten. So wie bei den Indern lagen auch in Europa die Interessen eher auf der Seite der Schleifereien. Diese besaßen weniger Macht im Diamantenkartell als die Besitzer von Diamantenminen, die die Edelsteine lieferten. Die Minen waren der eigentliche Angelpunkt und die Basis des Diamantenkartells, denn es gab mehr als genug Minen, um die weltweite Nachfrage nach Diamanten zu befriedigen.
    Australien hatte das Kimberley-Plateau mit seinen eigenen Geologen erforscht, nicht mit Hilfe von ConMin. Das Ergebnis war die Argyle-Mine. Weil diese abgelegene Mine jedoch unglaublich teuer in der Finanzierung war, suchte Australien außerhalb seiner Grenzen nach Kapital. Als die Banken jedoch erfuhren, daß Australien nicht Mitglied beim Diamantenkartell war, zogen sie sich zurück.
    Das Spiel war aber noch weiter gegangen. Indien, das mit dem Kartell unzufrieden war, hatte angeboten, für die Melee-Diamanten aus Argyle den Absatz zu garantieren. Australien trat mit gesichertem Absatz wieder an die Banken heran. Doch noch bevor der Kredit bewilligt wurde, teilte man der indischen Regierung unter der Hand mit, daß der DSD den indischen Markt mit Steinen der gleichen Qualität unterlaufen werde. Der DSD und ConMin waren reich genug, den Verlust auf unbestimmte Zeit zu tragen. Indien nicht.
    Kein einziges diamantenproduzierendes Land konnte im Wettbewerb gegen den Bestand der Londoner Tresore des DSD bestehen. Indien zog das Angebot zurück, die Entwicklung der Argyle-Mine zu finanzieren, und Australien tat das, was jede andere Nation im Besitz einer Diamantenmine auch getan hatte. Es einigte sich mit ConMin.
    Ian McLaren war der australische Vertreter beim DSD. Er betrachtete van Luik wachsam, und mit gutem Grund.
    Van Luik schlug den Lederordner vor sich auf und eröffnete damit die Sitzung. Sofort wurden von allen Seiten einzelne beschriebene Blätter zum Kopf des Tisches gereicht. Jeden Monat gaben die produzierenden Länder die voraussichtlichen Produktionsmengen bekannt, und genauso verkündeten die Schleifereien, welche Mengen an Rohmaterial sie voraussichtlich gebrauchen würden. Van Luiks Aufgabe war es nun, die beiden Seiten der Diamantenindustrie einander anzupassen.
    Er sammelte die >Gesuche< der Mitglieder ein, was jedoch nur eine Formalität war. Dieselben Zahlen waren am vorigen Tag van Luik schon gefaxt worden. Abgesehen davon waren die Gesuche sowieso sinnlos. Er wußte schon seit einer Woche, wie der Diamantenausstoß des DSD innerhalb der nächsten drei Monate verteilt werden würde.
    Van Luik legte die Papiere vor sich und verglich die Zahlen mit den Daten in seinem Kopf. Heute würden einige Leute das Gebäude sehr unzufrieden verlassen. Das war nicht das erste Mal, und van Luik wußte, daß es auch nicht das letzte Mal sein würde.
    »Mr. McLaren«, sagte van Luik unvorbereitet, »der DSD kann im Augenblick keinen Markt für die auszubauenden Ellendale-Gruben garantieren. Wie Sie wissen, war der Edelsteinausstoß in Ellendale sehr hoch, etwa sechzig bis achtzig Prozent, oder?«
    »Ja, aber -«
    »Ist Ihnen nicht klar«, unterbrach ihn van Luik, »daß sich der Markt noch immer nicht von dem Desaster von 1980 erholt hat? Jetzt ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um eine neue Mine mit Schmucksteinen zu fördern.«
    »Könnten wir dann vielleicht mit einem besseren Preis für unsere

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