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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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die Regenzeit die Landschaft bearbeitete.
    »Siehst du vorn irgendwelche Fahrzeuge?« fragte Cole, während sie auf die Schlucht zurasten.
    »Nein. Aber es muß doch jemand dort sein, schließlich ist es ein Nationalpark.«
    »Mitten im totalen Nichts.«
    »Wie ist es mit irgendwelchen Wächtern?«
    »Wir sind in Westaustralien. Touristen sind hier auf sich gestellt. «
    Erin sah noch genauer nach vorn, während sie an einem verblichenen Schild vorbeirasten, das erklärte, sie hätten den Windjana-Nationalpark erreicht. Es war hier genauso menschenleer wie in der Umgebung. Es gab nichts außer einem undeutlich erkennbaren Parkplatz und ein paar windigen kleinen Schuppen ohne Dach. Kein Versteck. Keine Zeugen.
    Die Straße gabelte sich. Cole folgte der Spur, die vom Eingang der Schlucht weg und an der Südseite der Klippe entlangführte. Finger aus ausgewaschenem Kalkstein bildeten den Rand der Klippe, so daß tiefe, sehr schmale Schluchten entstanden. Hohe Bäume wuchsen in der Nähe des Schattens, fast wie ein schmales Wäldchen, niederes Gebüsch füllte jede Ritze, überall waren Viehpfade.
    Der Feldweg, dem sie folgten, machte eine leichte Kurve um einen Vorsprung der Klippe herum und wurde so von hinten uneinsehbar. Cole lenkte scharf nach links und auf die Kante der Klippe zu, der Rover schlingerte zwischen den Bäumen hindurch, die ihnen schließlich die Sicht auf die rückwärtige Straße nahmen. Mit erschreckender Plötzlichkeit standen sie vor der zerrissenen Kalksteinwand. Cole bremste scharf und stellte den Motor ab.
    »Hol eine Schachtel Patronen aus meiner Tasche«, sagte er und packte die Flinte, während er ausstieg. »Lauf am Rand der Klippe entlang, bis ich dich eingeholt habe. Los doch!«
    Ein Windstoß zerstreute langsam den von der wilden Fahrt des Rovers aufgewirbelten Staub. Erin lief so schnell sie konnte über den sandigen Boden parallel zur Klippe. Innerhalb von wenigen Sekunden war sie vom Scheitel bis zur Fußsohle mit Schweiß bedeckt. Nach einer Minute hatte sie das Gefühl, als atme sie geschmolzenes Blei. Als Cole sie dann einholte und in eine schmale Öffnung im Felsen zog, fühlte sie sich schon verbraucht und erschöpft.
    »Ich habe - unsere Spuren verwischt. Bleib unten - außer Sicht«, sagte Cole mit schweren Atemzügen.
    Erin gab ihm die Patronen und nickte schwer schnaufend.
    Er drehte sich um und musterte den rauhen, vom Wasser zerfressenen Fels, der sie umgab. Wortlos hängte er sich die Flinte über die Schulter und begann zu klettern. Er prüfte vorsichtig jeden Halt und zog sich mit der gewandten ruhigen Art des geübten Kletterers hoch. Nach dreißig Sekunden war er weit genug geklettert, um die Straße überblicken zu können. Er drückte sich in eine schattige Spalte, nahm die Flinte von der Schulter und wartete.
    Fünf Minuten später tauchte eine Staubwolke auf. Die Brise aus der Schlucht verwehte den Staub schnell. Völlig regungslos, zum Teil im Schatten der Klippe, wartete Cole.
    Ein Fahrzeug kam in Sicht. Cole sah nur, daß der Fahrer allein in dem Wagen saß, der ein japanischer Jeep-Nachbau war. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, raste der Wagen an der Stelle vorbei, wo Cole zwischen den Bäumen abgebogen war. Er sah auf die Uhr und begann zu zählen. In den nächsten zehn Minuten würde sich heraussteilen, ob Coles Spiel klappte oder ob er den Verfolger angreifen, ihn töten und im Sand begraben mußte - falls der Mann ihn nicht zuerst erwischte.
    Erin hörte das Auto vorbeifahren, sah aber nichts. Sie schaute auf zu Cole, und die Spannung seines völlig in den dunklen Spalt gedrückten Körpers ließ sie bewegungslos verharren.
    Sie wartete.
    Schließlich kam Cole wieder herunter. »Er ist ohne einen Blick vorbeigefahren.«
    »Gott sei Dank.«
    »Es ist noch nicht vorbei. Wir fahren jetzt zurück zur Gibb River Road; dann müssen wir querfeldein wieder rüber zum Great Northern Highway.«
    »Warum?«
    »Im Moment ist er zwischen uns und Abes Station. Angenommen, er hat genug Sprit, um hinzukommen -«
    »Und wir?« unterbrach sie ihn.
    »Nein«, sagte Cole und sprach weiter. »Wenn ihm klar wird, daß er uns verloren hat, gibt es zwei Möglichkeiten für ihn. Entweder fährt er über einen üblichen Feldweg weiter zu Abes Station und wartet dort auf uns, oder er fährt querfeldein hinunter zur Asphaltstraße und hofft, daß er vor uns in Fitzroy Crossing ist.«
    »Und was gibt es in Fitzroy Crossing?«
    »Die einzige Tankstelle auf fünfhundert Kilometern.

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