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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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nicht Flüsse im eigentlichen Sinne. Sie sind Wasserabflußkanäle und außerhalb der Regenzeit troc-ken. Während des restlichen Jahres bestehen sie aus einer Reihe von ganzjährigen Wasserlöchern, über die man mühelos einen Stein werfen kann.«
    Erin sah ihn erstaunt an.
    »Das stimmt«, sagte er. »Die Savannenlandschaft des Kimberley täuscht. Man benötigt schon fünf Liter Wasser, selbst wenn man nur im Schatten sitzt - wenn es den überhaupt gibt. In dieser Gegend kommt man genausoschnell um wie in einer klassischen Sahara-Dünenlandschaft. Vielleicht noch schneller, weil man es einfach nicht glauben kann. Aber ich glaube es inzwischen. Dieses Klima hier macht dich fertig.«
    Erin drehte sich zur Seite und betrachtete das vorbeifliegende Land. Sie versuchte sich vorzustellen, wie vier Monate lang der Regen darauf herunterprasselte. »Was passiert denn mit dem ganzen Wasser?« fragte sie dann.
    Cole prüfte mit gerunzelter Stirn wieder die Spiegel und hielt den Rückspiegel fest, damit er nicht so vibrierte. Das Spiegelbild ließ keinen Zweifel. Irgend jemand fuhr dort hinter ihnen und hielt ihr jeweiliges Tempo. Er beschleunigte noch mehr.
    »Ein Teil davon verdunstet. Das meiste versickert und dringt durch die schwammähnlich porösen Gesteine wie Sandstein und Kalkstein bis zum Meer.«
    Erin erinnerte sich an die Karten bei BlackWing, die sie so genau betrachtet hatte. »Waren nicht die blauen Kreuzchen auf deinen Karten Kalkstein?«
    Cole nickte, sah in die beiden Spiegel und stellte fest, daß die Entfernung zwischen den beiden Fahrzeugen nicht zugenommen hatte. Die undeutliche Staubwolke in der Ferne hinter ihnen hatte kurz nach ihm auch beschleunigt. Vorsichtig nahm er den Fuß vom Gas und wurde kaum spürbar langsamer.
    »Die Windjana-Schlucht liegt in einem uralten Riff«, sagte er. »Die Oscar-Höhen sind Sandstein aus einem Urzeitmeer.
    Unwahrscheinlich alte Riffe, samt der Fossilien darin, die das beweisen.«
    »Und kein Wasser?«
    »Manchmal gibt es Quellen an Rissen im Kalkstein. Das Wasser, das dort herauskommt, ist frisch und Tausende von Jahren alt.«
    »Und wenn es keine Quellen gibt ? Ist dann auch kein Wasser darin?«
    »Nicht notwendigerweise. Wenn die Verhältnisse stimmen, spült das Wasser sich Gänge durch den Kalkstein, und das ganze Wasser von oben verschwindet sofort unter der Oberfläche. Auf diese Art kann es Vorkommen, daß sogar ganze Flüsse durch massiven Felsen fließen. So entstehen Höhlensysteme wie zum Beispiel die Carlsbad Caverns in Neumexico.«
    »Glaubst du, daß es im Kimberley solche Höhlen geben könnte, die nur darauf warten, entdeckt zu werden wie Abes Diamanten?«
    Cole hörte das Interesse in Erins Stimme und versuchte, nicht zu lächeln. »Wohl kaum. Höhlen sind flüchtige Erscheinungen, die meistens nicht älter als sechs Millionen Jahre werden.«
    »Ist das alles ? Mein Gott, vielleicht sollten wir besser schneller fahren.«
    Er sah die völlige Unschuld auf Erins Gesicht und lächelte trotz der klebrigen Hitze, die er haßte, und des Wagens, der sie verfolgte. »Für menschliche Begriffe existieren Höhlen eine Ewigkeit, aber verglichen mit Diamanten sind sie wie Eintagsfliegen. Diese Steine an deiner Taille sind vielleicht das Älteste, was es auf der Erde gibt.«
    Erin sah ihn erstaunt an. »Was?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Cole sah in die Spiegel.
    »Das ist eine lange Straße«, sagte sie und lächelte.
    Erins Lächeln weckte in Cole den Wunsch, irgendwo anders
    zu sein, Hauptsache in Sicherheit, denn hier war es nicht sicher. Das Fahrzeug hinter ihnen hatte jedesmal zusammen mit ihnen die Geschwindigkeit geändert. Wer immer es war, wollte sie nicht einholen oder überholen. Vielleicht hatte der Fahrer seine Geschwindigkeit nur unbewußt dem Auto vor sich angepaßt, vielleicht war das Ganze auch viel weniger harmlos.
    Wie auch immer gab es für Cole keine Möglichkeit, den anderen Wagen loszuwerden. Die nächsten fünfundvierzig Kilometer gab es nur eine Straße und für beide Autos keine andere Chance.

20. Kapitel
    Cole starrte in den Rückspiegel und schaute dann schnell zu Erin hinüber, weil er fürchtete, sie könnte etwas bemerkt haben. Es gab noch keinen Grund, ihr etwas zu sagen. Das Adrenalin würde sie schneller erschöpfen als das Klima.
    Das Gelände hatte angefangen, ganz langsam zu steigen. Cole wußte, daß ungefähr zehn Minuten vor ihnen lange, sanfte Erhebungen das Land prägten. Dann würde sich die Straße gabeln.

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