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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Wir schaffen es gerade bis dorthin.«

21. Kapitel
    Cole und Erin stießen am späten Nachmittag zurück auf den Great Northern Highway, ohne zu wissen, ob sie vor oder hinter ihrem Verfolger waren. Cole fuhr den Rover mit Höchstgeschwindigkeit. Nach der rauhen Piste wirkte die Asphaltstraße seltsam ruhig, fast unwirklich.
    Die Landschaft war wieder flach. Bleichrindige Baobabs lehnten über das viel kürzere Eukalyptusgebüsch wie Zwerge, die sich aus einem flachen, graugrünen Meer erheben. Auf der einspurigen Überlandstraße war mehr Verkehr als auf der Gibb
    Road. Etwa alle zwanzig Minuten begegnete ihnen ein Fahrzeug. Der Verkehr bestand weitgehend aus Personenwagen und kleinen Lastwagen. Gelegentlich heulte ein Diesellastzug mit drei Anhängern hinter sich auf sie zu. Als Erin zum ersten Mal einen derartigen Laster sah, ächzte sie ungläubig. »Was, um Himmels willen, ist das denn?« wollte sie wissen.
    »Ein Road Train.«
    »Ein Road Train«, wiederholte Erin und verstand nicht.
    »Ein >Straßenzug< ist ein Laster mit drei Anhängern«, erklärte Cole und nahm den Fuß etwas vom Gas, so daß der Rover nur noch hundert fuhr.
    »Wie lang ist er insgesamt?«
    »Weiß ich nicht genau. Manche von den Fuhrwerken sollen bis zu fünfzig Meter lang sein.«
    Erin schwieg eine Weile. Der Road Train schoß näher und näher und erfüllte die Straße völlig, wobei von beiden Randstreifen immer wieder der Schotter hochwirbelte. Er fuhr genauso schnell wie der Rover.
    »Es ist einfach nicht genug Platz für uns beide«, sagte Erin.
    »Keine Sorge, Schatz«, antwortete Cole lächelnd. »Da ist noch 'ne Menge Randstreifen.« Dabei zog er den Rover nach links, so daß zwei Räder neben der Straße fuhren. Der Road Train tat dasselbe. Der Rover rüttelte und bebte durch das rasante Manöver und die Druckwelle des vorüberrauschenden Road Train.
    Die Sonne ging in einem kurzen, grellen Katarakt von Licht unter, der die Wolken in kürzester Zeit von Cremeweiß und Karmesin zu Tintenschwarz verfärbte, so plötzlich, daß Erin kaum die Farben bewundern konnte, da waren sie schon wieder verflogen.
    Cole schaltete das Fernlicht ein und legte zusätzlich noch einen zweiten Schalter um, der einen starken Scheinwerfer über der Windschutzscheibe in Betrieb setzte. Sein breiter Lichtkegel durchschnitt die Dunkelheit vor ihnen doppelt so weit wie das Fernlicht allein.
    »Rechts ist eine Kuh«, sagte Erin, die ein kurzes Aufflackern von Licht gesehen hatte, das nur eine Reflexion aus den Augen eines Tieres sein konnte.
    »Die blöden Viecher«, fluchte Cole und trat auf die Bremse, wobei er den Scheinwerfer ausschaltete. Er fuhr in einer dichten Staubwolke an der Kuh vorbei und hatte bald wieder die alte Geschwindigkeit erreicht. Er fuhr hart und schnell, aber nie schneller, als die Lichter zuließen, denn nach Sonnenuntergang kamen die Kimberley-Shorthorns aus dem mageren Schatten des Gebüschs, um am Rand der Straße zu grasen, wo das Tauwasser vom Asphalt relativ üppigen Bewuchs hervorbrachte.
    Je dunkler es wurde, desto intensiver mußten sich Erin und Cole auf die Schatten am Rande des Lichtkegels konzentrieren. Wenigstens lenkte sie dies von der Hitze ab. Am Himmel erschien ein dichter Teppich von Sternen. Sein Muster war genauso fremd, wie es die Landschaft gewesen war. Bis auf das Kreuz des Südens strahlten alle Sterne gleichmäßig hell.
    Immer wieder bremste Cole, schaltete die Scheinwerfer aus und wartete, bis die Schatten vor ihnen über die Straße gewandert waren.
    »Warum machst du das Licht aus?« fragte Erin schließlich.
    »Es blendet die Rinder. Wenn sie auf der Straße sind, bleiben sie dann völlig unbeweglich stehen. Ich hupe auch nicht, sonst können sie in Panik geraten, und eine panische Kuh rennt einem direkt ins Auto.«
    Dann fragte Erin, obwohl sie sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun: »Irgendwelche Lichter hinter uns?«
    »Nein.«
    »Könnte er ohne Licht fahren?«
    Cole lächelte kühl. »Das können wir nur hoffen. Der kleine Hüpfer, den er fährt, wiegt kaum mehr als eine Kuh.«
    In der Dunkelheit vor ihnen schälte sich aus einer scheinbar etwas dichteren Ansammlung von Sternen eine Gruppe künstlicher Lichter. Sie waren die ersten Lampen, die Erin sah, seit sie Derby verlassen hatten. »Fitzroy Crossing?« fragte sie.
    »Hier draußen ist nichts anderes.«
    In Fitzroy Crossing kreuzte der Great Northern Highway den Lauf des Fitzroy Flusses. Der Fluß und ganzjährige Wasserreserven hielten eine

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