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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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aus, rammte mit der Seite einen dickeren Stamm und fuhr mit den Vorderrädern auf einen runden Termitenhügel. Der Wagen kippte beinahe. Die Vorderräder schossen noch über den Hügel hinaus, dann blieb der Rover stehen, hing hilflos und schräg halb in der Luft, während der Motor aufheulte.
    Auf den letzten Metern der wilden Fahrt war Coles Kopf gegen das Seitenfenster geschlagen. Einen Augenblick lang saß er unbeweglich da, dann schaltete er reflexartig die Lichter aus und schüttelte den Kopf, um wieder klarzuwerden. Die Doppelbilder blieben, auch als er noch mal den Kopf schüttelte.
    Von der Straße herüber ertönte das Kreischen der Bremsen des Road Train und das Quietschen der über den Asphalt rutschenden Reifen.
    »Erin«, fragte er heiser, »bist du in Ordnung?«
    »Ja, ich glaube«, sagte sie mit rauher Stimme.
    »Nimm die Flinte und renn.«
    »Aber -«
    »Los!«
    Mit dem Gewehr in der Hand öffnete Erin die Tür und kletterte in die Dunkelheit hinaus. Sie rannte zu Coles Tür hinüber und riß sie auf.
    »Ich sagte -«, fing er an.
    »Ich lass' dich doch nicht einfach hier!« rief sie lauter als die heulenden Bremsen des Road Trains. »Los, steig aus!«
    Cole rollte sich aus dem Sitz, fand seine Füße wieder und stolperte vorwärts. Erin fing ihn auf und stützte ihn mit der Schulter. Sobald er aufrecht stand, begann er, unsicher loszulaufen, indem er sich darauf verließ, daß Erin ihn durch die verwirrenden Schatten der Nacht führte.
    Nach kurzer Zeit begann sein Sehvermögen, wieder klarer zu werden. Er machte längere Schritte, während er im Hintergrund hörte, wie das Quietschen des bremsenden Road Trains verhallte.
    Ein starker Scheinwerfer begann wie ein weißes Schwert in Kreisen, die Dunkelheit zu durchschneiden. Bei der nächsten Runde würde er sowohl sie als auch den Rover ausmachen.
    Ohne Vorwarnung riß Cole Erin hinter einem Termitenhügel zu Boden und legte sich über sie in der Hoffnung, daß seine staubige, khakifarbene Kleidung genug Tarnung für sie beide sein würde. Ihm schoß durch den Kopf, was er getan hatte - sie zu Boden gerissen und überwältigt wie einst Hans.
    Mit dem Gesicht im Dreck schnappte Erin nach Luft, geriet aber nicht in Panik. Cole war es, der sie zu Boden drückte, Cole, der ihr noch nie weh getan hatte, Cole, der für sie gekämpft hatte, als sie hilflos war. Cole hatte seine Kraft nie gebraucht, um sie zu demütigen oder zu verletzen. Er hatte ihr Lust bereitet, nicht Schmerz, hatte seinen Körper mit ihr geteilt, so daß alles, was in ihr menschlich war, belebt wurde.
    Als Erins Körper sich entspannte, atmete Cole langsam und erleichtert aus. Dann sagte er leise: »Beweg dich nicht. Sieh nicht auf. In deinen Augen fängt sich das Licht genau wie bei jedem Tier. Verstanden?«
    »Ja.«
    Sehr sanft strich er mit den Lippen über ihre Wange und flüsterte: »Du bist eine faszinierende Frau. Mutig wie deine Fotos. Bitte sei genauso klug. Was auch immer passiert: Bleib unten. Ich will nicht irrtümlich dich treffen. Kann ich mich darauf verlassen, daß du dich nicht bewegst?«
    »Ja.«
    Erin spürte, wie Coles Gewicht langsam nachließ. Er nahm die Flinte aus ihrer Hand, sie hörte noch ein leises Rascheln im Gras, dann herrschte Stille.
    Cole kroch auf dem Bauch weiter, während der Scheinwerfer plötzlich den Rover berührte, kurz weiterwanderte und dann zurückkehrte. Der Wagen sah aus wie ein Tier, das auf den Hinterbeinen steht und die Nase in die Luft streckt. Cole bemühte sich, nicht in das Licht zu sehen, und kroch näher heran. Er wußte, daß der Road Train -Killer würde aussteigen müssen, um den Erfolg seiner Arbeit zu prüfen.
    Als der Scheinwerfer auf Cole zuwanderte, schloß er schnell die Augen, um sein Sehen in der Dunkelheit nicht zu behindern und öffnete sie erst, als das Licht wieder weitergewandert war. Nach ein paar Minuten sah er links von sich kurz einen Schatten, der sich bewegte. Vielleicht war es nur eine Täuschung seiner noch nicht wieder ganz funktionstüchtigen Augen gewesen.
    Oder auch ein Mann.
    Cole bewegte sich nicht mehr und wandte ganz langsam den Kopf. Nichts rührte sich, und doch war er sicher, daß da jemand war. Der Mann kannte sich im Outback aus, glitt von Schatten zu Schatten, von Deckung zu Deckung, lautlos und sicher wie eine Königsmulga. Cole blinzelte, um sicherzugehen, daß er keine Doppelbilder mehr sah.
    Der Killer verschwand in den Schatten, tauchte Augenblicke später nahe des Rovers wieder auf, doch

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