Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
Vom Netzwerk:
Besprechungszimmer herum, als Tarek mit seinen Trägern hereinkam.
    » Och nöö«, rief er, » wo sollen wir denn jetzt das ganze Zeug abladen?«
    » Da kommt noch mehr dazu«, sagte der Uniformierte.
    Isabel wies auf den Fußboden zwischen zwei Türen. » Dahin. Aber bringt mir nicht alles durcheinander.«
    Wolfgang Lichtenberg wischte Aschekrümel, die ihm auf eine farbig gedruckte Grafik gerieselt waren, beiseite. » Berufsgruppen der Brandopfer. Aha. Und wieso gleich zwei Tortendiagramme?«
    Isabel wedelte den Rauch weg und schaute, von welcher Seite Lichtenberg sprach. » Das oben sind alle, das unten nur die Todesopfer. Da steht’s.«
    » Bisschen kleine Schrift«, brummte Lichtenberg. » Aber sonst sehr hübsch.«
    » Wir müssen das mit dem Material von Traube vergleichen«, sagte sie.
    Lichtenberg drückte den Stummel aus. » Du meinst, alle diese Stapel da mit all diesen Grafiken hier vergleichen?«
    » Ja, wird eine lange Nacht, fürchte ich.«
    » Und es kommen noch mehr Akten«, sagte der Uniformierte.
    Tarek deutete zur Tür. » Ist klar, holt die doch jetzt mal.«
    » Kennt ihr die Geschichte von Hitler?«, fragte Wolfgang Lichtenberg.
    Kai Sternenberg kräuselte die Stirn.
    » Das ist kein Witz. Eine wahre Sache. Der hat sich irgendwann in seiner Anfangszeit als Reichskanzler darüber beschwert, dass ihm die Beamten einen Aktenstapel nach dem anderen auf den Tisch legten. Plötzlich hat er sich vorgenommen, sie nicht mehr zu lesen. Er vermutete, dass man ihn nur von anderen Dingen abhalten wollte.«
    » Wäre nicht schlecht gewesen«, bemerkte Sternenberg.
    Isabel stellte den Aschenbecher aufs Fensterbrett. » Wenn du mit diesem Beispiel andeuten willst, dass wir die Akten nicht durchflöhen sollten, dann ist dein Beispiel unglücklich gewählt. Wer will sich schon mit Hitler identifizieren?«
    » Wir hatten die gleiche Geschichte an der Akademie«, sagte Tarek. » Da wurde sie Friedrich dem Großen zugeschrieben. Macht sich irgendwie besser.«
    Lichtenberg nahm mehrere Tabellen vom Sessel und setzte sich. » Wir haben Wochen zu tun, wenn wir alles durchgehen. Nichts dagegen. Nach dem, was Kai uns erzählt hat, wird es aber interessanter sein, Traubes Wohnung auf den Kopf zu stellen.«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und die beiden Polizisten rollten einen Wagen mit Akten herein.
    Sternenberg dachte an die Fingerabdrücke, die er in Traubes Wohnung hinterlassen hatte. An den Gläsern, den Regalen, den Fotoalben. Bei einer ordentlichen Durchsuchung, die dokumentiert werden musste – und das war bei Mordverdacht unabweisbar –, würde man sie finden. Und er dachte daran, dass die Beziehung zwischen Traube und Petra Masalia bekannt würde. Wahrscheinlich war es unvermeidbar, aber er wollte ihr wenigstens die Chance geben, sich selbst dazu zu erklären.
    » Wie geht es eigentlich Petra?«, fragte er in die Runde.
    Lichtenberg war es, der antwortete. » Stabil. Mehr kann ich nicht sagen.« Er sah Sternenberg bedeutungsvoll an.
    Die beiden Scherpa-Polizisten verabschiedeten sich und schoben den leeren Wagen hinaus.
    Sternenberg sagte: » Wir sehen erst mal nach, ob Traube in seinen Berichten und Notizen etwas hat, das uns interessiert. Aber vorher, Isabel, solltest du uns etwas zu deinen Auswertungen sagen. Da steckt ja wahnsinnig viel Mühe drin.«
    » Wahnsinnig nicht«, sagte sie. » Ich kann es kurz machen. In den Listen habe ich die Berliner Brandstiftungen seit 1995. Mit allen Kerndaten, die wir haben. Dann habe ich sie in Berufsgruppen der Opfer unterteilt. Ihr kennt die Schwerpunkte: Anwälte, Immobilienmakler. Und in Bezirke: mit den Schwerpunkten um den Prenzlauer Berg, und das verstärkt seit nahezu drei Jahren. Die Statistiken enthalten zwanzig bemerkenswerte Punkte, die ich zusammengetragen habe.« Sie händigte ihren Kollegen Kopien aus. » Unterm Strich ergibt sich für mich leider kein schlüssiges Bild. Ich bin so klug wie zuvor. Mir fehlen die wichtigsten Daten. Die müssen in den Stapeln da drin sein.«
    » Was machen wir eigentlich?«, fragte Tarek. » Suchen wir jetzt einen Brandstifter oder den Mörder von Traube, von dem wir nicht mal wissen, ob es ihn gibt?«
    Es dauerte einen Moment, bis sich Sternenberg regte. » Wir suchen einen Brandstifter. Wenn Traubes Tod ein Mord war – was wäre das Motiv? Ein paar Schlechtigkeiten, die wir ihm unterstellt haben, haben sich in Luft aufgelöst. Er scheint keine Verbindung zu Immobilienschiebereien gehabt zu haben. Und zu einem

Weitere Kostenlose Bücher