Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
Vom Netzwerk:
Augen nieder und ergänzte: » Herr Traube hat nach einem Brand in einem Bürogebäude in der Torstraße eigene Untersuchungen durchgeführt. Dabei ist er auf dem Balkon der obersten Etage über eine abgebrochene Brüstung in die Tiefe gestürzt. Soweit die Ärzte dies beurteilen können, war er auf der Stelle tot. Die Todesursache ist Genickbruch. Selbstverständlich wird der Herr Polizeipräsident, den ich vertrete, in Kürze eine eigene Erklärung abgeben. In zwei Punkten darf ich aber vorgreifen. Erstens: Die Berliner Polizei wird ihrem Kollegen ein ehrenvolles Andenken bewahren. Unsere Anteilnahme und unsere Unterstützung gelten den Angehörigen. Und ich möchte die Damen und Herren der Presse bitten, sich gegenüber den Betroffenen nicht aufzudrängen, sondern Respekt zu wahren. Zweitens: Als Leiterin des Dezernates für Schwere Gewaltkriminalität hat mich der Herr Polizeipräsident gebeten, unterstützend bei der Suche nach den Brandstiftern tätig zu werden. Ich habe sofort zugesagt und meinen Mitarbeiter, Herrn Kriminalhauptkommissar Kai Sternenberg – neben mir – beauftragt, ab sofort in dieser Angelegenheit aktiv zu werden. Herr Sternenberg ist ein äußerst kompetenter Beamter mit einem ausgezeichneten Team. Ich denke, dass wir die begonnene Arbeit von Dr. Traube in Würde, aber auch rasch und in voller Effektivität fortsetzen werden. Bitte haben Sie Verständnis, dass Ihnen Herr Sternenberg heute nicht zur Verfügung steht. Sie wissen, dass die Ermittlungen laufen. Abschließend möchte ich Sie ebenfalls um Verständnis dafür bitten, dass wir Ihnen wahrscheinlich nicht gleich morgen oder übermorgen den Täter oder die Täterin beweiskräftig überführen.«
    Ein murmelndes Lachen ging durch den Raum.
    » … Das liegt daran, dass sich mein Team erst in die neue Materie einarbeiten und in die Kooperation mit den bislang eingesetzten Kollegen einfügen muss. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Haben Sie Fragen?«
    Ein Journalist aus der ersten Reihe erhob sich, Sternenberg konnte ihn im Licht der Kameras nicht erkennen. » Frau Rixdorf, Sie sprechen von laufenden Ermittlungen. Und auch Herr Traube hat offenbar Ermittlungen durchgeführt. Ist es nicht so, dass die Serienbrandstifterin längst überführt ist und in Haft sitzt?«
    » Ja, Sie spielen auf die gestrige Meldung an. Die Frau ist tatverdächtig. Andererseits brauchen wir natürlich stichhaltige Beweise. Bisher liegt uns ein Geständnis vor. Dessen Text kenne ich noch nicht. Das müssen wir prüfen. Und sehen Sie – wenn die junge Frau pauschal gestanden haben sollte, dann müssten wir ihr jeden einzelnen Brand nachweisen können. Beweise. Dazu brauchen wir Manpower und Zeit.«
    Derselbe Journalist hakte nach: » Sie gehen also davon aus, dass die Verhaftung von Julia Grau schlampig war und dass ein Geständnis erpresst wurde …«
    » Nein«, sagte sie – und ließ den Rest der erwarteten Antwort aus. » Bitte!«, sagte sie, in eine andere Richtung deutend.
    » … Kurier. Können Sie uns erklären, Frau Kriminaldirektorin, wie Julia Grau heute Nacht, während sie in Untersuchungshaft saß, das Bürogebäude in der Torstraße angezündet hat?«
    Allgemeines Gelächter.
    » Sehen Sie. Das ist es, was ich mit effektiver Beweisarbeit meine. Wir müssen prüfen, welche Anschläge die junge Frau begangen hat. Welche sie begangen haben kann. Den Brand von heute Nacht, da stimme ich Ihnen zu, den kann sie nicht gelegt haben. Aber wir kommen auf das Feld der Spekulation. Woher wollen Sie wissen, dass der Brand in dem Bürogebäude auf Brandstiftung zurückzuführen ist?«
    » Warum ist der Polizeipräsident nicht hier?«, fragte eine Frau. » Ist das ein Eingeständnis, dass die Anklage gegen Julia Grau falsch ist?«
    » Er ist nicht abkömmlich. Ich habe Ihnen mitgeteilt, dass er in Kürze zur Verfügung steht.«
    Von weit hinten fragte jemand: » Sind Sie seine Nachfolgerin?«
    Der Saal lachte.
    Beate Rixdorf beugte sich vor. » Meine Damen und Herren, heute Morgen ist ein Polizist ums Leben gekommen. Dazu beantworte ich Fragen, soweit ich kann. Alles andere ist kein Thema.«
    » Für uns schon«, schwang eine leise Stimme aus der Menge.
    » Bei allem Respekt«, sagte der Journalist aus der ersten Reihe, » bei allem Respekt vor dem Toten. Ist es nicht so, dass er – beziehungsweise die Polizei, nehmen Sie jetzt den Polizeipräsidenten mit ins Boot oder nicht – jahrelang keinen Durchbruch bei der Aufklärung der Brandstiftungen erzielt

Weitere Kostenlose Bücher