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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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zweite Fehler?«
    » Da kann ick nur spekulier’n, bin mir aber ziemlich sicher: In aller Regel verwenden die Bauherrn zu billiges Holz. Zu trocken und nich richtig imprägniert. Hauptsache, es ist ein blauer Umweltengel drauf. Die Dinger werden sowieso immer munter raufjestempelt, obwohl im Holz jede Menge Chemie drin is. Gegen Käfer, gegen Jeruch, aber leider nich gegen Feuer. Und denn zischt so’ne Bude weg wie nüscht.«
    » Wo war Ihrer Meinung nach der Brandherd?«
    » Ich enthalte mich jeglicher Meinung, bis ich einen vernünftigen Bericht habe. Sie wissen ja, die Feuerwehr ermittelt nicht. Sondern die Staatsanwaltschaft.«
    » Kann es Brandstiftung gewesen sein?«
    » Kann alles sein. Tut mir leid, ich lege mich nich fest, wenn ich nüscht weiß.«
    » Ich vermute, die Presse wird morgen allerhand spekulieren.«
    » Das macht se heute schon, Mädchen. Die schnellsten, die mit den großen Buchstaben, die haben schon drüber berichtet. Aber von mir ham die nüscht.«
    » Können Sie ungefähr sagen, ob das Feuer in der Wohnung entstanden ist. Oder ob es draußen gelegt wurde?«
    » Draußen? Also, bislang weiß ich nur das eine. Aber das bleibt erst mal unter uns und Kai, klar? Traube und seine Jungs haben in der Nähe der Leiche Brandbeschleuniger gefunden.«
    » Brandbeschleuniger? Was ist das? Benzin? Spiritus?«
    » Undefiniert bislang. Der größte Teil ist verdampft. Irgendwas ist es wohl, da kann aber bloß das Labor helfen.« Er wandte sich zum Gehen und deutete unmissverständlich die Treppe hinunter. Dann hielt er inne. » Ach ja, und viel Glas war um die Leiche drumrum. Aber bevor Se fragen: Das kann alles gewesen sein. Vielleicht hat die Person ’n Spiejel überm Bett jehabt. Oder da stand ’n Tisch voller Gläser.«
    » Oder es waren Flaschen mit Brandbeschleuniger. Kann er sich selbst damit übergossen haben?«
    » Ich würde Suizid nicht ausschließen.«
    » Woher wissen Sie, dass er im Bett gelegen hat? Wenn doch alles verbrannt ist?«
    » Wir haben Metallklammern von Lattenrosten gefunden. Ziemlich unverwechselbar. ’n paar sind geschmolzen, aber der Rest reicht.«
    » Jemand übergießt sich mit Benzin und zündet sich selbst an. Gibt es solche Selbstmorde?«
    » Klar. In Berlin gibt’s alles.«
    » Nein, ich meine, bleibt man ruhig liegen, wenn man sich angezündet hat? Wird man sich nicht vorher betäuben müssen, Schlafmittel nehmen? Wie kann man sich dann noch anzünden?«
    » Ach, da sind der Möglichkeiten viele! Man kann sich auch selbst ans Bett fesseln, wie Sie vielleicht wissen.« Er grinste.
    » Nein, damit kenne ich mich nicht aus. Kann man das? Ich könnte mir nur vorstellen, dass man sich mit irgendwas überschüttet und dann eine Art Zeitzünder anbringt, der losgeht, wenn man eingeschlafen ist.« Sie sah auf den Boden. An einigen Stellen war das Parkett kaum beschädigt. » Das war wohl auch zu trocken, was?«
    » Jedenfalls kann das Zeug schnell giftige Dämpfe absondern, wenn es brennt. Und wenn die ’nen Billigkleber benutzt haben.« Er wandte sich zum Gehen.
    » Ich muss Sie noch etwas fragen. Gibt es persönliche Gegenstände, die noch erkennbar sind?«
    » Ich hab mich schon gefragt, warum Se nich fragen. Die Jungs von Traube haben meines Wissens nüscht Derartiges mitgenommen. Und hier gibt es so gut wie keine Sachen mehr, die überlebt haben. Das Einzigste …« Er ging vorsichtig ein paar Schritte weiter, wies sie aber per Handzeichen an, ihm nicht zu folgen. » … is hier der Schrank.«
    » Was ist da drin? Ich kann es von hier aus nicht sehen.«
    » Diese kleinen Platten. CDs. Ein Teil völlig weggeschmolzen. Aber ’n paar könnten noch erhalten sein. Das is aber alles!«
    » Könnten Sie die CDs fotografieren?«
    Er drehte sich zu ihr um, sah sie an und sagte nichts.
    » Hier, mit meinem kleinen Apparat?«
    Er rührte sich noch immer nicht.
    » Bitte! Würden Sie das tun?«
    Er kam auf sie zu und nahm den Apparat, der in den großen Handschuhen verschwand. » Sie sind ’ne interessante Polizistin, wa?«
    » Ich weiß nicht.« Sie lächelte.
    » Keine Ahnung, was Sie mit den CDs wollen. Aber jedenfalls sind Se auf Draht, meine Dame. Was will denn Kollege Sternenberch jetz noch von mir wissen? Mehr kann ich ihm auch nicht sagen.«
    Sie gab ihm den Helm zurück und strich sich die Haare aus dem Gesicht. » Vielleicht reicht es, wenn wir Sie anrufen dürfen.«
    » Das sowieso. Sie haben da übrigens Ruß an der Stirn.«
    » Danke.«
    » Grüßen Sie Ihren

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