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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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du raus aus dem Team und raus aus Berlin.«
    Sie blickte ihn an. » Wer die Wahrheit sagt, wird in Verbannung geschickt?«
    Er sah, dass ihre Oberlippe zuckte.
    Ich ertrage so was nicht, dachte er. Wie entsetzlich, jemandem weh zu tun.
    » Es geht nicht um Wahrheit oder Lüge, Petra. Es geht um ein Dienstgeheimnis. Ich will keinen in meinem Team, der Dienstgeheimnisse verrät.«
    » Dienstgeheimnisse!«
    » Mir egal, um welchen Auftrag es geht und wer ihn für vertraulich hält. Wer unsere Arbeit verrät, verrät das Team. Ich werde das nicht akzeptieren.«
    » Ich verrate doch keinen.« Ihre Oberlippe zitterte noch mehr.
    Er sah sie an und zog ihren Kopf an sich. » Das weiß ich. Deshalb bist du ja auch dabei. Obwohl es schwierig werden kann, Tobias nichts zu erzählen. Ich verlasse mich auf dich.«
    Ein paar Sekunden lang berührten sich ihre Köpfe. Dann nahm Petra, die nicht weinte, wieder Abstand. » Wir sollten uns nicht öffentlich umarmen. Sonst muss einer von uns den Dienst quittieren.«
    » Blöde Kuh.«

6
    » So habe ich mir das nicht vorgestellt.« Isabel hatte das Fenster heruntergekurbelt und schaute zum Dach.
    Kai Sternenberg konnte nichts sehen. Er suchte einen Parkplatz, nicht allzu weit von den Einsatzwagen der Feuerwehr entfernt, aber nicht so nah, dass er auffallen würde. » Siehst du denn was?«
    » Das Dachgeschoss ist weg.«
    Zwischen den geparkten Autos standen Kinder mit wackligen Fahrrädern und Frauen und Männer mit Einkaufstüten, die sich über das erregten, was sie sahen und noch riechen konnten. Die Wichtigen aber hatten den Brand selbst gesehen und waren mit dem Schrecken und dem Schauder der Lust davongekommen und machten es sich nun mit dem Berliner Kissen auf ihrer Fensterbank bequem und berichteten denen, die nach oben zeigten und das allmähliche Abrücken der roten Feuerwehrautos bedauerten, aus deren baumelnden Schlauchenden Restwasser auf den Asphalt troff.
    » Ich kann hier nirgends halten.«
    » Dann gehe ich allein.«
    Er stoppte den Wagen und ließ Isabel aussteigen. Sie wusste, welchen Feuerwehrmann sie suchen und möglichst zu Sternenberg bringen sollte. Einen, den er kannte und dem er vertraute. Es war sowieso besser, wenn er sich nicht zeigte, um nicht einem von Traubes Leuten zu begegnen. Während Isabel die Mission aufnahm, musste er den Michael Collins geben und das Haus umkreisen.
    Isabel stand vor dem Gebäude und dem weißroten Flatterband. Oben auf dem Dach ragten wie schwarze Zahnstocher ein paar unsortierte Holzbalken in den Himmel. » Meu Deus«, murmelte Isabel und sah sich nach den uniformierten Männern um.
    Ihre Kollegen von der Schupo streckten den Schaulustigen ihre unbeschlipsten Bäuche entgegen. Nur einer trug bei der Hitze die Dienstmütze, aber auch er hatte sein beigefarbenes Hemd zu weit aufgeknöpft.
    Die Jacken der Feuerwehrleute saßen eng, silberne Knöpfe auf preußischem Blau, dazu der blassgelbe Helm, dessen Form an einen alten Wehrmachtshelm erinnert. Die ins Haus gingen oder herauskamen hatten schwarze Jacken übergezogen. Ihnen lief der Schweiß über die Wangen.
    Isabel nahm eine kleine Pocketkamera und hielt sie sich vors Gesicht. Mit dem unverdeckten Auge beobachtete sie die Feuerwehrleute, insbesondere ihre Helme und die Streifen daran. An ihnen konnte sie die Dienstgrade ablesen. Sie ließ die Kamera sinken und sprach einen der Männer an: » Herr Brauer?«
    » Was? Nee, Paul Brauer is der da! Paul!«
    Der richtige Brauer trat zu ihr. Sie wollte ihm die Hand geben, aber er zeigte seine Handschuhe. Sie streckte ihm die Hand in einer ruckartigen Bewegung dennoch entgegen, so dass er wie im Reflex zugriff. Nun hatte sie wasserverklebten Ruß an den Fingern. Er empfand wohl Respekt für die kleine Frau und ihre schmutzige Hand und hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, ob sie diese Reaktion beabsichtigt hatte.
    » Maria Isabel Dacosta. Sie sind Brandoberrat Brauer?«
    » Ja. Und Sie … sind aber nicht von der Presse, oder?« Er deutete auf die winzige Kamera.
    Sie sagte den Satz, den sie nicht mochte, weil er ihre Selbständigkeit untergrub. » Ich bin Mitarbeiterin von Kai Sternenberg.«
    Der Mann nahm den Helm ab und wischte sich die Haare aus der Stirn. » Ach so.«
    » Er würde Sie gern im Auto sprechen. Er weiß, dass Sie wenig Zeit haben.«
    » Klingt geheimnisvoll. Er will wohl nicht gesehen werden?«
    » Könnte ich den Tatort vorher besichtigen?«
    » Tatort würde ich’s nich nennen, Mädchen. Aber komm’ Se mal.

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