Flammenopfer
haben musste.
» Das eine ist die GeGeBau – Gesellschaft für gemeines Bauen.« Er grinste. » Oder gemeinnütziges. Wie es euch gefällt. Die haben an Großprojekten mitgewirkt. Potsdamer Platz zum Beispiel. Haben sich allerdings übernommen und mussten in Insolvenz gehen. Irgendwelche Spanier sind da eingestiegen. Ein Konzern, der eigentlich auf Autobahnen und Flughäfen spezialisiert ist. Kurz nach der Übernahme sind drei Anwälte ums Leben gekommen, die die GeGeBau vertreten haben: Einer ist gegen einen Baum in Brandenburg gefahren. Die beiden anderen sind beim Brand in Wohnungen gestorben. Täter wurden nicht gefasst. Einmal war angeblich eine defekte Gasleitung im Spiel. Bei dem anderen hat es wohl neben dem Dach angefangen zu brennen. Es sind Reste von Feueranzündern entdeckt worden, diese blassgrünen Würfel, die man beim Grillen benutzt. Das ist ein Jahr her. – Was macht die eigentlich mit unseren Bestellungen?«
» Und was ist mit der anderen Gesellschaft?«, fragte Isabel.
» TrainWay. Sie vermarkten das Gelände der ehemaligen Reichsbahn. Respektive Bundesbahn. Respektive Bahn AG. Diese Gleisanlagen, die nicht mehr gebraucht werden. Es hat mehrere Verkäufe für Malls und Bürogebäude gegeben, die tatsächlich gebaut wurden. Ursprünglich sollten auch Parks und Spielplätze angelegt werden, aber die meisten dieser Ansätze sind danebengegangen, weil die Investoren fehlten. TrainWay ist 1997 in Konkurs gegangen, und zwei der Notare, die bei den Verkäufen mitgewirkt hatten, waren auch für die GeGeBau zuständig. Einer ist der, bei dem die Feueranzünder gefunden wurden. Der andere ist mit dem Schrecken davongekommen.«
» Kann man den nicht mal befragen?«, fragte Isabel.
» Ich habe mit ihm telefoniert«, sagte Tarek. » Er konnte mir den Verlauf des Brandes ziemlich gut schildern. Demnach dachte er zuerst, es würde jemand in der Nähe seinen Grill auf dem Balkon anheizen. Als es zunehmend nach Rauch stank, erinnerte er sich, dass im Osten noch lange mit Braunkohle geheizt wurde. Bei Inversionswetter ein fürchterlicher Gestank.«
» Welche Jahreszeit?«
» Herbst. – Kommt die noch mit dem Kaffee?«
Isabel sah zu Kai und wandte sich wieder an Tarek: » Also Rauchgeruch. Und was dann?«
» Er hat die Fenster geschlossen und ein Bad genommen. Badewanne, Sekt, Kerzenleuchter …«
» Alleine?«, fragte Sternenberg.
» Sagt er. Jedenfalls ist er nach dem Bad Richtung Schlafzimmer gegangen, durch eine weitläufige Wohnung. Als er die Tür öffnete, stand das Schlafzimmer in Flammen. Das Seitendach aus Holz war eingebrochen. Er schloss die Tür und flüchtete mit dem Badehandtuch.«
» Hat keiner das Feuer früher gesehen? Es muss doch aufgefallen sein.«
» Die Feuerwehr stand schon auf der Straße. Den Rest der Wohnung konnten sie retten. Nach ein paar Monaten ist er wieder eingezogen.«
» Hat man Versicherungsbetrug geprüft?«, fragte Isabel.
» Dazu war der Schaden zu beträchtlich. Und der Mann hätte kein gutes Geschäft dabei gemacht. Ich habe ihn nach Erpressung gefragt. Schutzgeldgeschichten und so. Angeblich gab es nichts dergleichen.«
» Ich habe irgendwie kein gutes Gefühl«, sagte Sternenberg. » Sind wir auf der richtigen Linie?«
Die Bedienung kam und stellte ihnen drei Milchkaffee hin. Einer der Kekse fiel vom Rand der Untertasse zu Boden. Sie hob ihn auf, pustete ihn ab und trug ihn weg. Brachte aber keinen neuen.
Die drei sahen sich an. Tarek verzog das Gesicht. Isabel giggerte.
» Ich habe noch etwas«, sagte Tarek. » Hier, seht euch das an.« Er legte bunte Seiten auf den Tisch, einige gefaltet, andere zerknittert. Sternenberg erkannte sie als Flugblätter und wollte wissen, was es damit auf sich hatte.
» Die stammen von einer Gruppe, die nennt sich Freie antifaschistische Zelle 1. Januar – Wider den Imperialismus.«
» Was für ein eingängiger Name«, bemerkte Sternenberg.
Isabel wirkte sehr ernst. » Das sind alles die gleichen Symbole. Schlecht gezeichnet, aber: hier … und hier. Alle von der gleichen Gruppe. Sind das Autonome?«
» Möglich.« Tarek zeigte auf die Überschriften. » Sie sind gegen das System und wollen mehr Freiheit für den Einzelnen.«
» Ist das nicht das, was die liberal-konservativen Parteien auch wollen?«, fragte Sternenberg.
Isabel rief ihn zur Ordnung. » Was schreiben die denn?«
» Ach, viel Text und viel Blabla«, sagte Tarek. » Aufgeblasenes Zeug. Eine Mischung aus kryptokommunistischen Floskeln und
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