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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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wissen, was du tust. Ich werde dich nicht daran hindern. Dazu interessiert mich viel zu sehr, was Traube macht.«
    » Ich betrüge ihn nicht.«
    » Du kommst zu mir und erzählst mir seine Geheimnisse.«
    » Nein, ich … Nein. Betrügen, das klingt wie fremdgehen.«
    » Wenn er dir vertraut und du einem anderen gegenüber das Vertrauen brichst, dann ist es wohl so was.«
    » Ich weiß einfach nicht.«
    » Du bist in der Klemme, das hast du gesagt. Und es stimmt. Du willst auf der einen Seite ihm gegenüber loyal sein und siehst auf der anderen, dass du den Mann, den du liebst, betrügst.«
    » Ich wollte nicht analysiert werden.«
    » Ich hätte dich nicht in die Klemme geraten lassen dürfen. Ich entbinde dich vorübergehend von den Pflichten für unser Team. Beatrix will sowieso zwei Leute von uns abziehen. Eigentlich wollte Wolf das allein übernehmen. Aber wahrscheinlich ist es gut, wenn ich dich auch anbiete. Am besten für die Nachbereitung zum 1. Mai. Wolf hat da schon einen Anknüpfungspunkt gefunden, der auch für uns spannend sein könnte.«
    » Die Luftbilder.«
    » Genau.«
    » Bin ich jetzt aus deiner Truppe raus, oder arbeite ich als Spionin für dich?«
    » Bitte. Mach’s nicht kompliziert.«
    Sie lachte. » Okay. Danke. Wenn wir den Brandstifter haben, komme ich wieder zurück.«
    » Sicher.«
    » Gut.« Sie sah lange ohne ein Wort und ohne erkennbare Mimik über die Brüstung und schien einen Punkt zu fixieren. » Tobias hat an einigen Tatorten übereinstimmende Kennzeichen gefunden. Ich kann dir nicht sagen, was es ist. Er kann sie nicht deuten. Und aus Sorge, sich bei den Kollegen lächerlich zu machen – du weißt, er ist da ein gebranntes Kind –, wegen dieser Sorge behält er seine vagen Vermutungen für sich. Geht heimlich allein zu den Tatorten zurück und sucht. Und manchmal, wenn er was gefunden hat, ist er wie verrückt. Aber selbst mir sagt er nicht mehr.«
    » Kennzeichen, sagst du?«
    » Ja. Er kann sie nicht deuten. Aber es ist wohl so eine Art Visitenkarte, die der Täter absichtlich hinterlässt.«
    » Wirklich? Dann wüssten wir zum ersten Mal, dass die Brände zusammenhängen. Ein Serientäter, ein Fall fürs Profiling.«
    » Ja, aber ganz sicher ist es offenbar nicht. Tobias hat sich einen Stapel Bücher über Geometrie und Messtechnik besorgt. Und ich habe das Gefühl, es hängt mit dieser Sache zusammen.«
    » Architekten führen geometrische Messungen durch, oder?«
    » Und Stadtplaner.«
    » Immobilien. Dann liegen wir mit der Immobilien-Vermutung ja gar nicht so falsch.«
    » Mehr kann ich nicht sagen. Mehr weiß ich nicht. Ich kann dir nur versichern: Er ist nah an der Verzweiflung. Vielleicht betrüge ich ihn nicht, sondern versuche, ihm zu helfen.«
    Vielleicht müssen wir doch mit der Traube-Truppe zusammenarbeiten, anstatt sie zu beobachten, dachte Sternenberg. Aber dann könnte dessen Anfangsverdacht schnell in sich zusammenbrechen oder absichtlich fallengelassen werden.
    Petra stand auf. » Ich fühle mich erleichtert. Ich danke dir.«
    » Ich habe mir zum Eigennutz Informationen von dir geben lassen. Dafür solltest du mir nicht danken.«
    » Erzähl, was du willst.«
    » Übrigens fand ich deine Recherche zu Brandstiftung sehr gut.«
    » Das heißt aber nicht, dass ich jetzt nur noch in den Archiven arbeiten will. Ich bin lieber draußen.«
    » Schon klar.«
    » Schläfst du noch ’ne Runde? Ist ja schon fast Nachmittag.«
    Plötzlich fiel ihm der Hund ein, den er am Morgen hatte abholen sollen. Er begleitete Petra nach unten und klingelte an der Stark’schen Wohnung. Niemand öffnete, und es gab auch keine Sprotte, die hinter der Tür herumsprang und kläffte und jaulte.

10
    Während Sternenberg in seinem Penthaus schlief, rollte eine Flutwelle von Gewitterwolken auf Berlin zu. Schwalben und Mauersegler schossen tief über die Dächer, dann setzten sie sich alle und blieben sitzen und wurden sehr still.
    Oben, in der Gischt der Wolken, zuckten Lichter. Als die Wolkenwelle die Stadt erreichte, war das Schwarze in ihr entwichen. Ohne den aufgeheizten Straßen Berlins Regen zu spenden, zog sie weiter. Bei Fürstenwalde, nahe vor der polnischen Grenze, traf sie auf gegnerische Luftmassen und brach auseinander, die Landschaft bis weit in den Oderbruch unter Wasser setzend.
    Am Tag darauf folgte eine neue Gewitterfront in gleicher Richtung. Nachdem Sternenberg eine Schachtel Pralinen bei Hanna Stark abgegeben hatte, setzte er sich auf die Terrasse und wartete so

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