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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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in irgendeiner Form kooperativ war. Anstatt mir einfach zu bescheinigen, dass sie einen Wasserschaden angerichtet hat. Nein, ich musste die Sachen selbst zur Versicherung fahren. Ich habe denen den Computer auf den Tisch gestellt und sie gefragt, ob sie glauben, ich hätte das selbst angerichtet, um einen neuen zu bekommen. Was glauben Sie, was Sie alles erleben, wenn Ihnen so was passiert. Gegen Feuer, Wasser und Bürokratie sind Sie machtlos.«
    » Ich kann mir vorstellen, dass mich das auch wütend machen würde.«
    » Ich bin keine Materialistin. Glauben Sie nicht, dass ich wegen eines von Wasser und Schaum aufgequollenen Teakschreibtisches zu heulen anfange. Aber meine Akten, meine Unterlagen, meine persönlichen Aufzeichnungen. Auf diese Weise geht meine Existenz in den Orkus. Ich will wenigstens eine neue Einrichtung für die Kanzlei haben, um wieder Klienten zu empfangen, jetzt, wo sie die Wohnung wieder freigegeben haben. Ich habe zwar kein Geld, und das bekomme ich auch vorerst nicht, weil die Quittungen verbrannt sind oder von freundlichen Feuerwehrmännern aus dem Fenster geworfen wurden. Ich kann den ganzen Bezirk absuchen, vielleicht fliegen sie noch irgendwo durch die Straßen.«
    » Der Brand ist in der Küche ausgebrochen, sagten Sie?«
    » Nein, das steht nicht fest. Und es ist unwahrscheinlich. Es war niemand zu Hause, und ich habe eine automatische Sicherung für alle Küchengeräte.«
    » Ach, so was gibt es?«
    » Natürlich, das ist doch kein Problem. Sie müssen nur einen eigenen Stromkreis für die Geräte legen. Und ich habe eine Schaltung einbauen lassen, die zehn Minuten nach der Nutzung eines der Geräte den Kreis abschaltet. Sozusagen: die Sicherung rausdreht. Damit wollte ich einen Brand verhindern, der zum Beispiel durch eine vergessene Kaffeemaschine entsteht. Aber wie Sie sehen, hatte ich keinen Erfolg.«
    » Nach meinen Informationen gibt es keinen Täter.«
    » Das kann ja nun nicht sein, nicht wahr? Wenn der Brand nicht durch einen Kurzschluss ausgelöst wird und nicht aus dem Schoß der Gaia entspringt, dann wird es wohl einen Täter geben müssen. Aber Sie haben recht: Man hat keinen gefunden. Ich will Ihre Kollegen nicht madig machen, aber die waren ungefähr so engagiert, mir zu helfen, wie die Herren von der Berliner Feuerwehr.«
    » Wie kann denn ausgerechnet in der Küche ein Brand gelegt werden? War jemand eingebrochen?«
    » Das wurde nicht untersucht. Jedenfalls sehe ich es so. Da hat sich einer der uniformierten Herren die Haustür ein paar Sekunden angesehen und beschlossen, dass keiner in der Wohnung war. Ich habe danach das Schloss auswechseln lassen, wenn Sie verstehen. Und für die Küche gab es die Theorie, dass jemand die Abluftschächte vom Dach aus genutzt hat, um irgendwelche Substanzen einzubringen. Mich wundert, dass Sie das nicht aus Ihren Akten kennen.«
    » Aus den Akten weiß ich, dass jemand festgenommen wurde.«
    » Ja. Peter van Tannen. Ein armes Schwein. Der war zufällig mit seinem Wagen in der Nähe, als die Polizei ankam. Wir haben ihn aber schnell wieder freibekommen.« Katarina Severus setzte sich in einen der Ausstellungssessel.
    Isabel blieb stehen. » Ja.«
    » Sie müssen sich vorstellen: Sie stehen in Ihrer ausgeräucherten, vom Wasser und Schaum verquollenen Wohnung. Die Polizei steht batterieweise herum und ist megahibbelig. Die einen wollen mich aus der Wohnung raushaben und behaupten, es bestünde Einsturzgefahr. Dabei hat keiner von denen einen Helm auf. Die anderen sind aufgedreht, weil sie angeblich den Täter gefasst haben, über Funk ging das dauernd hin und her. Ich war stinksauer auf diese verdammte Veranstaltung! Und ich hörte, dass sie einen Mann verhaftet haben, der irgendwo am Kollwitzplatz wohnt. Und der Hauptverdacht war, dass er sein Auto bei mir vor der Tür geparkt hat. Ich bin Anwältin. Was glauben Sie, was ich mache, wenn ich solche Staatsvertreter vor mir sehe? Ich habe die Beamten gefragt, ob sie nicht die wirklichen Täter fassen wollen, anstatt Leute zu verhaften, die falsch parken.«
    » Und Sie haben den Mann aus der Untersuchungshaft geholt, seinen Fall übernommen?«
    » Letztlich lief es darauf hinaus, ja. Über Umwege. Eigentlich unfreiwillig, ich hatte anderes im Kopf, wie Sie sich denken können. Aber wissen Sie, dieser Mann ist ein ganz feiner und angesehener Architekt. Der hat sich in seinem Leben nichts zu Schulden kommen lassen. Und dann veranstalten die eine derart unsinnige Polizeikampagne … Haben

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