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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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ganz großgeschrieben. Ich müsste drei Tage freinehmen. Hast du schon unterschrieben.«
    » Wann war das denn? Und wieso drei Tage? Willst du runterfahren?«
    » Nee, runter nicht direkt. Nach Papenburg.«
    » Papenburg? Deine Eltern wohnen in Papenburg? Wirklich? Und der ganze Familienclan, der trifft sich jetzt … in Papenburg? Okay, du hast meinen Segen. Aber aus reinem Mitleid. Wegen Papenburg. Isabel, das Interview mit dem Anwalt ist deine Sache, in Ordnung? Und ich besuche unsere Freunde, die Autonomen. Brauche ich da ein Luftbild vom 1. Mai? Hallo? Können wir bitte zahlen?«
    Was die Namensliste der Brandstiftungsgeschädigten anging, so war ihnen ein ärgerlicher kleiner Fehler unterlaufen. Sie hatten für die Befragung den Namen RA Dr. Severus angestrichen. Isabel hatte in der Kanzlei angerufen und nach Herrn Dr. Severus gefragt – und war dabei direkt auf die eigentlich gemeinte Person, Dr. Katarina Severus, gestoßen, die daraufhin verschlossen wirkte. Zu einem Gespräch war sie zuerst nicht bereit, wenn es nicht einen Paragrafen gäbe, der sie dazu zwinge. Schließlich stimmte sie zu, Isabel in dem Möbelladen zu treffen, in dem sie gerade stand. Später am Tag müsse sie nach München fliegen.
    Bei der Begrüßung standen sie zwischen Kirschbaumschreibtischen.
    » Katarina Severus, Rechtsanwältin. Lassen Sie den Titel einfach weg.«
    » Maria Isabel Dacosta, Kommissarin.« Lassen Sie den Titel einfach weg, dachte Isabel.
    » Hübsche Haarspange. Haben Sie die aus Italien?«
    » Portugal.«
    Die Rechtsanwältin trug ihr Haar offen. Es war dunkel, aber durch dezente Strähnen aufgehellt. Sie war groß und schmal und trug eine hellolivgrüne Kombination, die perfekt zu ihren Augen passte. Isabel sah eine schlichte, sehr edle weißgoldene Kette und an jeder Hand einen dazu passenden Ring, aber keinen am Ringfinger.
    » Ich muss noch heute eine neue Einrichtung aussuchen. In den nächsten Wochen komme ich nicht dazu. Wissen Sie, was das Schlimmste an einem Brand ist? Diese unendliche Lauferei. Ist Ihnen das mal passiert?«
    » Nein. Ich kann mir vorstellen, wie unangenehm das ist.«
    » Unangenehm? Das ist gar kein Ausdruck! Wenn Sie so was trifft, sind Sie auf jeden Fall die Dumme. Erwarten Sie nicht, dass die Versicherung Sie als Opfer sieht! Für die sind Sie plötzlich nur noch ein Fall. Und die handeln Sie runter bis aufs Blut. Und das bei einer Anwältin. Sie können sich vorstellen, wie viel schlimmer das bei jemandem ist, der nicht Rechtsanwältin ist. Und ich muss erklären, warum ich die Einrichtung nicht mehr gebrauchen kann. Ich! Dabei habe ich den Schaden nicht angerichtet. Wissen Sie, was mir die Feuerwehr sagt? Sie könnten auf Eigentum keine Rücksicht nehmen. Sagt mir ein Oberbrandamtsrat oder wie die heißen! Eigentum sei ihnen egal. Da habe ich ihn gefragt, welches Menschenleben er retten wolle, bei uns. Da war nämlich keiner in der Wohnung, als es brannte. Und das haben die gewusst. Gut, wenn sie jemanden retten müssen, dann hat das Priorität, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber die wussten ja, dass kein Mensch in den Räumen war, das hat der Mann mir gegenüber ja bestätigt! Eigentum ist ihm egal! Ich dachte immer, die Feuerwehr ist Exekutive – Bestandteil der Staatsgewalt. So wie Sie. Sie müssen sich doch auch an die verfassungsmäßige Ordnung halten, oder?«
    » Natürlich.«
    » Die haben die Möbel aus dem Fenster geworfen! Glauben Sie nicht, dass die verbrannt waren. An denen war kein Kratzer. Die haben die teuersten Tische und Kommoden auf die Straße geworfen, aus dem siebenten Stock! Und jetzt glauben Sie mal nicht, dass die Versicherung bereit ist, dafür aufzukommen.«
    » Wie lange ist das her?«
    » Vier Wochen. Oder fünf. Die Möbel hatten noch nicht einmal Wasserschaden. Das hat die Feuerwehr in meiner Kanzlei angerichtet. Sind Sie darüber informiert? Wahrscheinlich nicht. Ich glaube nicht, dass so was in Ihren Akten landet. Der Brand war oben im Penthaus, da wohne ich. Die Feuerwehr hat so viel Wasser da reingepumpt – wissen Sie, es hat nur in der Küche gebrannt, das war alles. Aber die haben so viel Wasser da reingepumpt, dass es in das Stockwerk darunter durchgelaufen ist. Und da habe ich meine Kanzlei. Computer, Klientendatei, Sessel, antike Aktenschränke … Das kann alles auf den Müll. Und was macht die Versicherung? Sie kündigen mir. Sie zahlen ein bisschen was, aber sie kündigen mir. Vielen Dank auch. Und glauben Sie nicht, dass die Feuerwehr

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