Flammentochter (German Edition)
mir der Junge irgendwie leid tut.“ Er fuhr sich mit einer nervösen Ges te durch das Haar und seufzte. „Mal ganz davon abgesehen musst du Aufregung en jeder Art vermeiden. G ehe solchen Konflikten aus dem Weg, hörst du?“
Arvinja nickte . Sie wollte ihrem Vater nicht sagen, dass Torek sie bedrängt hatte. Er machte sich genug Sorgen um sie.
„Ich bemühe mich ja , aber es ist so schwer.“ Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. „ Es passiert einfach und ich kann nichts dagegen tun. Warum ausgerechnet ich, Vater? Warum bin ich so verflucht?“
Ihr Vater erhob sich, ging um den Tisch herum und zog Arvinja an sich . Sanft nahm er sie in seine Arme und küsste ihren Scheitel.
„Sag das nicht. Diese besondere Gabe hat dir deine Mutter vermacht . Dass sie nicht mehr da ist , um dir zu zeigen, wie du sie beherrscht , ist sehr traurig. Aber wir müssen damit leben. N iemand im Dorf wusste, dass sie eine Feuermagierin war und auch bei dir soll es keiner erfahren. Die Menschen hier haben Angst vor Dingen, die sie nicht verstehen können - ich bin nicht sicher, wie sie reagieren würden. Bitte versprich mir, dass du in Zukunft besser aufpasst.“
„Ich verspreche es, Vater.“ Arvinja sah zu ihm auf. „ Aber …“, sie zögerte einen Herzschlag lang, bevor sie weitersprach, „ich wi ll Heilerin werden, so wie Mama. D as ist mein g rößter Wunsch.“
Ihr Vater schüttelte vehement den Kopf und entließ sie aus seiner Umarmung .
„Wir haben schon so oft darüber geredet, Arvinja! Vergiss die Pflanzen und Kräuter – ab nächster Woche wirst du bei mir arbeiten. D u wirst einmal einen anständigen Mann heiraten und mit ihm die Schmiede übernehmen!“
„Aber …“
„ Ich habe dazu nichts mehr zu sagen !“ , unterbrach er sie ungeduldig . Er wandte sich um und verließ die Hütte ohne ein weiteres Wort.
****
3 Jahr e später …
Arvinja und ihr Vater betraten Großmutter Darias Wohnküche, in der es nach Tee und Kuchen duftete. Der Tisch war gedeckt und mit Blumen geschmückt worden. Daria kam lächelnd auf Arvinja zu und schloss sie in eine innige Umarmung.
„Alles Gute zum Geburtstag, kleine Blume!“
„Danke, Großmutter.“ Arvinja küsste Daria auf die Wange und lächelte. „Eigentlich müssest du große Blume sagen, schließlich bin ich längst erwachsen.“
Daria lachte auf. „Du wirst immer meine kleine Blume sein , egal wie alt du bist“, antwortete sie, während sie sich setzten. Daria schenkte Tee ein und deutete mit einem Kopfnicken auf ein kleines Päckchen, das liebevoll in buntes Papier verpackt und mit Rosenblüten dekoriert war. „Mach es auf, Liebes . Ich hoffe, es gefällt dir.“
Arvinja griff nach dem Geschenk ihrer Großmutter und wickelte es vorsichtig aus. Es war ein großer seidener Schal mit zarten Blütenmustern in hellen Farben.
„Er ist wunderschön!“ Arvinja legte sich den Schal um die Schultern und sah ihren Vater an. „Wie sehe ich aus?“, fragte sie ihn und klimperte absichtlich mit den Wimpern. Er lachte auf und zwinkerte ihr zu .
„Wunderschön . Du erinnerst mich jeden Tag mehr an deine Mutter.“ Ihr Vater betrachtete sie mit zärtlichem Blick, die drei schwieg en einen M oment andächtig. Schließlich zog er etwas aus seiner Jackentasche und legte es auf den Tisch.
„Es ist leider nicht so schön verpackt wie das deiner Großmutter, aber ich hoffe, du freust dich ebenso darüber .“
Arvinja blickte auf das kleine, längliche Päckchen und griff danach. Sie entfernte das braune Papier und keuchte auf.
„Das ist ja der Dolch, an dem ich zuletzt gearbeitet habe!“, stieß sie überrascht hervor. Ihr Vater nickte.
„ Ich habe gemerkt, wie viel Herzblut du hineingesteckt hast. Er war von Anfang an für dich bestimmt. Du hast immer sehr gute Arbeit in der Schmiede geleistet und sollst dafür auch belohnt werden.“ Er sah Daria kurz über den Tisch hinweg an, sie nickte zustimmend . „Außerdem ist dein alter Dolch schon ganz abgegriffen und stumpf.“
Arvinja zog den Dolch aus der ledernen Scheide und betrachtete ihn stolz. Der Griff , der mit Rindsleder und dünnem Stahldraht ummantelt war, lag perfekt in ihrer Hand. Sie hatte viel Zeit in dieses schöne Stück investiert und insgeheim gehofft, es würde ihr gehören . Die zweischneidige Klinge blitzte kurz im Sonnen licht auf , das durch das Küchenfenster fiel . Arvinja schloss die Faust stärker um den Griff und blickte i hren Vater lächelnd an.
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