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Flammentochter (German Edition)

Flammentochter (German Edition)

Titel: Flammentochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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ihrer Mutter, die mit schwarzer Tinte geschrieben waren .
     
     
    Liebes Tagebuch,
    ich hatte noch nie ein Tagebuch und bin gar nicht sicher, was ich schreiben soll. Henni hat es mir geschenkt, sie sagt, ich soll alles niederschreiben, was mich beschäftigt. Meinen Schmerz, meine Einsamkeit und meine Trauer. Hätte sie mich nicht aufgenommen, wäre ich jetzt – mit vier zehn Jahren – ganz allein auf der Welt. Meine Eltern sind tot. Wi r wurden von Wargas angegriffen, sie kamen mitten in der Nacht und haben Mama und Papa im Schlaf getötet. Ich konnte fliehen, habe diese Monster mit meinem Feuer vertrieben . Aber meine Eltern konnte ich nicht retten .
     
     
    Arvinja schüttelte traurig den Kopf. Daria hatte erzählt, wie ihre Großeltern ums Leben gekommen waren und dass ihre Mutter so jung schon eine Waise gewesen war. Die arme Neyra hatte mit ansehen müssen, wie ihre Eltern ermordet wurden. Angriffe von Wargas waren nicht selten. Es sind weibliche Vampire, die unschu ldigen Mädchen das Blut aussaug en, um ewig jung und schön zu bleiben. Sie gehen dabei äußerst grausam vor, fügen ihren Opfern schwere Verletzungen zu. Arvinjas Blick fiel wieder auf den Tagebucheintrag.
     
     
    Während ich das schreibe, weine ich schon wieder. Ich weine fast den ganzen Tag und eigentlich wäre ich viel lieber bei Mama und Papa im Himmel. Aber ich kann Henni nicht alleine lassen. Sie ist schon alt und sie sagt, sie hat mich sehr gerne. Ich bin nach dem Angriff in den Schimmerwald gelaufen , weil ich wusste, dass sich nicht mal die Wargas dort hin ein wagen. Henni hat mich gefunden. Sie war im Schimmerwald, aber ich weiß nicht, was sie dort gemacht hat. Ich war einfach nur froh, dass sie mir geholfen hat. Sie ist Heilerin und bringt mir nun alles über Heilpflanzen und Kräuter bei. Ich möchte auch Heilerin werden. Ich will Menschen retten. Außerdem weiß Henni, dass ich eine Feuermagierin bin – ich habe es ihr gesagt. Sie mag mich trotzdem …
     
    Arvinja ertappte sich bei einem Lächeln, als sie die Zeilen las, zugleich traten ihr Tränen in die Augen. Anfangs hatte Neyra unter Hennis Anleitung nur einfache Salben zubereitet und Tee gebraut, doch schon bald versorgte sie die Schürfwunde n ihrer Mitschüler oder verabreichte Tee aus Holunder, Huflattich, Thymian und Zwiebel gegen Erkältungen. Arvinja lächelte. Genau wie ich, dachte sie stolz. Sogar ihren Vater hatte sie schon bei diversen Verletzungen damit behandelt und es hatte geholfen , auch wenn er es nur ungern zugab.
     
    Sie zuckte zusammen, als ihre Großmutter ein Tablett mit zwei damp fenden Tassen Kräutertee auf dem Tisch ab stellte.
    „Sie war noch ein halbes Kind , als sie begann, Medizin herzustellen “, murmelte sie. Daria legte ihr eine Hand auf die Schulter .
    „Ja, Neyra war sehr talentiert und ging völlig darin auf, den Menschen zu helfen. Dass Henni sie gefunden und bei sich aufgenommen hat, war großes Glück. “
    Arvinja musste sich zwingen, das Buch zur Seite zu legen. Sie aßen Kekse und tranken Tee, dann verabschiedete sich Arvinja.
    „Darf ich morgen nach der Arbeit wiederkommen?“
    Daria lachte. „Natürlich, kleine Blume. Natürlich.“

 
     
     
     
    ****
     
    Liebes Tagebuch,
    heute ist mein achtzehnter Geburtstag und ich bin überglücklich. Thom hat um meine Hand angehalten! Wir werden im Sommer heiraten, ich bin jetzt schon wahnsinnig aufgeregt.
     
     
    D as Glück ihrer Mutter war auf diesen Seiten fast greifbar. Aus Neugierde blätterte sie vor bis zum letzten Eintrag und las die Zeilen.
     
     
     
    Liebes Tagebuch,
    Henni ist tot. Ich bin unsagbar traurig, dass sie unsere Hochzeit nicht mehr miterleben wird . Am Totenbett hielt ich ihre Hand. Sie sagte mir , ich wäre eine große Heilerin und sie wäre sehr stolz auf mich . Und dann vertraute sie mir an, warum sie damals im Schimmerwald war, als sie mich gefunden hat. In diesem gefährlichen, magischen Wald wachsen Kräuter und P flanzen , deren Wirkstoff um ein Vielfaches höher ist, als bei der normalen Art . Ihre Wirkung ist weitaus stärker und so könne man teilweise sogar Krankheiten heilen, die sonst tödlich enden würden . Kein Wunder, dass ihre Medizin wortwörtlich Wunder vollbracht hat! Henni war leider nicht mehr in der Lage , mir zu sagen, woher sie das alles wusste. Ich weiß, dass es Wahnsinn ist, aber ich muss in den Schimmerwald gehen . Ich bin Heilerin und das ist mein e Bestimmung . Dies ist der letzte Eintrag, denn das Tagebuch war ein Geschenk

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