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Flammentochter (German Edition)

Flammentochter (German Edition)

Titel: Flammentochter (German Edition)
Autoren: Verena Rank
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von Henni. Nun soll es ruhen … so wie sie …
    Neyra
     
     
    Arvinja starrte so lange auf den Tagebucheintrag, bis die Buchstaben verschwammen.
    „Der Schimmerwald“, wisperte sie. Schaurige Geschichten rankten sich um diesen Ort , von denen vermutlich einige wahr waren, andere wiede rum nur Mythen. Doch eines war klar: Den Schimmerwald würde höchstens jemand betreten, der vorhatte sich umzubringen, oder völlig wahnsinnig war. In der Nacht, wenn es so finster war, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sah, ging von diesem Wald ein gespenstisches Schimmern aus, als würden Geister darin leben . Der gesamte Himmel darüber war dann erleuchtet. Arvin ja hatte dieses Schauspiel des Ö fteren beobachtet und schauderte bei der Erinnerung daran . Und doch konnte sie nachvollziehen, welche Anziehungskraft dieser Wald auf ihre Mutter gehabt haben muss te . Eine Faszination, die auch Arvinja in diesem Moment verspürte. Im Schimmerwald hausten angeblich Schlangen, die so groß waren, dass sie einen Menschen ohne Probleme angreifen und fressen konnten. Auch von Werwölfen und Zentauren erzählte man sich. Arvinjas Herz begann schneller zu klopfen, ihr Gesicht wurde heiß und ihre Hände feucht. Sie blätterte einige Seiten weiter und entdeckte ein paar Kohle skizzen . Sie keuchte auf und sah sich noch einmal nach der Tür um, bevor sie wie der gebannt in das Buch starrte. Da waren sie, die Kreaturen aus dem Schimmerwald , schwarz auf weiß: Ein Wolf mit einem überdimensionalen Schädel und langen Reißzähnen, eine Riesenschlange , ein Vogel mit den Flügel n eines Schmetterling s und ein Zentaur. Arvinja fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen des Zentauren nach. Den Blick stolz nach vorne gerichtet, die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt und mit wehendem Haar stand er da wie ein Fels in der Brandung . Hatte ihre Mutter diese Wesen wirklich gesehen, oder waren sie Ausgeburten ihrer Fantasie gewesen? Arvinja ertappte sich bei dem Gedanken, das unbedingt herausfinden zu wollen. Aufgeregt blätterte sie weiter und überflog die Seiten, auf der Suche nach einem Hinweis. Sie fand ein paar Stelle n, an denen Neyra berichtete , wie sie sich mit Hilfe ihrer Feuermagie gegen Wölfe, Schlang en und Raubkatzen gewehrt hatte . Und dann fand sie die Stelle, die sie gesuch t hatte .
     
    Liebes Tagebuch,
    mein Herz klopft immer noch wie wild, ich kann von Glück reden, dass ich heil aus dem Wald gekommen bin . Ich habe sie gesehen! Es gibt sie wirklich, ich habe es immer gewusst. Zentauren. Ich hatte gerade einen großen Busch Schwarzbeeren entdeckt, als plötzlich der Waldboden zu beben begann. Zuerst dachte ich, es donnert, doch schnell erkannte ich dass es Hufgetrampel war, das den gesamten Wald einnahm. Ich habe mich rasch hinter dem Busch versteckt, als sie schon im nächsten Moment vorbeikamen. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich etwas so Eindrucksvolle s gesehen. Es waren mindestens zehn von ihnen und einer war schöner und stolzer als der andere. Mir wird jetzt noch schw indelig, wenn ich daran denke. Die Zentauren sind sehr groß, muskulös und tragen Bögen und Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken. Jedes ihrer Felle bes itzt eine andere Farbe , die im Schein des einfallenden Sonnenlichtes schimmert . Ich weiß noch, dass ich mich krampfhaft in den Zweigen des Schwarzbeerenbuschs festgehalten habe, um nicht umzufallen. U nd dann waren sie genauso schnell verschwunden , wie sie aufgetaucht sind und zurück blieb das Gefühl, dass es nur ein Traum war . Ich hatte furchtbare Angst, dass sie mich entdecken – und doch bin ich beeindruckt und völlig ergriffen . Ich wusste es , ich habe es immer gewusst !
     
    Arvinja merkte erst jetzt, dass sie mit offenem Mund auf die Zeilen starrte und schüttelte benommen den Kopf. Zentauren … was muss Neyra in dem Augenblick gefühlt haben!
     
    Ihr Herz raste, als sie bis zu den letzten Seiten vorblätterte , die leer waren. Seltsamerweise waren sie zusamm engeklebt. Sie stutzte, als sie mit der Handfläche darüber strich und eine seltsame Erhebung unter dem Papier spürte . In dem Moment fiel die Tür ins Schloss.
    „So , meine kleine Blume …“
    Arvinja schlug das Buch zu und fuhr herum. Großmutter Daria stellte die Schale mit den Kräutern ab, neigte sich zu Arvinja hinunter und sah sie beinahe ängstlich an.
    „Sie hat über den Schimmerwald geschrieben, nicht wahr?“, fragte sie so leise, als könne sie jemand belauschen. Arvinja zögerte kurz, dann nickte sie.
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