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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Kraft und Testosteron. Sein Oberkörper war gestählt und gebräunt. Er erweckte den Anschein, mit bloßen Händen das Telefonbuch von New Orleans zerreißen zu können.
    Um sich von seiner beeindruckenden Statur abzulenken, blickte sie höher. Das machte es allerdings nicht besser. Seine Lippen waren schmal, aber verlockend.
    Ich hatte recht, dachte Amy, unter all den Haaren steckt wirklich ein schönes Gesicht.
    Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie die Klimaanlage wirklich angestellt hatte, denn es wurde keineswegs kühler in der Küche, sondern heißer - zumindest nach ihrem Empfinden. Doch dann hörte sie das Ächzen des alten Geräts, das draußen am Haus hing, durch die dünne Küchenwand hindurch.
    Lorcans blaue Augen funkelten amüsiert. Er war sich seiner Wirkung auf Amy durchaus bewusst. Doch nachdem er das Licht im Bad ausgeschaltet hatte und sich wieder zu ihr umwandte, war jegliche Belustigung aus seiner Miene verschwunden. „Es ist leichtsinnig, einen Fremden zu dir nach Hause einzuladen.“
    „Das sagst du mir jetzt erst?“, scherzte sie, doch ihr wurde flau im Magen. Hatte sie einen Fehler begangen?
    Er stellte sich dicht vor sie und verschränkte die Arme. „Besonders einen Exhäftling.“
    Nicht zum ersten Mal hoffte sie, dass er nur wegen eines Kavaliersdelikts im Gefängnis gesessen hatte. Sieht er danach aus, fragte sie sich nun und musterte ihn. Nein, definitiv nicht. Aufgrund seiner Muskeln und seines harten Blicks wirkte er in manchen Momenten sogar gewalttätig und einschüchternd. Aber im Asyl hatte er immer den Anschein erweckt, in sich zu ruhen, und war jedem Streit aus dem Weg gegangen. Er war erst grob geworden, als der Indianer sie bedroht hatte.
    „Ich bin der erste und der letzte fremde Gast, versprich mir das.“ Seine Gesichtszüge wurden milder.
    Eifrig nickte Amy. Sie hätte auch nicht jeden aus dem Asyl mitgenommen, sondern nur ihn, aber das wollte sie ihm auf keinen Fall auf die Nase binden.
    „Nimm erst recht keinen Obdachlosen mit zu dir, okay ?“ Eindringlich sah er sie an.
    Lorcan wollte sie beschützen. War das zu glauben? Ihr lief es heißkalt den Rücken hinunter. Da sie nicht wie eine naive dumme Gans dastehen wollte, widersprach sie: „Du bist kein Fremder, und ich habe dich auch nicht auf der Straße aufgelesen.“
    „Und was weißt du von mir?“ Er beantwortete seine Frage selbst: „Nichts. Den guten Samariter trifft es immer als Ersten.“
    Als er die Faust hob, zweifelte sie an seiner Harmlosigkeit, dennoch konnte sie sich nicht bewegen, sondern stand wie versteinert da, die Augen ängstlich aufgerissen. Er öffnete die Hand ein wenig, strich zuerst mit den Fingerknöcheln über ihren Kiefer und dann mit einer Fingerspitze sinnlich über ihre Unterlippe. „Stadtstreicher, so nett sie auch erscheinen mögen, wollen nur dein Geld oder deinen Körper.“
    „Du bist auch einer von ihnen“, erinnerte sie ihn, woraufhin er lächelte, sich vorneigte und sie küsste. Überrascht legte sie die Handflächen an seine Schultern, drückte ihn allerdings nicht weg.
    Sein Mund war samtig weich, seine Zunge glitt unglaublich sanft zwischen ihre Lippen, und sein Henriquatre-Bart kitzelte nicht einmal. Er schmeckte köstlich, nach nichts anderem als sich selbst. Problemlos hätte sie nach hinten ausweichen und sich von ihm losreißen können, doch sie blieb, wo sie war. Schließlich bekam sie wesentlich mehr von Lorcan, als sie sich erträumt hatte; und zwar nicht nur einen Blick auf seinen fast nackten Körper, sondern reale Berührungen.
    Zu ihrer Enttäuschung löste er sich früher von ihr, als ihr lieb war. Er hielt die Wundheilsalbe hoch. „Hast du Lust, Krankenschwester und Patient zu spielen?“
    Als ob er das nicht alleine schaffen würde, dachte sie verschmitzt, die Wunden befanden sich schließlich nicht an seinem Rücken. Doch sie behielt ihre Gedanken für sich und nahm die Tube entgegen. „Setz dich.“
    Folgsam nahm er auf einem der Küchenstühle Platz. Das Handtuch um seine Hüften klaffte auf und gab seinen harten Oberschenkel frei. Amy hielt die Luft an und warf einen raschen Blick auf sein Bein, doch mehr war nicht zu sehen. Spielte Lorcan mit ihr? Offenbar ging es ihm schon viel besser. Der Indianer hatte ihm wohl doch nicht so zugesetzt, wie es auf dem Parkplatz den Eindruck gemacht hatte. Was bedeutete, dass sie Lorcan früher als gedacht bitten konnte, wieder zu gehen. Warum nur widerstrebte ihr diese Aussicht?
    Die Vernunft riet ihr, ihn

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