Flammenzungen
schlussfolgerte sie aus seiner Frisur, denn im Gefängnis wurde den Insassen der Kopf geschoren.
War er ausgehungert? Hatte sich seine Libido auf gestaut und stand kurz davor, sich zu entladen - in ihr?
„Auf dem Boden habe ich es noch nie gemacht, deshalb.“ Lapidar zuckte er die Achseln. „Aber nicht hier. Im Badezimmer liegt eine flauschige Matte, die wird deinen Rücken schonen.“
„Solltest du mich nicht erst einmal fragen, ob ich überhaupt mit dir intim werden möchte?“
„Wie gewählt du dich ausdrückst! So sauber, wie es bei dir klingt, wird es aber nicht sein. Ich werde dich vögeln, dass du morgen vor Muskelkater kaum sitzen kannst.“ Demonstrativ stellte er die Warmhalteplatte der Kaffeemaschine aus. „Wozu fragen, wenn dein Körper mir bereits die Antwort verrät? Du atmest schwer, deine Nippel sind hart, und du leckst dir ständig über die Lippen. Gleich wird deine Zunge Besseres zu tun bekommen.“
Da sie für ihn ein offenes Buch zu sein schien, sah sie ihn grimmig aus zusammengekniffenen Augen an.
„Im Obdachlosenheim hast du mich mit deinen Blicken fast ausgezogen.“
Mist, dachte Amy, er hatte es also gemerkt. Aber dann überlegte sie, was so schlimm daran war. Er begehrte sie ebenso sehr wie sie ihn. Sie brauchte nur die Stimmen ihrer Eltern aus ihrem Hinterkopf zu verbannen, die sie vor den Stadtstreichern gewarnt hatten, als sie ehrenamtlich im Asyl zu arbeiten begonnen hatte.
„Bist du deshalb mit zu mir gekommen, nicht wegen deiner Blessuren?“ Wie eine leichte Beute wollte sie nicht wirken, daher boxte sie ihn sanft.
Lorcan verzog das Gesicht, krümmte sich leicht und hielt sich den Bauch. „Meine Rippen sind nicht gebrochen, aber das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem wehtun.“
„Oh! Entschuldige.“ Sein Schmerz wirkte echt auf sie. Schuldbewusst wedelte sie mit der Hand herum, mit der sie ihn geschlagen hatte, als könnte sie damit den Boxhieb ungeschehen machen, und biss sich auf den Zeigefinger. „Das tut mir leid.“
„Das braucht es nicht. Du hast die ganze Nacht lang Zeit, es wiedergutzumachen.“ Lächelnd nahm er ihren Arm und führte sie ins dunkle Bad. Nur das Licht der Küche, das durch die Tür hineinschien, erhellte den Raum diffus.
Er stellte sich vor sie, schob seine Hand in ihr Haar und kraulte ihre Kopfhaut, während er sie eine Weile ansah, als wollte er ihr Zeit geben, zu entscheiden, ob sie mit ihm schlafen wollte. Aber Amy musste nicht lange grübeln, denn ihr Verlangen nach Lorcan war so stark wie bei keinem Mann zuvor. Vielleicht weil sie sich nicht mit ihm einlassen sollte. Womöglich machte seine fragwürdige Herkunft den Reiz aus. Allerdings stand fest, dass er eine Augenweide war. Ein sanfter Barbar. Zumindest noch, denn er hatte angekündigt, ihr die ganze Kraft seiner Lenden zu demonstrieren.
Langsam, damit sie nicht zu gierig erschien, knöpfte sie ihre Bluse auf. Sie streifte sie von den Schultern und genoss Lorcans sehnsüchtigen Blick auf ihrem Busen. Doch sie ließ ihn zappeln. Statt sich weiter zu entkleiden, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Leidenschaftlich drückte er sie an sich, und sie hielt sich an seinen stattlichen Oberarmen fest.
Doch viel zu schnell löste er sich wieder von ihrem Mund und flüsterte ihr ins Ohr: „Wenn du deinen BH nicht sofort ausziehst, reiße ich ihn dir vom Leib.“
Amy ertappte sich dabei, zu kichern wie ein Teenager. Sie beeilte sich, auch den Rest ihrer Kleidung loszuwerden. Nackt stand sie schließlich vor Lorcan und hoffte, dass ihm gefiel, was er sah.
Er musterte sie von oben bis unten. Sein Blick glühte feurig.
Lässig öffnete er den Knoten seines Handtuchs.
Es glitt zu Boden.
Amy hielt die Luft an.
Als sie wieder ausatmete, klang es wie ein Seufzen.
6. KAPITEL
Zum Vorschein kam sein Glied, das sich ihr bereits halb steif entgegenreckte. Es war genauso kräftig gebaut wie der Rest des Körpers. Hatte er sich eben erst zwischen den Beinen rasiert? Ein Obdachloser legte wohl kaum Wert auf einen haarlosen Intimbereich. Hatte Lorcan unter der Dusche den Entschluss gefasst, die Chance zu nutzen und Amy zu verführen? War er da nicht eigentlich noch mit seinen Blessuren beschäftigt gewesen?
In ihrem Inneren schrillte eine Alarmglocke, die sie jedoch überhörte.
Plötzlich drängte er sie tiefer in den Raum hinein, bis sie an die Badewanne stieß, die sie auch als Dusche nutzte. Blitzschnell nahm er den Gürtel ihres Morgenmantels, der links von der
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