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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Gefühlsaufruhr wisperte der Gedanke: Ein altgedienter Schiffsoffizier hat anscheinend doch so viel Verstand wie ein frischgebackener Ensign.
    Nachdem er Dragoika auf den aktuellen Stand gebracht hatte, erwiderte sie kühl: »Lasst uns wieder diesen Tank ansehen.«
    Die Schiffe der Merseianer befolgten die terranische Anweisung nicht. Sie scherten allerdings in unterschiedliche Richtungen aus; offenbar hofften sie Zeit zu gewinnen, bis Entsatz eintraf. Einarsen ließ sich jedoch nicht darauf ein. Wie ein in die Enge getriebener Wolf stürzte die New Brazil sich auf ihren kleineren Verfolger. Die Murdoch’s Land eilte ihr zu Hilfe. Zur anderen Seite hin beschleunigten die Umbriel und die Sabik in Richtung auf das merseianische Schlachtschiff. Die Antarctica setzte ihren alten Kurs fort und schützte die Aufklärungsboote.
    »Los geht’s«, sagte Flandry mit zusammengebissenen Zähnen. Sein erstes Raumgefecht, genauso erschreckend, verwirrend und erhebend wie seine erste Frau. Er wünschte sich in einen Geschützturm. Nachdem er seine Helmscheibe geschlossen hatte, suchte er eine Außenansicht.
    Eine Minute lang war nichts zu sehen außer Sternen. Dann dröhnte das Schiff und erschauerte. Die Sabik hatte eine Raketensalve abgefeuert: die monströsen Lenkflugkörper, die nur Schlachtschiffe mitführten; sie besaßen ihre eigenen Hyperantriebe und Phasenangleichrechner. Wie sie ihr Ziel erreichten, sah Flandry nicht; die Entfernung war noch immer zu groß. Doch in der Nähe blühten Explosionen im Weltraum auf, ein gewaltiger Feuerball nach dem anderen, der anschwoll, tobte und verschwand. Hätte der Bildschirm ihre wahre Lichtstärke übermittelt, wären seine Augäpfel geschmolzen. Trotz des Vakuums spürte er, wenn das Schiff von expandierenden Gasen getroffen wurde; das Deck schüttelte sich, und der Rumpf dröhnte wie eine Glocke.
    »Was war das?«, schrie Dragoika voller Angst.
    »Der Feind hat auf uns geschossen. Wir konnten seine Lenkwaffen abfangen und mit kleineren Raketen vernichten. Seht dort.« Ein schlankes Metallgebilde streifte über den Bildschirm. »Ihr Ziel sucht sie sich selbst. Wir sind von einer ganzen Wolke davon umgeben.«
    Immer wieder der Anprall der Energien. Eine Druckwelle riss Flandry beinahe von den Füßen. Seine Ohren summten. Er schaltete auf die Schadensmeldungen. Der Naheinschlag war so dicht erfolgt, dass der Rumpf an einer Stelle aufgerissen worden war. Druckschotten sperrten die leckgeschlagene Abteilung ab. Ein Geschützturm war zerstört, die Bedienung in Stücke gerissen. Der benachbarte Turm meldete sich jedoch gefechtsklar zurück. Durch schweres Material geschützt und elektromagnetisch abgeschirmt, hatten die Männer keine tödliche Strahlendosis abbekommen: nicht, wenn sie binnen eines Tages medizinisch versorgt wurden. Sie blieben auf ihrem Posten.
    Flandry rief wieder den Kartentank ab. Die Umbriel, die schneller war als beide Schlachtschiffe, hatte ihren gewaltigen Feind überholt. Als die Antriebsfelder einander überlappten, ging sie gerade so weit außer Phase, dass sie zwar unangreifbar wurde, zugleich aber durch ihre zusätzliche Masse das gegnerische Schlachtschiff bremste. Der Merseianer musste bereits versuchen, wieder in Phase zu kommen, um sie auszulöschen, ehe … Nein, da kam schon die Sabik!
    Generatoren, die so leistungsstark waren, dass sie einem Schlachtschiff die Überlichtgeschwindigkeit ermöglichten, erstreckten ihre Felder über einen sehr großen Radius. Als die Sabik die Phase des merseianischen Schlachtschiffs erreichte, wirkte der Feind wie ein Spielzeug, verloren zwischen so vielen Sternen. Doch dann wuchs das Schiff im Bildschirm an, ein Hai zuerst, dann ein Wal und schließlich ein Leviathan aus Stahl, vor Waffen starrend, die wie wild um sich schossen.
    Von lebendigen Geschöpfen wurde der Kampf nicht geführt. Das konnte man wahrlich nicht sagen. Lebewesen bedienten zwar die Geschütze, kümmerten sich um die Maschinen und starben. Wo solche Geschwindigkeiten, Massen und Intensitäten aufeinander trafen, übten Automatiken alle Macht aus. Rakete stürzte sich Rakete entgegen; Computer maßen ihre Geisteskräfte im fremdartigen Tanz des Ein- und Ausphasens. Menschliche und merseianische Hände bedienten zwar Strahlerkanonen, punktierten, verbrannten und schnitten durch Metall wie ein Messer durch Fleisch, doch ihre Chance, in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit entscheidenden Schaden zu verursachen, war gering.
    Feuer raste durchs All.

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