Flandry 1: Im Dienst der Erde
unmittelbare Hindernis. Es wird die Pflicht deiner Generation sein, es zu entfernen.«
»Ich verstehe nicht«, wandte Elwych ein. »Was ist das Terranische Imperium denn? Ein Sternengerinnsel. Ein altes, übersättigtes, korruptes Volk, das keine anderen Ziele mehr hat, als zu behalten, was seine Väter ihm errungen haben. Warum sollte man ihm irgendwelche Beachtung schenken? Warum expandieren wir nicht in der anderen Richtung – um Terra herum, bis sie eingeschlossen ist?«
»Gerade weil Terras Ziel in der Beibehaltung des Status quo besteht«, antwortete Brechdan. »Du vergisst die politische Theorie, die eigentlich Teil deiner Ausbildung gewesen sein sollte. Terra kann uns nicht gestatten, mächtiger zu werden als sie. Daher ist sie gezwungen, sich jedem unserer Versuche zu wachsen in den Weg zu stellen. Und unterschätze mir die Terraner nicht. Ihre Spezies hat noch immer die Chromosomen von Eroberern. Es gibt nach wie vor tapfere Männer im Imperium, ergebene Männer, verschlagene Männer, die auf die Erfahrungen einer Geschichte zurückgreifen können, die länger ist als unsere. Wenn sie sich dem Untergang gegenübersehen, dann werden sie wie die Dämonen kämpfen. Deshalb müssen wir uns vorsichtig bewegen, bis wir ihnen alle Kraft geraubt haben. Verstehst du das?«
»Jawohl, mein Vater«, gab Elwych nach. »Ich denke schon.«
Brechdan entspannte sich. Sie waren so lange ernst gewesen, wie ihre Rollen es verlangten. »Komm.« Sein Gesicht zerbrach unter einem weiteren Lächeln; er nahm den Sohn beim Arm. »Lass uns unsere Sippe begrüßen.«
Sie gingen Korridore entlang, in denen die Schilde ihrer Ahnen hingen und Jagdtrophäen von mehr als einem Planeten. Ein Gravschacht trug sie hinauf zur Ebene des Gynaeceums.
Dort wartete der ganze Stamm: Elwychs Stiefmütter, Schwestern und ihre Ehemänner und Jungen, jüngere Brüder. Alles löste sich in Rufe auf, Gelächter, Schulterklopfen, Umschlingen der Schweife, Musik aus einem Abspielgerät und einen Ringtanz über den Boden.
Ein Schrei unterbrach das Treiben. Brechdan beugte sich über die Wiege seines jüngsten Großjungen. Ich sollte mit Elwych über seine Heirat sprechen, dachte er. Höchste Zeit, dass er den Erben des Erben zeugt. Das kleine Wesen, das auf den Pelzen lag, schloss eine Faust um den knorrigen Finger, der ihn streichelte. Brechdan Eisenrat schmolz innerlich dahin. »Du sollst Sterne als Spielzeuge haben«, gurrte er. »Wudda, wudda, wudda.«
IV
Ensign Dominic Flandry vom Fliegerkorps der Imperialen Navy wusste nicht zu sagen, ob er sein Überleben mehr dem Glück oder eher der eigenen Umsicht zu verdanken hatte. Wenn man neunzehn Jahre alt ist und die Codemoleküle auf dem Offizierspatent sich kaum fixiert haben, liegt es nahe, dass man der zweiten Möglichkeit zugeneigt ist. Doch hätte auch nur einer der Faktoren gefehlt, die er genutzt hatte, um sich zu retten … Darüber wollte er gar nicht nachdenken.
Außerdem waren seine Probleme noch längst nicht vorüber. Als Handelsschiff, das der Schwesternschaft von Kursowiki gehörte, hatte die Schütze von den immer hilfsbereiten Terranern zwar ein Funkgerät erhalten, das nur leider Schrott war; irgendein Hohlkopf hatte es mit eisenzeitlichen Methoden gewartet. Dragoika hatte eingewilligt, umzudrehen und Kurs auf den Heimathafen zu nehmen. Doch bei diesem schlechten Wind würden sie noch Tage in dieser verdammten schwankenden Badewanne auf See sein, bevor sie in Rufweite eines Bootes mit funktionstüchtigem Sender kommen würden. Das war zwar nicht per se fatal. Flandry konnte einheimische Rationen durch die Futterluke seines Helmes einführen; die starkadianische Biochemie ähnelte der terranischen so sehr, dass die meisten Speisen ihn nicht vergifteten, und er hatte Kapseln mit Vitaminzusatz bei sich. Aber der Geschmack, bei Gott, der Geschmack!
Am bedrohlichsten allerdings war die Tatsache, dass man ihn abgeschossen hatte, und das nicht allzu weit von ihrer augenblicklichen Position entfernt. Vielleicht würden die Seetrolle und die Merseianer dieses Tigery-Schiff ja in Ruhe lassen. Wenn sie noch nicht bereit waren, die Karten auf den Tisch zu legen, dann höchstwahrscheinlich. Flandrys Missgeschick deutete jedoch stark darauf hin, dass ihre Vorbereitungen mehr oder minder abgeschlossen waren. Als er zufällig den Bereich überflog, wo sie ihre neueste Schlechtigkeit zusammenbrauten, hatten sie sich so sicher gefühlt, dass sie das Feuer eröffnet hatten.
»Und dann
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