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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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auszudrücken.«
    »Ach, du lieber Spaßvogel!« Sie schloss ihn in die Arme. Ihre Wimpern glitzerten feucht. Chives ertrug die Umarmung in verlegenem Schweigen. Flandry merkte ihm eine tiefergehende Beklommenheit an.
    Sie setzten ihren Weg durch die leeren Straßen fort. Ein Kampfflugzeug zog niedrig über den Schornsteinen vorbei. Seine Nachströmung ließ die Luft heulen und fauchen. »Was hast du gemacht?«, fragte Flandry. »Wie hast du uns gefunden?«
    »Wenn Sie keine unmittelbar erforderliche Erklärung oder Anweisung für mich haben, Sir«, erwiderte er präzis artikuliert, »möchte ich chronologisch berichten. Ihren Befehlen gehorchend landete ich am Raumhafen und unterwarf mich der Zollkontrolle. Meine Legende wurde mir abgenommen, und ich erhielt die Erlaubnis, unter polizeilicher Aufsicht eine gewisse Zeit hierzubleiben, in der ich die Angelegenheiten erledigen konnte, die ich als Grund meines Kommens angegeben hatte. An Exotik interessiert, sprachen viele Städter mit mir, während ich mich während der nächsten planetarischen Tage unter ihnen bewegte. Indem ich vorgab, mit Homo sapiens weniger vertraut zu sein, als es eigentlich der Fall ist, sammelte ich Eindrücke, welche individuellen Emotionen dem bestehenden Schwindel entgegengebracht werden. Wenn Sie wünschen, Sir, werde ich Ihnen zu passenderer Zeit eine statistische Aufschlüsselung vorlegen.
    Ich muss eingestehen, dass ich völlig überrascht war, als eine Patrouille der Navy in meine Unterkunft eindrang und die Absicht erklärte, mich in Gewahrsam zu nehmen. Unter den gegebenen Umständen erschien es mir unklug, Sir, der Aufforderung Folge zu leisten. Ich war bestrebt, den Männern, die Seiner Majestät Uniform trugen, keine bleibenden Schäden zuzufügen, und werde zu gegebener Zeit auch den entwendeten Strahler zurückerstatten, den ich, wie Sie sehen, noch immer trage. Unverzüglich ersuchte ich bei einem Herrn um Zuflucht, den ich einer vehementen terrafeindlichen Gesinnung verdächtigte. Darf ich in allem Respekt bitten, dass sein Name und die Namen seiner Helfershelfer Ihrer offiziellen Kenntnisnahme entzogen bleiben? Neben ihrer Gastfreundschaft und Hilfswilligkeit mir gegenüber bewiesen die Betreffenden nur fehlgeleiteten Eifer, was das Wohlergehen dieses Planeten anbetrifft, und tatsächlich war meine Notlage der Anstoß zu ihrem ersten Gesetzesbruch. Sie boten mir erst Zuflucht, nachdem ich sie überzeugt hatte, ich wäre ein Revolutionär für meinen eigenen Planeten, während es sich bei dem öffentlichen Vorwurf, ich wäre merseianischer Agent, um eine Verleumdung handele, wie sie den Imperialisten sogar gegen Angehörige ihrer eigenen Spezies zuzutrauen sei. Sie ließen sich recht mühelos überzeugen; für eine Verwendung im Nachrichtenkorps kann ich sie nicht empfehlen. Von ihnen erhielt ich Kleidung, Verkleidungsmaterial und Geräte, die ich zu Überwachungsinstrumenten umbauen konnte, und begab mich daraufhin an die selbstständige Datensammlung.
    Sie sind rudimentär organisiert. Auf diesem Wege, durch einen Visifonanruf, erfuhr mein Gastgeber, dass eine große Delegation Zmayi auf das Kapitol zumarschieren. Mir kamen Donna Vymezals Aussagen zu ihrer Vorgeschichte in den Sinn, und in dem Vertrauen darauf, dass Sie und die Donna nicht zu Tode gekommen waren, sagte ich mir, dass Sie dabei sein könnten. Diese Schlussfolgerung bestätigt zu sehen war für mich höchst … befriedigend, Sir.«
    Flandry nagte eine Weile an seiner Lippe, ehe er antwortete. Dann fragte er: »Und es kamen dich wirklich Imperiale verhaften? Keine Dennitzaner?«
    »Nein, Sir, keine Dennitzaner. Ein Irrtum ist ausgeschlossen.« Chives sprach gedämpft. Mit seinen dünnen grünen Fingern zog er sich die Kapuze tiefer ins Gesicht.
    »Tagelang bleibst du unbehelligt, und dann plötzlich …« Flandry brach ab. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
    Die Delegation war tief in die Altstadt vorgedrungen und schritt gerade zwischen zwei großen Mietshäusern mit zahlreichen Balkons hindurch auf ein Plateau am Königsberg. Der Platz der Verfassung öffnete sich vor ihnen, weit, mit Schieferplatten belegt, darauf Bänke, Blumenbeete, Bäume – und alles menschenleer. In der Mitte des Platzes stand ein großer Springbrunnen mit einem Becken aus Granit. Er stellte in Bronze den Zweikampf zwischen Toman Obilic und Wladimir dar. Weiß tanzte das Wasser, doch sein Geräusch und seinen Sprühnebel trug der Wind davon. Nach Westen hin standen die Gebäude weit

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