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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Straßen, die enger wurden und sich den Hügel hinaufwanden: rote Ziegeldächer, Stuckwände, deren Verspieltheit mit der Zeit verblasst war, Schilder und Embleme über Eingängen, Mietshäuser, Bürohäuser, Kleinfabriken, Restaurants, Schankwirtschaften, Amüsierlokale, eine Pfarrkirche mit einer Zwiebelkuppel, einige große Geschäfte und kleine ausgefallene Läden zu Dutzenden. Alles in allem eine Umgebung also, die vor Bodenverkehr und Passanten hätte wimmeln sollen, lebhaft vor Bewegung, Farben, ausladenden Gesten, verschlagenen Gebärden, Worten, Gelächter, Pfeifen, Singen, Kummer, einem Akkordeon oder einer Fidel irgendwo, dem Geruch nach gerösteten Maiskolben und Nüssen, Eigenartigkeiten in Schaufenstern, Stadtmenschen, Landmenschen, Außerweltler, Vagabunden, Studenten, Soldaten, Kindern, Großmüttern, der unvergesslich hübschen Frau, von der man weiß, dass man sie niemals wiedersehen wird … Einige Passanten wichen zur Seite, einige Zuschauer standen in den Türen oder lagen auf den Fensterbänken der oberen Stockwerke und starrten die Ychani misstrauisch an. Ab und zu wich ihnen ein Bodenwagen aus. Ein Polizist in brauner Uniform und Schirmmütze trat zu Ywodh; sie sprachen. Der Polizist rief über Minikom seine Vorgesetzten und blieb bei den Ychani, bis ein Flugwagen sie aus der Luft inspiziert hatte, dann ging er wieder.
    »Das ist geradezu gruslig«, murmelte Flandry Kossara zu. »Sind die Straßen evakuiert worden, oder was?«
    Sie gab die Frage weiter. Unausgebildete Menschen hätten Informationen in dieser Weise nicht akkurat weitergeben können, doch schon bald richtete Kossara ihm von Ywodh aus: »Heute am frühen Morgen – die Organisatoren müssen die ganze Nacht gearbeitet haben – trat ein Ispravka gegen imperiales Personal in Kraft. Das bedeutet, dass gewöhnliche Bürger direkt eingreifen. Kein Aufstand und kein Lynchen. Die Menschen handeln völlig diszipliniert und oft innerhalb ihrer regulären Vojska-Einheiten; vergiss nicht, jeder körperlich taugliche Erwachsene ist ein Reservist. Solche Aktionen geraten nur selten außer Kontrolle, und oft wird gar keine Gewalt angewendet. Übeltäter werden vielleicht nur aus einem Gebiet ausgewiesen oder gefangen gehalten, während Sprecher des Volkes von den Behörden verlangen, dass Schritte zu ihrer Bestrafung ergriffen werden. Ispravkai haben schon Regierungen gestürzt. In diesem Fall ist Folgendes passiert: Terraner und andere, die dem Imperium dienen, sind in bestimmte Gebäude gebracht worden – sie sind Geiseln für die Freilassung des Gospodars und das Wohlverhalten der Navyschiffe. Der Zamok hat die Aktion als rechtswidrig verurteilt, und verlangt, dass sich die Menge auflöst, weil sonst die Spannungen verschärft werden. Er hat die Polizei losgeschickt. Die Leute umstehen unbeirrt die fraglichen Gebäude. Die Polizei hat noch keine Maßnahmen ergriffen; auf beiden Seiten ist kein Schuss abgefeuert worden.«
    »Ich habe von schlimmeren Bräuchen gehört«, sagte Flandry.
    Verwirrt fragte sie: »Sollten die Verschwörer nicht zufrieden sein?«
    Flandry zuckte mit den Schultern. »Ich würde sagen, sie sind es. Dennoch, vergiss nicht, dass die überwiegende Mehrheit eurer Beamten patriotisch eingestellt ist, und ob sie die Unabhängigkeit bevorzugen würden oder nicht, den Bürgerkrieg betrachten sie als allerletztes Mittel. Der ranghöchste von ihnen hat diese Unterlassungsanordnung ausgesprochen.« Er runzelte die Stirn. »Aber, ähem, weißt du, auf diese Weise sind eine Menge unserer potenziellen Helfer, sowohl Bürger als auch Polizei, aus dem Weg. Mit uns rechnet der Feind nicht. Wenn aber zu viele Parlamentsangehörige sich weigern, auf den Sezessionszug aufzuspringen, hat er freie Bahn für einen Putschversuch. Vielleicht ist der Aufwiegler, der diese … Ispravka angezettelt hat, selbst ein Merseianer in Menschengestalt.«
    Der Wind donnerte zwischen den Mauern.
    Am Rand des Pulks rührte sich etwas. Meldungen machten die Runde. »Chives!«, keuchte Kossara.
    Die Ychani ließen ihn durch. Auch er trug einen Kapuzenumhang, damit seine Spezies nicht auf den ersten Blick ins Auge fiel. Das smaragdgrüne Gesicht wirkte nicht mehr schmal, sondern ausgemergelt, die Augen waren eher rotbraun als bernsteingelb, aber als Flandry laut jubelte und den Shalmuaner bei den Schultern nahm, sagte Chives ungerührt. »Danke, Sir. Donna Vymezal, gestatten Sie mir die Freiheit, Ihnen mein Beileid für Ihren Verlust

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