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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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morgen zusammentritt?«
    »Ja. In Abwesenheit des Gospodars wird der Präsident des Obersten Gerichtshofs ihm Vorsitzen.«
    »Glauben Sie, man stimmt für eine Abspaltung?«
    »Ich hatte daran keinen Zweifel – bis ich hörte, was Dama Vymezal und Ihr zu sagen hattet.«
    Die Kapitäne packten fest ihre Pfeifen, Messergriffe oder die Tischkante. Sie könnten sich später äußern; doch was in den nächsten Minuten gesagt wurde, wäre ihr Kompass.
    »Wenn Ihr Euch erheben und ihnen sagen würdet -«, begann Flandry.
    Kossara unterbrach ihn. »Nein, Liebster. Das ist unmöglich.«
    »Was?« Er blinzelte sie an.
    Sie sprach behutsam und klar. Die Stimutab, die sie genommen hatte, ließ ihr Kraft aus Haut und Augen leuchten. »Die Skuptschina ist kein von außen kontrollierter Kongress wie im inneren Imperium. Sie besteht aus fünfhundert unterschiedlichen, stolzen Einzelpersonen, die für ebenso viele stolze Landstriche oder Gesellschaftsschichten sprechen. Es geht dort oft turbulent zu – es ist zu Kämpfen gekommen, und ja, es hat auch schon Tote gegeben –, und morgen wird es wild. Glaubst du, unser Feind hätte sich nicht auf den Höhepunkt seiner Arbeit vorbereitet? Ich kenne den Obersten Richter; er ist ehrlich, aber alt. Er kann ins Wanken gebracht werden, wen er anerkennen soll. Und wenn jemand das Wort erhält, der die gesamte Wahrheit ausspricht – glaubst du wirklich, er würde lange genug leben, um zum Ende zu kommen?«
    »Sie hat recht«, sagte Kyrwedhin.
    Flandry zog so fest an seiner Zigarette, dass sich sein Gesicht in Falten legte, ehe er antwortete. »Ja, ich habe angenommen, dass es in etwa so kommen müsste. Ein Mordanschlag wäre einfach. Ein paar versteckte Nadler, geschickt verteilt … und für den Notfall vielleicht noch einige schwerbewaffnete Schläger, die sich in Gebäuden in der Nähe des Kapitols verstecken. Wenn nötig nehmen sie es im Handstreich, nennen sich das Revolutionskomitee – und dank der Vorarbeiten, die der Feind über Jahre hinweg geleistet hat, sammeln sie wahrscheinlich so viel öffentliche Unterstützung, dass Ihr Volk festgelegt ist, ehe jemand das Ruder herumwerfen kann.«
    »Wenn Ihr das bedacht habt und nicht verzweifelt seid«, sagte Kyrwedhin, »dann müsst Ihr einen Plan haben.«
    Flandry runzelte die Stirn. »Ich hätte lieber gehört, was Ihr im Sinne habt. Ihr kennt die Verhältnisse am besten.«
    »Aber ich bin überrumpelt.«
    Kossara erhob gegen den Lärm des Sturmes ihre Stimme. »Ich weiß es. Wenn du und ich, Dominic – besonders ich –, wenn wir plötzlich vor ihnen erscheinen, in Person – nun, dann wäre es mehr als sinnlos, uns zu töten.«
    Kyrwedhin schlug mit dem Schweif auf den Boden. »Jawohl!«, rief er. »Meine Gedanken gingen in die gleiche Richtung. Allerdings könnt Ihr nicht einfach vom Platz der Verfassung hineinmarschieren. Das Eiserne Portal würdet Ihr niemals lebendig durchqueren. Ihr braucht einen Begleiter, Körper, die euch auf Eurem Weg in die Kammer der Einigkeit zugleich abschirmen und verbergen.«
    »Aber wie?«, fragte ein Dorfhäuptling.
    Kossara hatte die Antwort: »Ychani sind immer das Besondere Volk von Dennitza gewesen. Das Haus der Zmayi hat nie vollkommen für sie gesprochen; es ist eine Erfindung der Menschen. Wenn in verzweifelter Stunde mehrere hundert Fischer von der Obala nach Zorkagrad kommen, über den Platz und durch das Portal in die Kammer marschieren und verlangen, dass man ihre Anführer anhört, so wäre es nicht das erste Mal in der Geschichte, dass es passiert. Für den Feind gäbe es keine politische Handhabe, solch eine Demonstration aufzuhalten. Vielleicht erwartet er sogar, dass sich das Blatt zu seinen Gunsten wendet; Fremde würden natürlich annehmen, dass von Merseia stammende Dennitzaner terrafeindlich wären, richtig? Zu spät erst …« Sie breitete die Arme aus und hob die Stimme: »Zu spät würde man sehen, wer mitgekommen ist!«
    Unter dem Donnergrollen der Zustimmung raunte Flandry ihr zu: »Das war auch meine Idee. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, jemand hätte eine bessere.«

 
XVII
     
    Unmittelbar ehe ihr Flugwagen aufsetzte, beschwerte sich Flandry bei Kossara: »Gottverdammt noch mal, warum muss euer Parlament denn persönlich zusammentreten? Ihr habt doch Holokomsysteme. Eure Politiker könnten Bilder senden und empfangen … und wir hätten gestern Abend schon einen Weg zusammenschustern können, um sie anzurufen und ihnen die Tatsachen vorzulegen, ohne dass man sie zu uns

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