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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wurden die Banner geneigt. Langsam rückten die Fischer vor, während unsichtbare Kameras im Namen der Welt zusahen; in der Mitte des Saals blieben die Ychani stehen. Stille umgab sie. Flandrys Puls pochte.
    »Zdrawo«, sagte der Oberste Richter und fügte auf Eriau höflich hinzu: »Hydhref.« Seine Hand vergaß die staatsmännische Gestik und zupfte an seinem weißen Bart. »Wir … haben Sie … um der Einheit willen vorgelassen. Wenn ich recht verstehe, hat Ihre Delegation etwas Wichtiges zur momentanen Krise zu sagen – ein Gesichtspunkt, der verloren gehen könnte, wenn Sie jetzt hier nicht sprechen. Sie indes werden verstehen, wieso wir Ihre Redezeit auf fünfzehn Minuten beschränken müssen.«
    Ywodh verbeugte sich, die Handflächen nach unten, den Schweif gekrümmt. Er richtete sich auf und ließ seine Achterdecks-Bassstimme erklingen. »Wir danken dem Plenum. Ich brauche keine Viertelstunde; aber ich glaube, Sie werden uns mehr Zeit geben wollen, wenn ich zu Ende geredet habe.« Flandry entdeckte Kyrwedhin. Eigentümlich, dass der einzige Dennitzaner, den er hier kannte, merseianische Gene tragen sollte. »Ehrenwerte Abgeordnete und Bürger auf der ganzen Welt«, sagte Ywodh, »Sie haben in letzter Zeit vieles gehört: wie der Kaiser uns zermalmen wolle; wie wegen seiner Torheit oder seiner Intrigen ein neuer Krieg bevorstehe; wie seine Agenten zu Recht oder zu Unrecht seine Nichte Kossara Vymezal des Hochverrats angeklagt und sie – völlig zu Unrecht – als Sklavin verkauft hätten; wie sie sogar den Gospodar unter dem gleichen Vorwurf verhaftet hätten; wie sie es sein müssten, die das gesamte Anwesen seines Schwagers, des Woiwoden von Dubina Dolyina vernichtet hätten, um jeden Anflug freier Gedanken zu ersticken; wie wir nur noch die Wahl hätten zwischen Vernichtung oder Revolution – das alles haben Sie gehört.
    Ich sage nun, dass nichts davon stimmt.« Er riss als Signal den Arm hoch. Mit einem inszenatorischen Geschick, das Menschen nur durch intensive Übung erreicht hätten, öffneten seine Gefolgsleute ihre Reihen. »Und um die Lüge zu entlarven, ist sie mitgekommen: Kossara Vymezal, Schwesterstocher von Bodin Mijatovic, unserem Gospodar!«
    Sie schritt zwischen ihnen hervor, durch den Saal auf das Podest, und nahm ihren Platz zwischen den Yelen-Hörnern des Rednerpults ein. Ein Stöhnen erhob sich von den Menschen auf den Sitzbänken, als wäre der Herbstwind in den Saal vorgedrungen; die Zmayi stießen ein Grollen aus, das wie die Brandung klang. »Aber, aber was ist denn das?«, stammelte der Oberste Richter. Niemand achtete auf ihn. Kossara hob den Kopf und rief laut, sodass es im Saal widerhallte:
    »Hört mich, Volk von Dennitza! Von den Toten wiedergekehrt bin ich nicht, aber aus der Hölle, und ich will Zeugnis ablegen. Die Teufel sind keine Terraner, sondern Merseianer und ihre Kreaturen. Mein Retter war – ist – kein Dennitzaner, sondern ein Terraner. Die da nach Unabhängigkeit schreien, sind keine Verräter am Imperium, sondern an Dennitza. Ihr einziger Wunsch ist es, die Menschen gegeneinander aufzuhetzen, damit sie sich an die Kehlen fahren, bis der Roidhun kommt und unsere Knochen abnagt. Hört meine Geschichte und urteilt selbst!«
    Flandry trat auf sie zu, Chives an seiner Seite. Er wünschte, es wäre nicht zu störend, wenn er rannte. Die Nike von Samothrake hätte keinen größeren oder schutzloseren Stolz an den Tag legen können als Kossara. Flandry und Chives stellten sich neben ihr auf, den Blick auf die Eingangstür gerichtet. Kossara sprach triumphierend:
    »… entkam ich der Entehrung, die mir zugedacht war, durch die Gnade Gottes und den Anstand des Mannes, den Sie hier sehen, Captain Sir Dominic Flandry im Dienste Seiner Majestät. Lassen Sie mich von Anfang an berichten, was geschehen ist. Habe ich Ihre Erlaubnis, Ehrenwerte?«
    Schüsse antworteten. Raue Schreie ertönten. Außerhalb des Saals blitzte ein Strahler auf.
    Flandry riss die Waffe heraus. Die Sitzreihen der Skuptschina brachen in brüllendes Durcheinander aus. Etwa fünfzig Mann brachen durch die Tür. Gekleidet wie gewöhnliche Dennitzaner, wirkten sie alle hart, und viele sahen fremd aus. Sie trugen Schusswaffen.
    »In Deckung, Kossara!«, brüllte Flandry. Ihn durchfuhr: Richtig, der Feind hatte tatsächlich eine Noteingreiftruppe in einem Gebäude am Platz verborgen, und jemand in diesem Raum hat sie mittels Minikom hergerufen. Das Revolutionskomitee – es übernimmt, erklärt Kossara

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