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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zu einer Hochstaplerin …
    Er und Chives waren auf dem Podest. Kossara hatte sich nicht hinter dem Rednerpult auf den Boden geworfen. Sie war auf ein Knie gegangen, den Strahler in der Hand, und wartete auf ein gutes Ziel. Die Angreifer verteilten sich im Saal. Zwei eilten zu beiden Seiten an den zusammengedrängten, verwirrten Fischern vorbei.
    Ihre Waffenstrahlen sprangen durch den Saal und vereinten sich auf dem Rednerpult. Das Holz ging in Flammen auf, das Gehörn rutschte zu Boden. Kossara ließ die Pistole fallen und stürzte nach hinten.
    Chives sprang im Zickzack herbei. Ein Schuss schlug sengend und krachend nur Zentimeter von ihm entfernt ein. Er beachtete ihn nicht; er zielte. Der Kopf des ersten Meuchelmörders verwandelte sich in eine Feuerkugel. Der zweite brach zusammen, hielt seinen Beinstumpf, wand sich und kreischte eine kurze Weile. Chives erreichte den Nächststehenden, wickelte dem Mann den Schweif um den Hals und drückte zu, nahm einen anderen in den Schwitzkasten, zerrte ihn als Schutzschild herum und feuerte systematisch weiter.
    »Ich würde sagen«, rief er Ywodh durch den Lärm zu, »dass ihr vielleicht auch mal mit zupacken könntet, Jungs, findet ihr nicht?«
    Der Siedlerkapitän bellte. Sein Projektilwerfer fauchte. Ein Mann neben ihm stieß einem Gegner die Harpune in den Bauch. Dann stürzten sich, ohne auf den Beschuss zu achten, vierhundert große Seefahrer in den Kampf.
    Flandry kniete neben Kossara. Vom Busen bis zur Taille war ihr Körper eine einzige versengte blutige Wunde. Er hob sie halb an. Sie griff mit Händen und Augen nach ihm. »Dominic, Liebling«, hörte er sie kaum. »Ich wünschte …« Er hörte nichts mehr.
    Einen Augenblick lang dachte er an Wiederbelebung, Lebenserhaltungsgeräte, Klonen … Nein. Er bekäme sie niemals rechtzeitig ins Krankenhaus, ehe das Gehirn so weit zerfallen wäre, dass der Rückruf ihres Geistes unmöglich wurde. Niemals.
    Er senkte sie zu Boden. Ich denke jetzt nicht darüber nach. Keine Zeit. Ich mische mich besser in den Kampf ein. Die Ychani begreifen nicht, dass wir einige Gefangene brauchen.
     
    Im Herbst brach der Abend früh herein. Über dem See glomm ein letzter Rest des Sonnenuntergangs, sonst hatte blauschwarze Finsternis das Land ertränkt. Weit oben zitterten wenige Sterne, und hätte Flandry aus seinem Bürofenster hoch im Zamok geschaut, hätte er das Licht der Stadt gesehen, längs der Straßen wie ein Spinnennetz, einzelne Leuchtpunkte von den Häusern. Der Wind murmelte an den Fensterscheiben.
    Als er endlich Ruhe fand, setzte er sich von Schreibtisch und Steuerkonsole zurück. Der Sessel glich die Polster seinen Konturen an. Trotz der Medikamente, die die Trauer unterdrückten und den Stoffwechsel anregten und ihn so in Gang hielten, lastete die Müdigkeit auf jeder einzelnen Zelle. Er hatte die Fluoros abgeschaltet. Die Spitze der Zigarette glühte rot auf. Den Rauch schmeckte er nicht; vielleicht lag es an der Dunkelheit, oder vielleicht waren seine Zunge und seih Gaumen ausgedörrt.
    Nun, sagten seine uhrwerkhaften Gedanken, damit wäre die Hauptsache erledigt. Er hatte soeben direkt mit Admiral da Costa gesprochen. Der terranische Befehlshaber hatte den Eindruck gemacht, als glaube er den guten Absichten der provisorischen Regierung, deren Oberhaupt während des ganzen Nachmittags im Großen und Ganzen Flandry gewesen war. Am kommenden Tag wollte er die Freilassung des Gospodars besprechen. Soweit man schon sagen konnte, nahm die dennitzanische Bevölkerung es als gegeben hin, dass man sie getäuscht hatte. Letzten Endes würde sie natürlich einen umfassenden Bericht verlangen, von Beweisen gestützt; und dennoch würden die Dennitzaner nie begeisterte Anhänger des Imperiums werden; aber die Gefahr einer Revolution, gefolgt von Bürgerkrieg, schien vorüber zu sein.
    Morgen kann ich also die Mittel ihre Wirkung verlieren lassen, die Kontrolle aufgeben und meine Toten hereinlassen. An diesem Abend drang das Wissen, dass es keine Kossara mehr gab, nur wie Wind zu ihm, eine unaufhörliche Stimme hinter den Fensterscheiben. Das war ihr erspart geblieben, sagte er sich; sie hatte die Trauer in ihren letzten Stunden von sich geschoben, aber eher der Umstände wegen als dem Bedürfnis, sich zu verstellen, Jugend und Hoffnung zu leben, seine Präsenz neben sich zu spüren. Ich hingegen … ach was, ich kann schon weitermachen. Das hätte sie so gewollt.
    Es klingelte an der Tür. Wer zum Teufel ist das? Die Wachtposten

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