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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zurückverfolgen kann.«
    »Pst, Liebling.« Sie legte ihm eine Hand auf die geballte Faust. »Du weißt, wieso. Für schmückende Relikte reicht Elektronik aus. Die Skuptschina ist lebendig, sie debattiert und befindet über wirkliche Dinge, die Mitglieder brauchen Vertrautheit, Subtilität und Überraschung.«
    »Aber du, du musst dich unter die Mörder begeben, um sie zu erreichen.«
    »Und ich fürchte um dich«, sagte sie ruhig. »Wir sollten beide aufhören.«
    Auf der Sitzbank, die sie teilten, sah er sie an und sie ihn. Beryllaugen unter einer breiten Stirn und bronzenem Haar, ein starkes, hübsches Gesicht, in dem ihr Lächeln kaum merklich zitterte, Größe, Geschmeidigkeit, die Wärme ihrer Umarmung, ihr ganz eigener Geruch: War sie jemals schöner gewesen? Die Lebhaftigkeit, die in ihr aufschäumte, die Gelassenheit darunter, waren nicht das Werk eines Medikaments; der Wirkstoff hatte ihr nur gestattet, Schock, Erschöpfung und Trauer zeitweilig auf die Seite zu schieben und ganz Kossara zu sein.
    »Wenn heute Gefahr droht«, sagte sie, »dann danke ich Gott, dass er sie mich mit dir durchleben lässt.«
    Er verbiss sich die Entgegnung, dass er keinerlei Dankbarkeit empfinde. Sie küssten einander, nur sehr kurz und leicht, denn der Wagen war mit Ychani vollgestopft.
    Er landete auf einem Parkplatz am Rand von Zorkagrad. Näher am Stadtzentrum hätte nichts den Schwarm abgenutzter Flugwagen aufnehmen können, der hier eintraf. Davon abgesehen hätte ein plötzliches Auftauchen in der Stadt einen Alarm auslösen und eine rasche Reaktion des Feindes zeitigen können. Ein Marsch hingegen sollte eine beruhigende Wirkung ausüben. Flandry und Kossara zogen Kapuzenmäntel über, der ihre Spezieszugehörigkeit vor einem zufälligen Blick verbergen durfte, solange sie von hemianthropoiden Xenos umgeben waren, und stiegen aus.
    Ein Westwind pfiff unter der Sonne, die am blassen Himmel schwach leuchtete. Die Wolken waren heller; sie zogen in blendend weißen Trauben vorüber, und ihre Schatten überzogen die Welt mit Kühle, wohin sie trafen. Geflügelte Tiere kreisten in der Luft und stießen dünne Schreie aus. Die Bäume rings um den Parkplatz und längs der Straße, die von ihm fortführte – hauptsächlich terranische Arten, Eichen, Ulmen, Birken und Ahorne –, warfen die äußeren Äste herum, knarrende, rauschende delphische Laute, während eine feuerrote Zunge nach der anderen losgerissen wurde und über das Pflaster tanzte. Regenpfützen wanderten immer weiter. Die ganze Natur sagte Lebewohl.
    Die Ychani schlossen sich eng um die Menschen. Sie zählten gute vierhundert, von ihren Siedlerkapitänen danach ausgesucht, dass sie kühn, besonnen und geübt waren im Umgang mit den Messern, Dreizacken, Harpunen und Schusswaffen, die sie trugen. Ywodh von Nanteiwon, den Kyrwedhin zu ihrem Anführer ernannt hatte, ehe der Parlamentarier in die Hauptstadt zurückkehrte, ließ sie eine Formation der Kampfbereitschaft einnehmen. Sie redeten wenig und zeigten nach außen hin kaum Erregung, zumindest für menschliche Augen und Nasen; denn so ist es üblich an der Obala. Weder kannten sie das Geschehene in allen Einzelheiten, noch war es ihnen sehr wichtig. Es genügte, dass ihr Gospodar von dem Feind ihrer Vorväter betrogen worden, dass seine Nichte gekommen war, um die Wahrheit auszusprechen, und dass sie ihr als Soldaten dienten. Der Wind riss an den beiden Standarten in der Vorhut, ein weißer Stern auf blauem Grund für Jovan Matavulj, eine rote Axt auf Gold für Gwyth.
    »Alles bereit«, meldete Ywodh. Ein Ruf: »Vorwärts!« Er ging an der Spitze. Flandry und Kossara hätten sich gern bei den Händen gehalten, während sie marschierten, doch obwohl sie in der Menge standen, mussten sie ihre Mäntel gegen die schneidende Luft eng um sich ziehen. Das Knallen ihrer Stiefel ging im Scharren und Klicken der Zehengänger unter.
    Zunächst war vorhersehbar, dass sie niemandem begegneten. Sie befanden sich in einem neuen Stadtviertel aus freistehenden Häusern und zusammengedrängten Eigentumswohnanlagen außerhalb der Reichweite der Abwehrschildgeneratoren, die der Innenstadt einen gewissen Schutz boten. Die Bewohner hatten eine stärker gesicherte Umgebung aufgesucht. Gelegentlich beobachteten Milizpatrouillen, die unterwegs waren, um Plünderungen zu verhindern, die Prozession aus der Entfernung, aber behelligten sie nicht.
    Als sie weiterkamen, wurden die Gebäude älter und höher und standen dichter gedrängt an

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