Flandry 8: Agentin des Imperiums
und recht gut aussehend. »Äh, möchtest du ein wenig an Deck spazieren? Die Nacht ist so schön. Ich bin noch hellwach.«
»Tja, das geht mir genauso.« Diana schloss sich ihm an.
Sie gingen nebeneinander her. »Wir sollten uns besser kennenlernen«, sagte er. »Wir werden eine ganze Weile zusammen auf diesem Boot sein. Ich kann dich in unseren Anlaufhäfen umherführen, wenn du willst, und in Lulach auch, wenn wir dort sind. Es wäre mir ein Vergnügen.«
Sie lächelte. »Vielen Dank.« Ein Flirt konnte spaßig sein, wenn sie darauf achtete, dass er nicht ausartete. Außerdem erfuhr sie vielleicht etwas Nützliches.
XI
Ein Dutzend Lichtjahre entfernt dominierten den Himmel die beiden blauen Riesensonnen, die Alpha Crucis bilden. Selbst als Darstellungen in einem Sichtschirm hinterließen sie brennende Nachbilder, und es wäre gefährlich gewesen, das ungeschützte Auge auf ihnen ruhen zu lassen.
Die unmittelbare Gefahr jedoch lag näher: Dort rang der merseianische Kampfverband mit einer terranischen Flottille, die das Pech gehabt hatte, ihn abzufangen. Cyntath Gadrol von den Vach Ynvory, genannt Kanonenschild, der den Verband vom Dreadnought Ardwyr aus befehligte, hatte die Falle zuschnappen lassen und legte es darauf an, möglichst große Vernichtung zu erzielen, ehe die zahlenmäßig unterlegenen Terraner sich vom Gegner lösten und flohen. Wo Torpedos detonierten, erblühten neue Sterne in schrecklicher, kurzlebiger Schönheit. Wo aus ihnen eine rosige Wolke hervorbrach, die rasch in der Schwärze verblasste, waren ein Schiff und seine Besatzung gestorben. Die Schlacht tobte in einem Volumen, das Billionen Kilometer durchmaß.
Dennoch handelte es sich im Prinzip um ein Hinhaltemanöver, eine Deckung für das Geschwader, das sich gelöst hatte und mit höchster Pseudogeschwindigkeit auf das eigentliche Ziel zuhielt. Qanryf Bryadan Pfeilschnell von den Vach Hallen sah zu, wie ein gelber Lichtpunkt mit jeder Stunde anschwoll, bis er nach fünfen Alpha Crucis überstrahlte und die Vergrößerung ihn als Scheibe anzeigte. Trotz seines Beinamens, den er sich in der Heimat wohl verdient hatte, konnte Bryadan eine solche Zeitspanne lang mühelos völlig ruhig stehen: Denn er war auf einer Jagd. Schwach und doch ins Knochenmark gehend, durchpulsten ihn die Energien, die den Kreuzer Tryntaf antrieben. Luft strömte aus den Ventilatoren, kalt, weil er an einer arktischen Küste am Wilwidh-Ozean zu Hause war, und trug mit ihrem Geruch nach Ozon und Öl in ähnlicher Weise ein nur halb gespürtes Hochgefühl heran. Instrumente blitzten, Messanzeigen zitterten, Bildschirme tanzten durch seine Höhle voller Kontrolleinrichtungen. Die Operateure saßen aufmerksam davor, sprachen nur, wenn es nötig war, sangen dann aber die Worte leise aus, als träumten sie schon von dem bevorstehenden Triumph.
Als sein Schiff und dessen Begleiter in die Kometenwolke eindrangen, drückte Bryadan eine Interkomtaste. Das Gesicht, das auf den kleinen Bildschirm sprang, war jugendlich und gut aussehend; das Grün des Teints zeigte durch einen lafdiguanischen Vorfahren einen leichten Gelbstich. Es wirkte außerdem erstaunt. »Weitblickender!«, rief Afal Uroch von den Vach Rueth. Er salutierte, indem er die Hand vor die Brust und den Schweif gegen die Stiefel schlug. »Zu Befehl.«
»Im Namen Seiner Überlegenheit des Roidhuns«, erwiderte Bryadan mit gleicher Förmlichkeit. »Seid Ihr bereit?«
»Jawohl, Weitblickender. Die Besatzung ist bereit und eifrig. Haben der Qanryf neue Befehle für uns?«
»Ja und nein.« Bryadan beugte sich vor. »Ich möchte nur bestimmte Punkte Eurer Befehle noch einmal unterstreichen. Euch obliegt der heikelste Teil der gesamten Operation. Wenn Ihr ihn gut durchführt, ist er Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens.«
Uroch wagte zu grinsen. »Khraich, man nennt mich nicht umsonst den ›Glücklichen‹.«
»Bei der gebotenen Beachtung Eurer Ehre«, sagte Bryadan behutsam, »möchte ich Euch doch erinnern, dass ehrgeizige junge Offiziere dazu neigen, Mut und Voreiligkeit zu verwechseln. Euren vorherigen Leistungen verdankt Ihr, dass man Euch für den bevorstehenden Einsatz ausgewählt hat. Doch diese Taten haben mehr Kühnheit erfordert als Weisheit. Nicht dass Euer Urteil je anfechtbar gewesen wäre – unter den besonderen Umständen, denen Ihr gegenüberstandet. Diesmal werden sie anders sein. Diesmal müssen wir nicht das Schwert, sondern das Skalpell anwenden. Was Euch betrifft, so ist
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