Flandry 8: Agentin des Imperiums
dass sie an den Hängen zerschellten, ehe sie ausweichen konnten. Trümmer und Schädel torkelten die Hänge hinunter. Die übrigen Verteidiger surrten bestürzt umher. Sie hatten den Feindkontakt verloren.
Als Uroch über einem winterlichen Tiefland hervorkam, kämpfte er gegen die Versuchung an. Er konnte sein Geschwader rasch herumwerfen und die Verfolgung der Verfolger aufnehmen, sie in ihrer Verwirrung angreifen und eine Streitmacht zerstören und zerstreuen, die die Seine um das Drei- bis Vierfache übertraf. Welch eine Tat! In allen Schiffen und Hallen im ganzen Roidhunat würde man noch Jahrhunderte davon singen.
Er erinnerte sich an die Worte seines Kommandanten, biss die Zähne zusammen und flog geradewegs weiter. Der Befehl war von Anfang an klar gewesen. Außer am Ziel werdet Ihr minimalen Schaden anrichten. Wo immer es mit dem Ziel und dem maximalen Erhalt Eurer Streitmacht vereinbar ist, werdet Ihr das Ausweichmanöver der Konfrontation vorziehen. Wenn es erscheint, als wäre ein größeres Gefecht erforderlich, um Euer Ziel zu erreichen, werdet Ihr Euch so zügig wie möglich zu Eurem Mutterschiff oder dem Transportmittel, das am geeignetsten erscheint, zurückzuziehen.
Niemals hatte Uroch unter Befehlen gestanden, die schwieriger zu befolgen waren. Er begann zu begreifen, was es bedeuten musste, dem Oberkommando anzugehören. Vielleicht, schoss es ihm durch den Kopf, war dies noch ein Grund, weshalb man ihn für diesen Einsatz ausgewählt hatte. Könnte es möglich sein, dass man für ihn Größeres vorsah? … Verwirf den Gedanken. Bleib bei deiner Jagd.
Unvermeidlich besaß er breiten Ermessensspielraum. Nach einer raschen Durchsicht der Daten traf er seine nächste Entscheidung und gab Anweisungen aus. Die Merseianer stiegen ins All auf.
Uroch sah den Planeten in saphirblauem und silbernem Glanz unter sich. Die Sonne stieg in abendlichen Tönen über seinen Rand; des Afals Aufmerksamkeit richtete sich jedoch längs eines Radiusvektors voraus, wo zwei Kampfschiffe manövrierten und mit Lichtblitzen nacheinander warfen. So zart das ionisierte Gas auch verteilt war, das nach einer Kernexplosion mehrere Sekunden lang im All trieb, es genügte, um sein Geschwader vor der Entdeckung zu bewahren, während es den Planeten wie geheißen im freien Fall umkreiste. Damit schüttelte Uroch die zweite bodengestützte Flottille ab, die versucht hatte, ihn abzufangen.
Die Bahnkurve führte seine Kanonenboote schon bald wieder in die Atmosphäre. Mit wohlbemessenen Schubstößen traten sie in einen Hurrikan ein, der einen südlichen Ozean überquerte, und verbargen sich in seinem Wüten. Das Manöver erforderte sowohl Wagemut als auch Können, doch man hatte allen Anlass, Uroch den »Glücklichen« zu nennen.
Denn wie das Glück es wollte, erstreckte sich der Sturm bis an genau die Küste, die sein Ziel war. Ansonsten hätte er die Annäherung anders versucht, vielleicht sogar mehrere Tage lang. So aber konnte er brüllen: »Haa-aa und fort!« Seine Krieger brachen aus den Wolken und Winden hervor. Wie Meteore schossen sie über eine Hügelkette und ein weites, grünes, von Kanälen durchschnittenes Tal.
Das Tal war nicht sehr gut verteidigt. Die Gorrazanier hatten sich hauptsächlich auf ihre Raumflotte verlassen. Die wenigen planetengestützten Verbände, die sie besaßen, waren über den Globus verteilt stationiert; ein beträchtlicher Teil befand sich noch immer auf der anderen Seite der Welt und versuchte, Urochs Geschwader zu finden. Raketen und Flugzeuge stiegen in geringer Zahl auf. Die Merseianer beseitigten sie und kamen, auf den Gravantriebsfeldern schwebend, über dem Ziel zur Ruhe.
Von Funk- und Ortungsmasten sowie einem Turm für die lokale Wetterkontrolle abgesehen, fiel nichts Besonderes ins Auge. Einige Kuppeln schmiegten sich in eine Landschaft, in der rötlich das reifende Korn stand. Drei verschlafene Dörfer drängten sich innerhalb weniger Kilometer zusammen: archaische Lehmhäuser, denn die Gorrazanier sind ungeachtet der zahlreichen Söldner, die sie exportieren, ein konservatives Volk. Bei dem großen, modernen Gebäude, wuchtig und bunt, wie es ihr Geschmack war, handelte es sich vielleicht um eine Schule oder ein Museum, etwas dergleichen.
Uroch wusste es nicht. Er hatte offiziell nicht erfahren, was er vernichten sollte. Im Laufe seiner Einweisung hatte er freilich gefolgert, dass es sich wahrscheinlich um eine wichtige Kommandozentrale handelte – der Polizei oder des
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