Flandry 8: Agentin des Imperiums
besonders wichtig, dass Ihr Euch den Unterschied immer vor Augen haltet. Was genau geschehen wird, das weiß der Gott allein. Es mag sein, dass Ihr überrascht werdet, Euch in verzweifelter Lage wiederfindet und Eure ganze Feuerkraft nutzen müsstet – denn Ihr seid für Eure Besatzungen verantwortlich, und daher auch für die Frauen und Kinder Eurer Männer. Andererseits könntet Ihr auch eine Gelegenheit sehen, den Feind völlig zu vernichten. In beiden Fällen werdet Ihr der Versuchung widerstehen, Afal. Sterbt, wenn es sein muss, gemeinsam mit denen, die Euch vertraut haben; oder zieht Euch ohne Erfolg zurück, wenn es nicht anders geht, und lebt Jahre unter der Verachtung Eurer Offiziersbrüder, denen Ihr Euch nicht erklären dürft, aber beschränkt Euch auf das genaue Ziel, das Euch genannt wurde.«
Eine leichte Veränderung der Farbe und Körperhaltung, ein kaum sichtbares Zurückzucken der Lippen von den Zähnen, mehr gab Uroch nicht preis. »Jawohl, Weitblickender.«
Bryadan vollführte eine Geste der Zuneigung, wie sie ein Vorgesetzter seinem Untergebenen nur selten erwies, und sprach in weicherem Ton: »Ich wiederhole, Afal, ich achte Eure Ehre in höchsten Maße. Das Gleiche gilt für Eure Intelligenz. Hätte ich Euch andernfalls für diese Aufgabe vorgeschlagen? Wenn der Gott es will, und das glaube ich, werdet Ihr ruhmbeladen zurückkehren. Gewiss, wir können es dem Universum nicht offenbaren – noch nicht –, aber Euresgleichen wird Bescheid wissen, und vielleicht sogar Euer Roidhun.«
Die Verletzung auf dem Gesicht wandelte sich in steif beherrschte Freude.
»Ich muss noch etwas hinzufügen, und es ist mein eigentlicher Grund, weshalb ich jetzt mit Euch spreche«, fuhr Bryadan fort. »Ehe wir den Kontakt mit dem Hauptverband verloren, hat Cyntath Gadrol etwas verlautbart. Aufklärer melden terranische Verstärkungen auf dem Anmarsch, aber in solch geringer Stärke, dass wir auch sie spielend hinhalten können. Uns bleiben, wenn es nötig ist, Tage, um unsere Aufgaben hier zu vollenden, ehe der Feind hinreichende Kräfte heranführen kann, um uns zum Rückzug zu zwingen. Daher, Afal, könnt Ihr Euch Zeit lassen. Erkundet Eure Möglichkeiten, ehe Ihr Euch entscheidet. Vergesst nicht, unser Unterfangen ist bei aller Wichtigkeit nur ein Bruchteil des großen, noch nicht offenbarten Planes, nach dem unsere Vorgesetzten uns führen. Das Schicksal der Rasse greift über Jahrmillionen. Gute Jagd, Afal.«
»Euch das Gleiche, Weitblickender«, antwortete Uroch. Als der Schirm sich leerte, brüllte er seinen Jubel heraus.
Die Merseianer drangen überlichtschnell so tief in den Gravitationstrichter der gorrazanischen Sonne ein, wie sie wagten. Als sie wieder in den relativistischen Zustand übergingen, nahmen sie Eigengeschwindigkeiten an, die zuvor sorgsam eingestellt worden waren und auf den bewohnten Planeten des Systems zeigten. Den Abstand überwanden sie in weniger als drei Stunden, unter Bremsbeschleunigungen, die aus lebendem Gewebe moleküldünne Filme gemacht hätten, wären sie nicht durch interne Kraftfelder kompensiert worden.
Die gorrazanische Heimatflotte erhielt keine Gelegenheit, um einzugreifen. Die Schiffe, die sich auf Umlaufbahnen in der Nähe des Planeten befanden, verteidigten ihre Welt mutig. Bryadans Geschwader vernichtete sie. Verbände aus größerer Entfernung trafen ein. Bryadan vernichtete sie nacheinander. Währenddessen zertraten seine Sender die lokalen Sendungen unter Kampfstiefeln, indem sie in den verbreiteten Sprachen der Region brüllten: »Hören Sie her, wir wollen Ihnen nichts tun. Wir sind auf ausdrücklichen Wunsch Ihrer rechtmäßigen Anführer hier, des Befreiungsrats, der den Jahrhunderten der Unterdrückung ein Ende bereiten will. Seine Überlegenheit der Roidhun erkennt den Befreiungsrat als legitime Regierung des gorrazanischen Reiches an. Gleichzeitig hat Merseia kein Interesse, sich in Ihre inneren Angelegenheiten einzumischen. Überlegen Sie nur, wie weit unsere Hoheitsräume voneinander entfernt liegen. Dass wir uns als Reaktion auf eine Bitte auf solch einen weiten Weg machen, auf dem wir das Risiko in Kauf nehmen, von terranisch-imperialen Aggressoren angegriffen zu werden, ist reiner Altruismus unsererseits. Wir sind nicht hier, um Militärhilfe zu leisten oder kriegerische Handlungen vorzunehmen, sondern um den tapferen Armeen Ihres Befreiungsrats medizinische Versorgungsgüter zukommen zu lassen. Wenn wir bewaffnet landen, so nur, um uns
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